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Eine Kindheit zwischen Krieg, Flucht und Emigration, zwischen Europa und Amerika
Madeleine Albright ist nach wie vor eine der angesehensten Politikerinnen unserer Zeit. In ihrem neuen, sehr persönlichen Buch wendet sie sich einem bislang wenig bekannten Kapitel ihres Lebens zu: ihrer Kindheit im Krieg. In »Winter in Prag« setzt sich Albright, die erst im Jahr 1996 erfuhr, dass ihre Großeltern in Auschwitz ermordet wurden, erstmals intensiv mit ihrer jüdisch-tschechischen Herkunft sowie dem Schicksal ihrer Familie auseinander.
Geboren als Tochter eines tschechischen Diplomaten, als
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Produktbeschreibung
Eine Kindheit zwischen Krieg, Flucht und Emigration, zwischen Europa und Amerika

Madeleine Albright ist nach wie vor eine der angesehensten Politikerinnen unserer Zeit. In ihrem neuen, sehr persönlichen Buch wendet sie sich einem bislang wenig bekannten Kapitel ihres Lebens zu: ihrer Kindheit im Krieg. In »Winter in Prag« setzt sich Albright, die erst im Jahr 1996 erfuhr, dass ihre Großeltern in Auschwitz ermordet wurden, erstmals intensiv mit ihrer jüdisch-tschechischen Herkunft sowie dem Schicksal ihrer Familie auseinander.

Geboren als Tochter eines tschechischen Diplomaten, als Mitglied einer jüdischen Familie, die mehr als ein Dutzend Mitglieder im Holocaust verlor, wurde das Leben Madeleine Albrights schon früh von der Weltpolitik durcheinandergewirbelt. Das Münchener Abkommen des Jahres 1938 vertrieb die Familie aus ihrer Heimat, in England überstand sie den Zweiten Weltkrieg, nur um bei der Rückkehr in die Tschechoslowakei nach dem kommunistischen Staatsstreich und dem Beginn des Kalten Kriegs erneut fliehen zu müssen. Was bedeuteten diese weltpolitischen Ereignisse für Madeleine Albright und ihre Familie, mit welchen Ängsten und Hoffnungen erlebte sie als kleines Mädchen Madlenka diese Zeit? In ihrem neuen Buch erzählt Madeleine Albright große Geschichte und verwebt sie mit kleinen, sehr persönlichen Geschichten. So führt Albright eindrucksvoll vor Augen, wie sie wurde, wer sie ist.
Autorenporträt
Madeleine Albright wurde 1937 in Prag als Tochter eines tschechoslowakischen Diplomaten geboren. Zweimal musste die Familie aus ihrer Heimat fliehen, 1938 vor Hitler nach England sowie 1948 vor den Kommunisten, diesmal für immer in die Vereinigten Staaten. Die ehrgeizige und hoch begabte Madeleine studierte Politik sowie Rechts- und Staatswissenschaften und strebte nach der Promotion bereits in den Siebzigerjahren unter US-Präsident Jimmy Carter eine politische Karriere an. Neben ihrer Lehrtätigkeit an der Washingtoner Georgetown-Universität war sie außenpolitische Beraterin der demokratischen Präsidentschaftskandidaten Dukakis und Mondale und machte sich bald einen Namen als die Expertin für Außenpolitik. 1993 berief US-Präsident Bill Clinton sie zur UN-Botschafterin, 1997 zur Außenministerin der Vereinigten Staaten und damit zur mächtigsten Frau Amerikas. Sie ist geschieden und hat drei mittlerweile erwachsene Töchter.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In der Machart erinnert dieses Erinnerungsbuch Madeleine Albrights den Rezensenten Karl-Peter Schwarz an die Biografie der früheren amerikanischen Außenministerin. Das kommt wesentlich daher, so mutmaßt Schwarz, dass wiederum Bob Woodward der Co-Autor ist. Dessen unbefangen personennahe Schilderungen fesseln ihn zeitweise, so die Abschnitte über das Ghetto in Theresienstadt oder über die Luftangriffe auf Großbritannien, scheinen ihn aber auch mitunter zu ermüden, sodass er Kürzungen vorschlägt. Wenn Madeleine Albright für den Versuch, das Geheimnis ihrer Familie und ihrer jüdischen Herkunft im Kontext der tschechoslowakischen Geschichte zu ergründen, das Archiv ihres Vaters öffnet und sich aus dessen Nachlass bedient, scheint Schwarz das zu goutieren. Nicht einverstanden ist er mit Albrights optimistischer Sicht auf die Verhältnisse in Prag nach der Rückkehr von Edvard Benes.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2013

