Wilhelm Laage wurde zum Beginn seiner Laufbahn eine große Zukunft prophezeit, dennoch blieb er bis heute vorrangig einem Fachpublikum ein Begriff. Als einer der ersten Künstler in Deutschland widmete sich der 1868 in Stellingen bei Hamburg geborene Wilhelm Laage Ende des 19. Jahrhunderts dem künstlerischen Holzschnitt. Er zählt zu jener legendären Künstlergeneration, die in den 1890er-Jahren den Holzschnitt, der zum reinen Reproduktionsmedium verkommen war, gewissermaßen wiederentdeckt. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war ihm der Weg zur Kunst keineswegs vorgezeichnet. Jedoch ermöglichten ihm sein beharrlicher Enthusiasmus sowie Förderung durch wohlwollende Unterstützer ein Kunststudium in Karlsruhe und Stuttgart, bei dem er auch seine aus Reutlinger Bürgertum stammende zukünftige Frau Hedwig Kurz kennenlernte. 1907 ließ er sich mit ihr in Reutlingen nieder, wo er bis zu seinem Tode 1930 dauerhaft lebte und arbeitete. Wilhelm Laages Bedeutung für die Kunstgeschichte beruht vor allem auf seinem druckgrafischen Schaffen. Parallel zu Edvard Munch schuf er ab 1898 gleich jenem kraftvolle und kompromisslose Holzschnitte, die von Zeitgenossen als wegweisend empfunden wurden. Aus seinem frühen, mit ungebändigter Kreativität geschaffenen Œuvre ragen vor allem die symbolistisch aufgeladenen Blätter hervor, die ihre starke Ausdruckskraft aus dem materialgerechten Holzschnitt gewinnen. Die aufgerissenen Strukturen, das Sichtbarwerden der Maserung sind Elemente, die erst Jahre später von den Künstlern der »Brücke« aufgegriffen wurden. Laage trug damit wesentlich dazu bei, den Holzschnitt zu einem genuinen Medium der Kunst der Moderne zu machen.