Winter in München, 1945, ein gutes halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt ist schwer von den Folgen des Krieges gezeichnet. Fast drei Viertel der Häuser sind zerbombt, es fehlt an allem. Nahrungsmittel sind knapp, dafür blüht der Schwarzmarkt, auch wenn die amerikanische
Militärpolizei dies mit allen Mitteln in ihrem Einflussbereich unterbinden möchte. Aber da das Verbrechen…mehrWinter in München, 1945, ein gutes halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt ist schwer von den Folgen des Krieges gezeichnet. Fast drei Viertel der Häuser sind zerbombt, es fehlt an allem. Nahrungsmittel sind knapp, dafür blüht der Schwarzmarkt, auch wenn die amerikanische Militärpolizei dies mit allen Mitteln in ihrem Einflussbereich unterbinden möchte. Aber da das Verbrechen niemals schläft, gilt es natürlich auch Kapitalverbrechen aufzuklären. Die Einwohner der bayerischen Metropole leben in Angst und Schrecken, denn ein skrupelloser Serienmörder treibt in der Stadt sein Unwesen. Das ist die Ausgangssituation in „Winter der Toten“, dem Erstling des amerikanischen Autors John Connell, der mit Mason Collins einen amerikanischen Ermittler im Nachkriegs-München ins Rennen schickt.
Officer Mason Collins ist nach seiner Kriegsgefangenschaft als Ermittler bei der Army gelandet. Nicht weiter verwunderlich, war er doch vor dem Krieg als Detective im Chicagoer Morddezernats beschäftigt. Gegen den Widerstand seines Vorgesetzten, der der Meinung ist, dass sich die amerikanische Militärpolizei heraushalten sollte, wenn ein deutscher Killer Deutsche ermordet nimmt er sich des Falls an. Mit der Unterstützung eines deutschen Kollegen, Oberinspektor Hans Becker von der Münchner Kriminalpolizei, beginnt er zu ermitteln und ist dem Mörder bald auf den Fersen…
John Connell hat die Fähigkeit, durch seine Beschreibungen des täglichen Lebens der Menschen in München unmittelbar nach dem Krieg, Bilder vor den Augen seiner Leser entstehen zu lassen. Das ist nicht weiter verwunderlich, ist er doch von Haus aus Kameramann und hat mit den ganz großen Regisseuren der Branche wie Spielberg und Scott zusammengearbeitet. Allerdings resultiert hieraus auch die Schwäche des Romans, denn wie diese Filmschaffenden möchte er in erster Linie unterhalten, nicht informieren. Er schildert die Atmosphäre in der geschundenen Stadt anschaulich, die Trümmerlandschaft, den Kampf ums Überleben, der oft nur durch illegales Handeln gewonnen werden kann. Aber bei der Charakterisierung seiner Personen bleibt Connell eher an der Oberfläche und arbeitet mit Vereinfachungen. Es gibt Schwarz und Weiß, Grautöne sind eher spärlich vertreten, was die Story samt Auflösung ab einem gewissen Grad dann auch recht vorhersehbar werden lässt.
„Winter der Toten“ ist das erste Buch einer Reihe, deren zweiter Band bereits im Original unter dem Titel „Spoils of Victory“ vorliegt. Es bleibt zu hoffen, dass sich Connell, wenn er sich denn „eingeschrieben“ hat, von den Stereotypen verabschiedet und seine Charktere sowie Storys differenzierter plottet. Aber wer gerne Krimis/Thriller liest, deren Handlung in Deutschland nach der „Stunde Null“ angesiedelt ist, und wem die Romane von Philip Kerr (mit dessen Protagonist Bernie Gunther) zu komplex sind, ist mit „Winter der Toten“ bestens bedient.