Benes und die Rechte der Unschuldigen
Amerikas frühere Außenministerin Albright erinnert sich an die Kindheit in Europa

Die Geschichte ihrer Familie war Madeleine Albright, Bill Clintons Außenministerin von 1997 bis 2001, jahrzehntelang verborgen geblieben. "Ich hatte keine Ahnung, dass ich aus einer jüdischen Familie stammte, geschweige denn, dass über zwanzig Verwandte von mir den Holocaust nicht überlebt hatten. Ich war in dem Glauben an eine Geschichte meiner tschechoslowakischen Heimat aufgewachsen, die geradlinig und längst nicht so verworren wie die Realität war." Ihr Vater, ein ehemaliger tschechoslowakischer Diplomat, der in der amerikanischen Emigration mehrere Bücher über seine frühere Heimat publiziert hatte, starb 1977. Erst 20 Jahre später erfuhr seine Tochter, als sie im Alter von 59 Jahren an die Spitze des State Departments berufen wurde, aus einem Artikel der Washington Post, was ihr die Eltern verschwiegen hatten.

Mit ihrem 2012 in den Vereinigten Staaten publizierten und nun auf Deutsch vorliegenden Buch unternahm sie den Versuch, das Geheimnis ihrer Familie und ihrer Kindheit zu ergründen und in den Kontext der tschechoslowakischen Geschichte von der Sudetenkrise bis zum kommunistischen Putsch vom 25. Februar 1948 zu stellen. Marie Jana Korbelová wurde am 15. Mai 1937 in Prag geboren. Der Vorname hielt dem großmütterlichen Kosename "Madla" nicht stand, der sich in "Madlen" und schließlich "Madeleine" verwandeln sollte. Kurz nach ihrer Geburt zog die Familie nach Belgrad, wo ihr Vater als Presseattaché der tschechoslowakischen Botschaft arbeitete. Nach dem Münchener Abkommen vom 30. September 1938 wurde er aus Belgrad abberufen. Zehn Tage nach dem deutschen Einmarsch im März 1939 verließ er mit Frau und Tochter Prag und schloss sich den tschechoslowakischen Emigranten in London an. Jan Masaryk, der Außenminister der Exilregierung, machte ihn zu seinem Sekretär. Der junge Diplomat rückte in den inneren Kreis um Edvard Benes auf und unterhielt freundschaftliche Kontakte zu dessen engsten Mitarbeitern, unter ihnen Hubert Ripka und Prokop Drtina, aber auch zu den kommunistischen Exilanten Vlado Clementis und Eduard Goldstücker.

Dem Rat tschechischer Freunde folgend, "ließen sich meine Eltern an einem Nachmittag Ende Mai 1941 in einer Zeremonie in der Herz-Jesu-Kirche katholisch taufen. Ich wurde damals ebenfalls getauft, kann mich aber nicht erinnern." Der Agnostiker Josef Körbel, der in einer tschechisch assimilierten, religionsfernen Familie aufgewachsen war, konvertierte nicht nur, sondern modifizierte auch seinen Namen. Aus Körbel wurde Korbel, mit der Betonung auf der zweiten Silbe, denn das klang nicht so deutsch. Es könnte der Wunsch ihrer Eltern gewesen sein, vermutet Madeleine Albright, "die Identität unserer Familie als tschechoslowakische Demokraten zu unterstreichen. Unsere Heimat war überwiegend christlich, und viele Tschechen und Slowaken setzten die jüdische Kultur zu Unrecht mit den Feinden ihrer nationalen Aspirationen gleich."

