Das 1959 entstandene monumentale Gemälde Lidice ist seit 1962 verschollen. Gisela Schirmer machte sich auf eine detektivische Entdeckungsreise und spürte in Archiven eine ungewöhnliche Bildgeschichte auf. Anhand bisher unveröffentlichter Skizzenbücher verfolgt sie Willi Sittes Entwicklung von Historienbildern seit 1942 bis in die 1960er Jahre und setzt sie in Bezug zur Kunstpolitik der DDR. Der Ort Lidice wurde 1942 als Vergeltung für das Attentat auf Reinhard Heydrich von der SS zerstört, die Einwohner ermordet oder ins KZ gebracht. Die Autorin rekonstruiert den zeitgeschichtlichen Kontext von Entstehung und Schicksal des Gemäldes Lidice und weiterer Historienbilder Sittes und zeigt, wie sich das kulturelle und politische Gefüge eines starren Systems unter künstlerischem Reformdruck veränderte. Vor allem die Skizzenbücher geben dabei Aufschlüsse über die Entstehungsgeschichte des Werkes und legen die weite Entwicklungsspanne des Künstlers offen. Sie zeigen, mit welcher zeichnerischen Virtuosität bereits der junge Sitte historische Stoffe bewältigte, anfangs vor allem aus Lust am Erzählen, bald mit einer politischen Botschaft versehen. Sie lassen sichtbar werden, wie er sich mit dem Blick des 19. Jahrhunderts an den alten Meistern schulte und durch die Erfahrung mit der Kunst Picassos und der Klassischen Moderne zu seiner eigenen künstlerischen Sprache fand.
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Die Suche nach verlorenen Bildern ist ein altes Thema der Kunstgeschichte. Dass diese auch für die neuere Zeitgeschichte relevant ist, wird von Gisela Schirmer beeindruckend und spannend vorgestellt. H-Soz-u-Kult Das Wechselverhältnis von Kunst und Politik wird eindringlich erfahrbar. Gleichzeitig lässt die Autorin den LeserInnen offen, sich eine eigene Meinung zu der Positionierung Sittes zu bilden, (...). aviva-berlin.de