"Vor zehn Jahren erstaunte uns das unglaublich intensive und kluge Buch einer bis dahin unbekannten Kanadierin: „Fluchtstücke“ von Anne Michaels. Jetzt hat sie wieder so einen erstaunlichen, großen Roman vorgelegt: „Wintergewölbe“. Es ist eine weitgespannte Liebes- und Lebensgeschichte und ein ganzes Stück Welt." Elke Heidenreich
Vielleicht liegt es an der Weite der kanadischen Landschaft, in der sie geboren wurde, fest steht, Anne Michaels ist eine unvergleichliche Kartographin des menschlichen Gefühls.
Ein Jahrzehnt haben die begeisterten Leser der Fluchtstücke auf ein neues Buch von Anne Michaels warten müssen - nun werden sie belohnt mit einem Roman von außergewöhnlicher poetischer Kraft, mit einer großen Liebesgeschichte. Sie begegnen einander in einem Fluss ohne Wasser. Jean durchstreift das verwaiste Bett des St.-Lorenz-Stroms, sammelt Pflanzen, letzte Zeugnisse einer Landschaft, die es so nicht mehr geben wird. Niemand weiß das besser als Avery, der als Ingenieur maßgeblich an der Flussbegradigung beteiligt war, und nun erst schuldbewusst die Tragweite des Eingriffs ermisst. Sie begegnen sich - es ist Liebe auf den ersten Blick. Und als Avery zu einem neuen Auftrag gerufen wird, gehen sie gemeinsam nach Ägypten, leben in einem Hausboot auf dem Nil, der hier bald zum gewaltigen Nassansee gestaut werden soll. Averys Aufgabe ist es, den Abu Simbel Tempel zu versetzen, zu bewahren vor dem Versinken in der künstlichen Flut, der ganze Dörfer zum Opfer fallen werden. Die Fragwürdigkeit dieses Rettungsaktes im Angesicht von Zerstörung und Vertreibung wird beiden mit jedem Tag deutlicher, doch Jean und Avery finden keine Sprache für ihr Unbehagen. Sie flüchten sich in die Beschwörung ihrer Nähe, ihrer Liebe. Nacht für Nacht erzählen sie einander die Geschichte ihrer Herkunft, ihrer Familien und kommen sich dabei abhanden, noch bevor sie selbst ein schwerer Verlust trifft, der alles verändert. In einer Sprache, deren poetische Intensität ihr Debüt zum Bestseller machte, erzählt Anne Michaels von Vertreibung und Neuanfang, von Trauer und Verlust und der einzig rettenden Macht der Liebe.
Vielleicht liegt es an der Weite der kanadischen Landschaft, in der sie geboren wurde, fest steht, Anne Michaels ist eine unvergleichliche Kartographin des menschlichen Gefühls.
Ein Jahrzehnt haben die begeisterten Leser der Fluchtstücke auf ein neues Buch von Anne Michaels warten müssen - nun werden sie belohnt mit einem Roman von außergewöhnlicher poetischer Kraft, mit einer großen Liebesgeschichte. Sie begegnen einander in einem Fluss ohne Wasser. Jean durchstreift das verwaiste Bett des St.-Lorenz-Stroms, sammelt Pflanzen, letzte Zeugnisse einer Landschaft, die es so nicht mehr geben wird. Niemand weiß das besser als Avery, der als Ingenieur maßgeblich an der Flussbegradigung beteiligt war, und nun erst schuldbewusst die Tragweite des Eingriffs ermisst. Sie begegnen sich - es ist Liebe auf den ersten Blick. Und als Avery zu einem neuen Auftrag gerufen wird, gehen sie gemeinsam nach Ägypten, leben in einem Hausboot auf dem Nil, der hier bald zum gewaltigen Nassansee gestaut werden soll. Averys Aufgabe ist es, den Abu Simbel Tempel zu versetzen, zu bewahren vor dem Versinken in der künstlichen Flut, der ganze Dörfer zum Opfer fallen werden. Die Fragwürdigkeit dieses Rettungsaktes im Angesicht von Zerstörung und Vertreibung wird beiden mit jedem Tag deutlicher, doch Jean und Avery finden keine Sprache für ihr Unbehagen. Sie flüchten sich in die Beschwörung ihrer Nähe, ihrer Liebe. Nacht für Nacht erzählen sie einander die Geschichte ihrer Herkunft, ihrer Familien und kommen sich dabei abhanden, noch bevor sie selbst ein schwerer Verlust trifft, der alles verändert. In einer Sprache, deren poetische Intensität ihr Debüt zum Bestseller machte, erzählt Anne Michaels von Vertreibung und Neuanfang, von Trauer und Verlust und der einzig rettenden Macht der Liebe.
