Nach dem Tod ihrer Eltern wächst das Mädchen Winter bei Onkel und Tante auf. Nun, mit 16, kehrt sie auf Warriewood zurück. Doch ein dunkles Geheimnis liegt über der Farm der Eltern. Sind die beiden tatsächlich gemeinsam ums Leben gekommen? Was geschah wirklich, damals vor 12 Jahren? Winter ist klar: Wenn sie sich eine Zukunft aufbauen will, muss sie erst eine Antwort auf die Fragen der Vergangenheit finden.
In einer meisterhaften Mischung aus Krimi und psychologischem Roman, spannend bis zum Schluss, erzählt John Marsden die Geschichte einer willensstarken jungen Frau, die selbstbewusst ihren Weg geht.
In einer meisterhaften Mischung aus Krimi und psychologischem Roman, spannend bis zum Schluss, erzählt John Marsden die Geschichte einer willensstarken jungen Frau, die selbstbewusst ihren Weg geht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002Geheimnis
Lesefutter für Mädchen
mit einer starken Heldin
International bekannt wurde der australische Autor John Marsden mit seiner dreibändigen utopischen Erzählung über eine Gruppe Jugendlicher, die als Einzige einen kriegerischen Überfall entkommen. Für den ersten Band dieser Trilogie Morgen war Krieg erhielt er den „Buxtehuder Bullen.”
Marsdens Fähigkeit, Spannung aufzubauen, in dem er geschickt rätselhafte Ereignisse im Leben seiner Helden auftreten lässt, die sie herausfordern, psychisch stark belasten und Mut und unkonventionelle Entscheidungen verlangen, findet sich auch in seinem neuen Roman Winter. Obwohl hier die dramatischen Ereignisse eher den Rahmen für einen unterhaltsamen Mädchenroman, für gute Unterhaltung abgeben. Welche Leserin fühlt sich nicht bestätigt durch starke Mädchenfiguren, die von ihrer Umgebung unterschätzt werden und um ihre Unabhängigkeit kämpfen müssen?
Wie die 16jährige Winter De Salis, die beschließt, ihre Pflegeeltern zu verlassen, um auf den Familienbesitz zurückzukehren und etwas über den Tod der vor zwölf Jahren gestorbenen Eltern zu erfahren. Schon die Ankunft ist äußerst düster und dramatisch. Die Verwalter erweisen sich als ein schurkisches Pärchen, das den Besitz verscherbelt und der Nachlass untersteht einem Juristen, dem auch nicht zu trauen ist. So braucht die Heldin viel Mut und Einfallsreichtum, um sich von Anfang an durchzusetzen. Zum Glück findet sich bald eine Freundin, und somit Anschluss an eine Clique. Auch der Nachbarssohn wird nach einigen heftigen Zusammenstößen und Meinungsverschiedenheiten ein wichtiger Helfer. Liebe inbegriffen!
Neben der Inszenierung dramatischer Auftritte versteht es der Autor die Ereignisse um den Tod der Eltern sehr geschickt in die Handlung einzubauen und die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln. So braucht die Heldin fast kriminalistische Fähigkeiten, bis sie das Familiengeheimnis löst und über die Rolle aufgeklärt wird, die sie selbst als Kind beim Unfalltod der Mutter spielte. Anrührende und stimmungvolle Momente gelingen dem Autor, wenn er schildert, wie sich das Mädchen in der Atmosphäre des Hauses und der Landschaft ganz langsam wieder an ihre vergessene und verdrängte Kindheit erinnert.
Als versierter Erzähler baut Marsden auch ein paar Widerhaken zum Nachdenken ein, lässt das Mädchen trotz seiner Trauer über den Verlust der Eltern darüber nachdenken, ob das Leben nicht auch sehr schwer gewesen wäre, wenn es im Schatten einer so außergewöhnlich erfolgreichen und berühmten Mutter aufgewachsen wäre.
Natürlich hat diese Geschichte, obwohl in der Realität angesiedelt, wenig mit dem wirklichen Leben eines jungen Mädchens im heutigen Australien zu tun. Dazu ist Winters Leben zu extrem und lösen sich die Probleme zu einfach, auch wenn Marsden beim Charakter seiner Heldin keine Zugeständnisse macht: Sie bleibt rebellisch und eigensinnig.
