Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch, gesprochen von Martin Kautz, Spieldauer: 7 Stunden und 25 Minuten.
Wintergäste in Trouville ist ein guter gemütlicher (cosy) Krimi aus der Normandie. Trouville liegt im Norden an der sandigen Küste Frankreichs, etwa 200 Km von Paris entfernt, sodass
viele, die in Paris gearbeitet haben oder dies noch tun, dort ihren (zweiten) Wohnsitz haben, oder wie…mehrDie Rezension bezieht sich auf das Hörbuch, gesprochen von Martin Kautz, Spieldauer: 7 Stunden und 25 Minuten.
Wintergäste in Trouville ist ein guter gemütlicher (cosy) Krimi aus der Normandie. Trouville liegt im Norden an der sandigen Küste Frankreichs, etwa 200 Km von Paris entfernt, sodass viele, die in Paris gearbeitet haben oder dies noch tun, dort ihren (zweiten) Wohnsitz haben, oder wie Kommissar Leblanc dorthin versetzt wurden.
Kommissar Leblanc, ein ca. 50-Jähriger Mann, der gutes Essen und Wein schätzt, und unter ausgeprägter Bindungsangst leidet, ermittelt in einem Mordfall, bei dem eine recht bekannte Journalistin erdrosselt im Keller des renommierten Hotels des Ortes „Hôtel des Roches Noires“ aufgefunden wurde. Der Fall führt Leblanc zu Monsieur Adler, einem über 90 Jahre alten und gut betuchten Mann, der im Hotel wohnt. Seine Geschichte und die seiner Familie werden im Laufe der Ermittlung unter die Lupe genommen. Da tun sich die menschlichen Abgründe auf und die Geschichte mit ihren 1.ten und 2.ten Weltkriegen wird aus der Sicht des alten Herrn kurz aufgerollt. Aber die heiße Spur führt letztendlich in eine Schönheitsklinik, die mit sicheren Erfolgen im Bereich Übergewichtbekämpfen &Co. lockt.
Marie, Leblancs Freundin aus den Pariser Zeiten, auch in Trouville ansässig, entdeckt die Leiche und nun laufen sie sich hin und wieder im Laufe der Ermittlungen über den Weg. Zu weiteren Unstimmigkeiten im privaten Bereich sorgt Leblancs Mutter, die bei ihrer Schwester wohnt und ihr Schwierigkeiten macht, da sie mit seltsamen Pflanzen aus Afrika handelt und bei ihr die Afrikaner ein aus ausgehen. Leblanc verspricht der Tante, zu ihr hinzufahren und mit Mutter zu reden, findet aber immer wieder eine plausible Ausrede.
Es gibt also ganz deutlich zwei Ebenen: die der Ermittlung des Mordes und die Private, die ebenso wichtig ist und entsprechend viel Raum genießt, was dem gemütlichen Krimi guttut.
Die Handlungszeit ist die Adventszeit, paar Tage kurz vor Weihnachten. Die große Schlussszene der Privatebene spielt am Heiligen Abend, ist gesellig und einfach schön.
Die Geschichte lebt eindeutig von den Figuren und ihren Lebensgeschichten. Prima ausgearbeitet und in Szene gesetzt, scheinen die handelnden Personen wie dem Leben entsprungen. Der alte Monsieur Adler und seine Lebensgeschichte ist schon faszinierend. Im Vergleich dazu sind die seiner beiden Söhne, obwohl auch gut im Leben dastehend, eher weniger spektakulär, sie fügen sich aber sehr gut ins Gesamtbild.
Womit ich gar nicht gerechnet habe ist die Gesellschaftskritik. Sie passt aber perfekt ins Geschehen hinein und erklärt die Handlungsmotive einiger wichtiger Figuren.
Die Themen der Familie, des familiären Zusammenhalts kommen deutlich zur Geltung.
Also alles in einem ist es ein gut durchdachter und gut komponierter Krimi, bei dem die gemütliche Seite, wie bei solcher Art Krimis insgesamt, nicht zu kurz kommt.
Der Erzähler Martin Kautz hat wunderbar gelesen. Seine Stimme passt auch wunderbar zu dieser Geschichte und hat ihr noch einen besonderen Charakter verliehen.
Fazit: Das Hörbuch Wintergäste in Trouville fand ich schön, unterhaltsam (so kann man sich das Erledigen der Hausarbeiten versüßen), ungewöhnlich für dieses Genre in die Tiefe gehend, und bin auf weitere Fälle mit Kommissar Leblanc sehr gespannt.