Zudem freundeten sich "nicht wenige Tschechen mit dem Gedanken" an, dass "die Juden, insbesondere jene deutscher Abstammung, zumindest teilweise am Krieg schuld seien". In einer Nachricht des tschechischen Widerstands in der Heimat hieß es: "Unseren eigenen Juden bieten die Menschen Hilfe an, wo sie nur können, aus rein humanitären Motiven. Ansonsten wünschen wir uns ihre Rückkehr nicht . . . Es ist noch nicht vergessen, dass die Juden sich . . . an die Seite der Deutschen stellten, wann immer es ihnen vorteilhaft schien." Benes selbst äußerte sich nur selten und sehr zurückhaltend zu den nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden. Ihre Eltern, meint Frau Albright, wären 1945 gewiss nicht konvertiert. Der Holocaust habe "die moralischen Konnotationen einer solchen Entscheidung unwiderruflich verändert". Vielleicht sei dies der Grund, dass ihre Eltern darüber nie gesprochen hätten. Josef Korbels Identitätswechsel war der Ausdruck seiner bedingungslosen Loyalität zum tschechoslowakischen Staat. Er war ein überzeugter Tschechoslowakist, was seine Tochter, die sich in ihrer Darstellung der Ereignisse weitgehend auf seine Bücher und seinen Nachlass stützt, im Wesentlichen billigt. Das schließt auch die Haltung zur Vertreibung der Deutschen ein: "Im Mai 1945 hatten die meisten Tschechen kein Interesse daran, eine neue Beziehung zu den Deutschen zu finden; sie wollten diese Beziehung einfach beenden." Benes, Drtina und Ripka hätten es für ihre historische Mission gehalten, "sich die Deutschen vom Hals zu schaffen". Knapp formulierte Vater Korbel, dass die Vertreibung "gelegentlich mit einer übermäßigen Grausamkeit einherging, die kein anständiger Mensch verzeihen kann".

Frau Albright erinnert in diesem Zusammenhang an ihre Ablehnung der ethnischen Säuberungen auf dem Balkan: "Ich neige dazu, die Rechte der Unschuldigen zu schützen, aber meine Eltern, deren Wertvorstellung ich geerbt habe, befürworteten die Vertreibungspolitik." An ihrer Ansicht, dass die Freiheit wieder erstanden sei, als Benes und seine Regierung nach Prag zurückkehrten, hält die Autorin gleichwohl fest, ungeachtet der Vertreibung fast eines Drittels der tschechoslowakischen Bevölkerung, des verhängnisvollen Bündnisses der demokratischen Parteien mit den Kommunisten in der "nationalen Front", der außenpolitischen Orientierung an Moskau, des Uran-Liefervertrages mit der Sowjetunion, der Ablehnung des Marshall-Plans, der Missachtung der Eigentums- und Freiheitsrechte in der "neuen Demokratie". Dass der Weg in den Totalitarismus 1945 bereits vorgezeichnet war und nicht erst das Ergebnis der Fehler, die Benes und seiner Entourage 1948 unterliefen, erfährt man in ihrem Buch nicht.

Die kleine Madeleine überstand den Krieg in London, die Familie kehrte im Juli 1945 nach Prag zurück. Im September zog sie abermals nach Belgrad, wo Josef Korbel nun als bevollmächtigter Gesandter bis 1949 die Botschaft leitete. Die Zehnjährige lernte Tito kennen, die Familie verbrachte ihren Urlaub im Hotel Moskau in Opatija an der Adria und in den slowenischen Bergen. Während in Prag Klement Gottwalds Schlägertrupps die kommunistische Machtübernahme sicherten, weilte das Mädchen in einem Internat am Genfer See. Josef Korbel setzte sich ein Jahr nach dem Putsch mit seiner Familie nach Amerika ab, wo das zweite Leben der Madeleine Albright begann.

Wie schon bei ihrer 2003 veröffentlichten Autobiographie ("Madam Secretary") stand ihr abermals der Pulitzer-Preisträger Bob Woodward als Ko-Autor zur Seite, einer der beiden Enthüller der Watergate-Affäre. Seine emphatische Methode, Ereignisse möglichst detailreich, nahe an den Protagonisten und gelegentlich recht unbefangen aus deren Sicht zu schildern, hat er auch auf dieses Buch angewendet. Streckenweise fesselt die Lektüre, etwa bei den Abschnitten über das Münchner Abkommen, das Attentat auf Reinhard Heydrich, das Getto in Theresienstadt oder die deutschen Luftangriffe auf Großbritannien. Einige kräftige Kürzungen da und dort hätten jedoch nicht geschadet.

KARL-PETER SCHWARZ

Madeleine Albright: Winter in Prag. Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg. Siedler Verlag, München 2013. 544 S., 24,99 [Euro].

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"Ihr Buch wird zum hervorragenden Zeugnis zu jenen Entwicklungen in Osteuropa, die schließlich in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs mündeten." Schweizerzeit (CH)