Als ich 1978 am Museum in Hildesheim zu arbeiten begann, wusste ich sehr wenig über Wilhelm Pelizaeus. 1980 hatte ich eine kleine Dokumentationsausstellung anlässlich seines 50. Todestages vorzubereiten und hielt zum ersten Mal seine Briefe an Otto Rubensohn, den Gründungsdirektor des Pelizaeus-Museums von 1909 bis 1915, in der Hand. Darin diskutierte Pelizaeus mit Rubensohn die Aufstellung seiner Schenkung, die Gestaltung der Räume, die Beschaffung von Vitrinen und Schränken, die vielen Alltagsprobleme beim Umbau des Lutherischen Waisenhauses in ein Museum. Und vor allem teilte er ihm mit, was er inzwischen zusätzlich zu seiner Schenkung neu erworben hatte, und schlug vor, wie diese Objekte in das Konzept der Präsentation eingefügt werden könnten. Eine detaillierte Geschichte der frühen Jahre des Pelizaeus-Museums vor seiner Eröffnung und in den ersten Jahren danach bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs breitete sich in diesen Briefen vor mir aus. Zur Person Wilhelm Pelizaeus war über seinen Enthusiasmus, sein Engagement, seine Freude an der Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte, hinaus dagegen wenig zu erfahren. Ich war fasziniert, meine Neugier geweckt. Ich suchte daher nach weiterführenden Informationen zu ihm selbst, zur Situation in Hildesheim, zu den dortigen Anfängen einer Beschäftigung mit Altägypten und wurde im umfangreichen Altakten-Bestand des Pelizaeus-Museums, in den Verwaltungsakten des Stadtarchivs Hildesheim, in Verwaltungsberichten des Magistrats und in den Rechenschaftsberichten des "Vereins für Kunde der Natur und der Kunst im Fürstenthum Hildesheim und in der Stadt Goslar" fündig. Vor allem die ungeordneten und an verschiedenen Stellen verwahrten Altakten erwiesen sich als ergiebig, da sie auch Informationen zur Familie Pelizaeus enthielten. Im Laufe der Jahre sammelte ich diese Informationen und ordnete die Unterlagen, fand weitere Briefe von Pelizaeus' Hand und stellte zunächst alles für meinen persönlichen Gebrauch zu einem größeren Konvolut zusammen, um die Geschichte der Ägypten-Sammlung in Hildesheim vor Pelizaeus und seiner Schenkung 1907 zu rekonstruieren. Für die Geschichte der von ihm erworbenen Objekte erwiesen sich diese Unterlagen und die Briefe als sehr informativ, denn man erfährt aus ihnen einiges darüber, wann und wo er die Objekte erwarb und welche Wissenschaftler seiner Zeit er in Kairo kennenlernte. Die Briefe erlauben nebenbei einen Blick auf Ägypten in Pelizaeus' Zeit, wenn auch nur in Ausschnitten, da er sich fast nie zu Politik, Gesellschaft und dem Umfeld seiner beruflichen Tätigkeit äußerte. Man erfährt aber, von wem er sich bei seinen Erwerbungen beraten ließ, wie sein Interesse an Ausgrabungen geweckt wurde und dass er manches Objekt in Absprache mit dem Service des antiquités égyptiennes ankaufen konnte. Dies alles macht die Briefe, die er selbst schrieb, und ebenso die, welche an ihn gerichtet waren, zu einer derart interessanten Quellensammlung, dass mir schon bald der Gedanke kam, sie zu veröffentlichen und damit der Wissenschaft zugänglich zu machen. Dieses Projekt begleitet mich nun seit mehr als 30 Jahren, ohne dass neben der täglichen Arbeit im Museum ausreichend Zeit blieb, das Projekt konsequent zu verfolgen und zum Abschluss zu bringen. Ein erstes Manuskript war 1998 so weit gediehen, dass die Auswertung der Briefe in Bezug auf die Objekte des Pelizaeus-Museums nicht ganz fertiggestellt war; es fehlten auch noch die Einleitung mit einer Biografie des Mäzens und die kommentierten Personen- und Sachverzeichnisse als Teil der allgemeinen Auswertung. Die schwierigen Jahre des Übergangs nach Überführung des Roemer- und Pelizaeus-Museums, das bis Anfang 2000 Teil der Stadtverwaltung Hildesheim war, in die Rechtsform einer städtischen "Gesellschaft mit beschränkter Haftung" (GmbH) nahmen jedoch Zeit und Kraft so in Anspruch, dass die Weiterarbeit am Manuskript zum Erliegen kam. Dies erwies sich nachträglich jedoch als glücklicher Umstand, denn erst in den letzten 15 Jahren sind mir weitere wichtige Briefe und Archivalien zur Kenntnis gelangt, die ich nun hinzufügen konnte: Dazu gehören Unterlagen aus dem Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo in Berlin und des Schweizerischen Instituts für ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo. Und endlich erfuhr ich auch mehr über den Menschen Wilhelm Pelizaeus, denn zwei Nachkommen seiner Geschwister machten mir private Korrespondenzen zugänglich, die ich in die Gesamtauswertung einbeziehen konnte. Mein großer Dank für die Genehmigung zur Publikation der Briefe und Archivalien dieses Bandes geht an Herbert Reyer und Michael Schütz, Stadtarchiv Hildesheim; an Stefan Seidlmayer, Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Kairo; an Cornelius von Pilgrim, Schweizerisches Institut für ägyptische Bauforschung und Altertumskunde, Kairo; an Elke Blumenthal und Hans-Werner Fischer-Elfert, Ägyptologisches Institut und Ägyptisches Museum - Georg Steindorff - der Universität Leipzig; an Hans Kloft und Armin Hetzer, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Nachlass Adolf Erman; an Everardus Overgaauw und Jutta Weber, Staatsbibliothek zu Berlin SPK, Handschriften-Abteilung; an Walter Rose und Peter Bergheim für die privaten Unterlagen. Ich danke Freunden und Kollegen, die meine Arbeit begleitet und gefördert haben und denen ich viele Hinweise, Anregungen und vor allem Ermutigung verdanke. Dazu zählen auch Mitglieder des "Freundeskreises Ägyptisches Museum Wilhelm Pelizaeus Hildesheim e. V." und Teilnehmer meiner Volkshochschul-Kurse, die sich mit Freude und Engagement an der "Entzifferung" alter Unterlagen beteiligten. Eine auf die in diesem Band genannten Orte abgestimmte Ägypten-Karte verdanke ich Naoko Wölze, Göttingen, und die Übersetzung arabischer Ausdrücke und Redensarten Rafed El-Sayed, damals Göttingen. Mein besonderer Dank gilt Nira Kleinke, Hildesheim, ohne deren Mitarbeit ich wegen meiner zunehmenden Sehbehinderung die technische Umsetzung des Manuskripts, Ordnen der Unterlagen, Literaturbeschaffung, Recherchen und das Korrekturlesen nicht hätte bewältigen können. Die Schafhausen Stiftung Hildesheim gewährte dankenswerterweise einen großzügigen Zuschuss für den Druck, den Sven Oliver Abromeit, Bereichsleiter Wissenschaft und Regionalia, Gebrüder Gerstenberg Verlag Hildesheim, in bewährt guter Zusammenarbeit betreute und zu einem guten Ende führte. Hildesheim, im Frühjahr 2024 Bettina Schmitz
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