Wo kann man in den Alpen beim Eispolo zusehen? Wo fand Friedrich Nietzsche Inspiration für "Also sprach Zarathustra"? Wo befinden sich die Seen, auf denen ab elf Uhr morgens idealer Surfwind aufkommt? Natürlich im Engadin. Zu diesen und anderen Lieblingsplätzen entführen Sie die Texte von Daniel Badraun und die Fotos von Rolf Canal. Besonderes Augenmerk gilt neben den Bergen auch den Pässen, denn für ein Hochtal wie das Engadin sind sie Lebensadern und Verbindung zur Welt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2014Schweben auf Wolke sieben
Es gibt Bücher, aus denen man nicht recht klug wird. Dieses gehört dazu. Der Titel verspricht Lieblingsplätze, die Kapitel selbst aber sind Orten, Regionen, Wanderstrecken gewidmet, deren Schönheit den Autor so fesselt, dass er sich an mancher Weggabelung selbst nicht entscheiden kann, wie es nun weitergehen soll. Beides schön, sagt er, und schickt den Leser los, sich doch seine eigenen Lieblingsplätze zu suchen. Da hätte man etwas mehr Engagement erwartet, doch kennt Daniel Badraun nur eine Leidenschaft: das Essen. Ziegenkäse, Nusstorte, Kaviar, Wurst und Hummer. Um keine Terrasse ist er verlegen, auf der man nach allen Regeln der Kunst verwöhnt wird, wie er es formuliert - und vor allem behauptet. Das ist das größte Problem des Buchs: Man muss Daniel Badraun glauben. Dass er im Zweitberuf Kriminalautor ist, macht er sich nicht zunutze. Atmosphäre ist ihm fremd. Nur knappe Sätze mit erwartbaren Adjektiven, von schmucken Häusern über stattliche Palazzi bis zu lauschigen Plätzen - dazu ein paar Einschätzungen, in denen Badrauns Unlust an dem Buch besonders auffällig wird. Zu Sils fällt ihm vor allem ein, dass Thomas Mann und Hermann Hesse, Joseph Beuys und Friedrich Nietzsche dort zu Gast waren, und zu Nietzsche wiederum kaum mehr, als dass er dort den "Zarathustra" schrieb: "Ein Buch für alle und für keinen." Das kann man von "Willkommen im Engadin" leider nicht behaupten. Es ist ein Buch für keinen.
F.L.
"Willkommen im Engadin - 66 Lieblingsplätze und 11 Pässe" von Daniel Badraun und Rolf Canal. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2013. 192 Seiten, Abbildungen. Broschiert, 14,99 Euro.
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Es gibt Bücher, aus denen man nicht recht klug wird. Dieses gehört dazu. Der Titel verspricht Lieblingsplätze, die Kapitel selbst aber sind Orten, Regionen, Wanderstrecken gewidmet, deren Schönheit den Autor so fesselt, dass er sich an mancher Weggabelung selbst nicht entscheiden kann, wie es nun weitergehen soll. Beides schön, sagt er, und schickt den Leser los, sich doch seine eigenen Lieblingsplätze zu suchen. Da hätte man etwas mehr Engagement erwartet, doch kennt Daniel Badraun nur eine Leidenschaft: das Essen. Ziegenkäse, Nusstorte, Kaviar, Wurst und Hummer. Um keine Terrasse ist er verlegen, auf der man nach allen Regeln der Kunst verwöhnt wird, wie er es formuliert - und vor allem behauptet. Das ist das größte Problem des Buchs: Man muss Daniel Badraun glauben. Dass er im Zweitberuf Kriminalautor ist, macht er sich nicht zunutze. Atmosphäre ist ihm fremd. Nur knappe Sätze mit erwartbaren Adjektiven, von schmucken Häusern über stattliche Palazzi bis zu lauschigen Plätzen - dazu ein paar Einschätzungen, in denen Badrauns Unlust an dem Buch besonders auffällig wird. Zu Sils fällt ihm vor allem ein, dass Thomas Mann und Hermann Hesse, Joseph Beuys und Friedrich Nietzsche dort zu Gast waren, und zu Nietzsche wiederum kaum mehr, als dass er dort den "Zarathustra" schrieb: "Ein Buch für alle und für keinen." Das kann man von "Willkommen im Engadin" leider nicht behaupten. Es ist ein Buch für keinen.
F.L.
"Willkommen im Engadin - 66 Lieblingsplätze und 11 Pässe" von Daniel Badraun und Rolf Canal. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2013. 192 Seiten, Abbildungen. Broschiert, 14,99 Euro.
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