Hunde haben mich so wenig interessiert wie Handballergebnisse oder Romane von Uwe Johnson. Mich haben nicht einmal Hundehaufen im Grünstreifen gestört. Es war fast so, als hätte ich eine Art Hundeblindheit gehabt. Dort, wo andere Leute einen Hund haben, war bei mir eine Leerstelle. Dann kam der Hund Winston, den böse Menschen auf einem Friedhof ausgesetzt haben, gurkennasig, seltsam krummbeinig, mit Fledermausohren. Natürlich, Winston ist kein Wunschhund. Er pinkelt auf das Parkett, er zerbeißt Brillen, Kissen und Telefonkabel, verheert die Inneneinrichtung und stört die Nachtruhe. Und er eröffnet seinem neuen Besitzer Welten, von denen dieser vorher nichts ahnte: Das komplexe System Hundewiese, die diversen Herrchenrassen, das Hunde-Expertenwesen. Natürlich bereitet einem Mann, dem das Prinzip Gehorsam grundsätzlich suspekt ist, die Erziehung eines Hundes allergrößte Probleme. Dass allerdings auch die Hundetagesstättenleiterin und der Hundeflüsterer an ihm scheitern, spricht fürden eigenwilligen Charakter dieses Hundes, der sich das Herrchen gesucht hat, das ihn ganz sicher nicht wollte. Doch wer sonst hätte die Kraft, die Kultiviertheit und den Witz besessen, sein Hundeleben an Winstons Seitein ein derart vergnügliches Buch zu verwandeln? Genau, niemand als Herr Klute, der Mann, den Winston fand.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Geradezu hingerissen bespricht Jens Jessen dieses "anmutige Büchlein" über den Bullterriermischling und sein Herrchen, den SZ-Autor Hilmar Klute. Dessen "bezaubernd charmanter Plauderton" begeistert ihn ebenso, wie die "eklatanten Stileigentümlichkeiten" dieses Buchs. Aber nicht allein dessen Bemerkungen zum Verhältnis Hund und Mensch findet Jessen so hinreißend, sondern auch die schonungslose Wahrheitsliebe, mit der Klute sich den Schwächen beider Spezies widmet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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