Traditionelles Erzählen und bewährte literarische Muster können einen starken Lesereiz ausüben, John Marsden beweist es. (ab 12 Jahre) ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
JOHN MARSDEN: Winter. Aus dem Englischen von Jacqueline Csuss. Ueberreuter 2002. 156 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Lesefutter für Mädchen
mit einer starken Heldin
International bekannt wurde der australische Autor John Marsden mit seiner dreibändigen utopischen Erzählung über eine Gruppe Jugendlicher, die als Einzige einen kriegerischen Überfall entkommen. Für den ersten Band dieser Trilogie Morgen war Krieg erhielt er den „Buxtehuder Bullen.”
Marsdens Fähigkeit, Spannung aufzubauen, in dem er geschickt rätselhafte Ereignisse im Leben seiner Helden auftreten lässt, die sie herausfordern, psychisch stark belasten und Mut und unkonventionelle Entscheidungen verlangen, findet sich auch in seinem neuen Roman Winter. Obwohl hier die dramatischen Ereignisse eher den Rahmen für einen unterhaltsamen Mädchenroman, für gute Unterhaltung abgeben. Welche Leserin fühlt sich nicht bestätigt durch starke Mädchenfiguren, die von ihrer Umgebung unterschätzt werden und um ihre Unabhängigkeit kämpfen müssen?
Wie die 16jährige Winter De Salis, die beschließt, ihre Pflegeeltern zu verlassen, um auf den Familienbesitz zurückzukehren und etwas über den Tod der vor zwölf Jahren gestorbenen Eltern zu erfahren. Schon die Ankunft ist äußerst düster und dramatisch. Die Verwalter erweisen sich als ein schurkisches Pärchen, das den Besitz verscherbelt und der Nachlass untersteht einem Juristen, dem auch nicht zu trauen ist. So braucht die Heldin viel Mut und Einfallsreichtum, um sich von Anfang an durchzusetzen. Zum Glück findet sich bald eine Freundin, und somit Anschluss an eine Clique. Auch der Nachbarssohn wird nach einigen heftigen Zusammenstößen und Meinungsverschiedenheiten ein wichtiger Helfer. Liebe inbegriffen!
Neben der Inszenierung dramatischer Auftritte versteht es der Autor die Ereignisse um den Tod der Eltern sehr geschickt in die Handlung einzubauen und die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln. So braucht die Heldin fast kriminalistische Fähigkeiten, bis sie das Familiengeheimnis löst und über die Rolle aufgeklärt wird, die sie selbst als Kind beim Unfalltod der Mutter spielte. Anrührende und stimmungvolle Momente gelingen dem Autor, wenn er schildert, wie sich das Mädchen in der Atmosphäre des Hauses und der Landschaft ganz langsam wieder an ihre vergessene und verdrängte Kindheit erinnert.
Als versierter Erzähler baut Marsden auch ein paar Widerhaken zum Nachdenken ein, lässt das Mädchen trotz seiner Trauer über den Verlust der Eltern darüber nachdenken, ob das Leben nicht auch sehr schwer gewesen wäre, wenn es im Schatten einer so außergewöhnlich erfolgreichen und berühmten Mutter aufgewachsen wäre.
Natürlich hat diese Geschichte, obwohl in der Realität angesiedelt, wenig mit dem wirklichen Leben eines jungen Mädchens im heutigen Australien zu tun. Dazu ist Winters Leben zu extrem und lösen sich die Probleme zu einfach, auch wenn Marsden beim Charakter seiner Heldin keine Zugeständnisse macht: Sie bleibt rebellisch und eigensinnig.
Traditionelles Erzählen und bewährte literarische Muster können einen starken Lesereiz ausüben, John Marsden beweist es. (ab 12 Jahre) ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
JOHN MARSDEN: Winter. Aus dem Englischen von Jacqueline Csuss. Ueberreuter 2002. 156 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Siggi Seuss fühlt sich bei John Marsdens Psychothriller an die Spannung der Hitchcock-Filme und den Schrecken bei Edgar Allan Poe erinnert, ein durchaus rühmlicher Vergleich. Schon einmal, in seiner Romantrilogie "Morgen ist Krieg", habe Australiens bekanntester Jugendbuchautor Thriller und Psychodrama "hervorragend" kombiniert mit der Lebensfreude und Hartnäckigkeit seiner jungen Helden kombiniert, erinnert sich Seuss. Das gelinge ihm diesmal wieder, lobt der Rezensent: "John Marsden lässt uns zappeln", bis die 16-jährige Winter de Salis hinter das Geheimnis des rätselhaften Todes ihrer Eltern gekommen ist, und Seuss verspricht, dass am Ende aus den Bruchstücken von Erinnerung und Gegenwart "ein Bild entsteht, von dem wir alle überrascht werden."
© Perlentaucher Medien GmbH
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