Die Traumdeutung ist auch über 100 Jahre nach ihrer Veröffentlichung lesenswert, steht im Zentrum der Psychoanalyse und befasst sich derart intensiv mit dem Prozess des Träumens, dass sie für eine Traumanalyse auch heute noch unverzichtbar ist. Was sie jedoch nicht ist, ist ein einfaches und literarisch schönes Werk. FREUD hat dieses Problem erkannt, sah sich aber nicht im Stande, es vollständig zu lösen. Dieser formalen Kritik an seinem Lebenswerk stand eine gleichfalls lebenslang unerschüttert gebliebene Hochschätzung der enthaltenen Inhalte gegenüber. Es ist also nicht verwunderlich, dass FREUD gerade ein Werk wie JENSENS Gradiva ausgewählt hat, um es als Paradebeispiel für sein Meisterstück heranzuziehen. Es ist voll von Träumen. Diese nutzt FREUD um durch ihre Analyse Werbung für seine Traumdeutung vorzunehmen, anstatt sie einer tatsächlichen und v.a. vollständigen Interpretation zu unterziehen. Dass er hierfür ein literarisches Werk herangezogen hat, mag auf den ersten Blick sonderbar sein, aber wenn man genauer auf die Traumdeutung, ihren Entstehungsprozess, sowie die Popularität, welche Pompeji zu seinen Lebzeiten hatte, sieht, so ist dies gar nicht mehr so merkwürdig.