Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2003Süffige Anekdoten
Die Plünderung der französischen Weinkeller durch die deutsche Besatzungsmacht war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Beitrag zur Kriegsfinanzierung. Ein Teil der Beute fand sich 1945 auch in den Kellern der Nazi-Größen. Gegen diesen Beutezug wehrten sich die Betroffenen mit zivilem Ungehorsam und füllten oft Fusel in die guten Flaschen. Es ist verdienstvoll, daß die Autoren Don und Petie Kladstrup dieses Thema aufgreifen. Das Buch besticht durch viele spannende Lebensgeschichten, die liebevoll zusammengetragen wurden. Allerdings kommen die Zeugen zu Wort, ohne daß ihre Erzählungen quellenkritisch eingeordnet werden. Auch hätte es dem Buch gutgetan, die deutschen Archive zu nutzen. So aber bleibt es eine Betrachtung von zwei Weinliebhabern, die zum Teil erschreckend naiv durch die Zeitgeschichte reisen. Die Chance wurde vertan, ein wegweisendes Werk über ein verkanntes Kapitel der Wirtschaftsgeschichte zu schreiben. Dafür hat der Verlag für eine angenehme Präsentation gesorgt. Die gleiche Hingabe hätte das Lektorat verdient gehabt. Selbst Göring-Zitate wurden einfach rückübersetzt. Das rechtfertigt kaum den Aufschlag von 10 Euro gegenüber dem Original.
hlr.
Don und Petie Kladstrup: Wein & Krieg. Klett Cotta Verlag. 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Plünderung der französischen Weinkeller durch die deutsche Besatzungsmacht war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Beitrag zur Kriegsfinanzierung. Ein Teil der Beute fand sich 1945 auch in den Kellern der Nazi-Größen. Gegen diesen Beutezug wehrten sich die Betroffenen mit zivilem Ungehorsam und füllten oft Fusel in die guten Flaschen. Es ist verdienstvoll, daß die Autoren Don und Petie Kladstrup dieses Thema aufgreifen. Das Buch besticht durch viele spannende Lebensgeschichten, die liebevoll zusammengetragen wurden. Allerdings kommen die Zeugen zu Wort, ohne daß ihre Erzählungen quellenkritisch eingeordnet werden. Auch hätte es dem Buch gutgetan, die deutschen Archive zu nutzen. So aber bleibt es eine Betrachtung von zwei Weinliebhabern, die zum Teil erschreckend naiv durch die Zeitgeschichte reisen. Die Chance wurde vertan, ein wegweisendes Werk über ein verkanntes Kapitel der Wirtschaftsgeschichte zu schreiben. Dafür hat der Verlag für eine angenehme Präsentation gesorgt. Die gleiche Hingabe hätte das Lektorat verdient gehabt. Selbst Göring-Zitate wurden einfach rückübersetzt. Das rechtfertigt kaum den Aufschlag von 10 Euro gegenüber dem Original.
hlr.
Don und Petie Kladstrup: Wein & Krieg. Klett Cotta Verlag. 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
A sprightly and amusing book, full of spicy anecdotes Evening Standard