"Das Warten hat sich gelohnt, denn Wintergewölbe ist ein in Zeit und Raum ausgreifendes Memorial über die großen Themen von Liebe und Tod, Erinnern und Vergessen." -- NZZ, Mai 2009
"Ein großer Roman über Liebe und Verlust und die Sehnsucht nach einem Ort, an dem sich Geborgenheit doch noch finden ließe. Erzählt mit einer poetischen Kraft, die sich tief einprägt." -- BRIGITTE, Angela Wittmann
"In eindringlichen Bildern erzählt Michaels von Zerstörung und Wiederaufbau, von Verlust und Annäherung. Es ist die anrührende Geschichte einer großen, widerstandsfähigen Liebe. Ein Buch zum heulen schön!" -- FOCUS, Jobst-Ulrich Brand
"Ein großer Roman über Liebe und Verlust und die Sehnsucht nach einem Ort, an dem sich Geborgenheit doch noch finden ließe. Erzählt mit einer poetischen Kraft, die sich tief einprägt." -- BRIGITTE, Angela Wittmann
"In eindringlichen Bildern erzählt Michaels von Zerstörung und Wiederaufbau, von Verlust und Annäherung. Es ist die anrührende Geschichte einer großen, widerstandsfähigen Liebe. Ein Buch zum heulen schön!" -- FOCUS, Jobst-Ulrich Brand
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2010Geteiltes Leid
Erbaulich ist das nicht: Ein Roman von Anne Michaels
Anne Michaels' Erstling "Fluchtstücke" von 1997 wurde von der Kritik gelobt und von einem Massenpublikum verschlungen. In "Wintergewölbe", ihrem zweiten Roman, greift die kanadische Autorin nun in jeder Hinsicht in die Vollen und bürdet jeder Figur, jeder Handlung, jedem Wortwechsel eine höhere Bedeutung auf: Am Ufer des kanadischen St. Lawrence Rivers trifft Avery, als Architekt verantwortlich für die geplante Flutung des gesamten Gebietes, auf die junge Jean, eine in sich gekehrte Schönheit, die versucht, die letzten Überbleibsel einheimischen Lebens, seltene Pflanzen und Tiere, vor der Flut zu retten. Eine Geschlechterkonstellation, die offenbar an tiefe Weisheiten aus dem Alten Testaments anknüpfen soll: Das Weib bringt Leben, der Mann die Verwüstung. Er flutet, sie pflanzt. In Liebe und Ehe vereint, gehen Mann und Weib bei Michaels wenig später nach Ägypten, wo Avery den Tempel von Abu Simbel versetzen soll, damit dieser nicht wie Hunderte nubischer Dörfer im gewaltigen Nasser-Stausee verschwindet. Jean leidet unter der Hitze und bösen Vorahnungen, wird aber trotzdem schwanger. Als sie ihr ungeborenes Kind verliert, löst sich die glückliche Symbiose des Paares auf. Erst Jahre später, nach Toronto zurückgekehrt, findet Jean Trost in der Liebe zu dem Künstler Lucjan, einem Überlebenden des Warschauer Gettos.
Der Gedanke, den Anne Michaels hier illustrieren will, dürfte Leserinnen ihrer "Fluchtstücke" bekannt vorkommen: Erinnern und Vergessen ändern sich nicht in ihrer Struktur. Ob im Warschauer Getto, während der Stauung des St. Lawrence Rivers oder der Flutung Nubiens, die Menschen leiden immer gleich. Und auch Vergessen, Verzeihen, Heilung verlaufen über die Zeiten hinweg nach gleichen Mustern. An sich ist das ein ernstzunehmendes Ergebnis intensiver Beschäftigung mit einschneidenden historischen Ereignissen. Auch der Versuch, diese Erkenntnis in eine sentimentale Romanhandlung zu überführen, ist nicht ehrenrührig. Überdies schlägt sich Michaels Recherche-Leistung in unzähligen Details zu den jeweiligen historischen Begebenheiten nieder.
Umso enttäuschender daher, dass die Autorin nicht zu bemerken scheint, wie sehr ihre Dreiecksgeschichte mit klassisch verteilten Geschlechterrollen unter der ihr aufgebürdeten Beweislast ächzt. Einer Liebesgeschichte ist es nicht zuträglich, wenn sie das Leiden ganzer Generationen oder gleich der gesamten Menschheit schultern soll. Hinzu kommt ein Pathos, das den Ruch esoterisch angehauchter Erbauungsliteratur verströmt: "Leid ist Begehren in seiner reinsten Form. Mit dem ersten Grab - dem ersten Mal, dass ein Name in die Erde gesät wurde - mit der Erfindung der Erinnerung. Kein Wort vergisst diesen Ursprung. Die Zukunft wirft ihren Schatten auf die Vergangenheit." Deutlich wird hier vor allem, wie die Vergangenheit der Autorin einen Schatten auf ihre Sprache wirft. Anne Michaels begann als Lyrikerin. In diesem Roman ist die Neigung zu poetischem Überschwang mit ihr durchgegangen.
SARAH ELSING
Anne Michaels: "Wintergewölbe". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Gerhard Falkner. Berlin Verlag, Berlin 2009. 350 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Erbaulich ist das nicht: Ein Roman von Anne Michaels
Anne Michaels' Erstling "Fluchtstücke" von 1997 wurde von der Kritik gelobt und von einem Massenpublikum verschlungen. In "Wintergewölbe", ihrem zweiten Roman, greift die kanadische Autorin nun in jeder Hinsicht in die Vollen und bürdet jeder Figur, jeder Handlung, jedem Wortwechsel eine höhere Bedeutung auf: Am Ufer des kanadischen St. Lawrence Rivers trifft Avery, als Architekt verantwortlich für die geplante Flutung des gesamten Gebietes, auf die junge Jean, eine in sich gekehrte Schönheit, die versucht, die letzten Überbleibsel einheimischen Lebens, seltene Pflanzen und Tiere, vor der Flut zu retten. Eine Geschlechterkonstellation, die offenbar an tiefe Weisheiten aus dem Alten Testaments anknüpfen soll: Das Weib bringt Leben, der Mann die Verwüstung. Er flutet, sie pflanzt. In Liebe und Ehe vereint, gehen Mann und Weib bei Michaels wenig später nach Ägypten, wo Avery den Tempel von Abu Simbel versetzen soll, damit dieser nicht wie Hunderte nubischer Dörfer im gewaltigen Nasser-Stausee verschwindet. Jean leidet unter der Hitze und bösen Vorahnungen, wird aber trotzdem schwanger. Als sie ihr ungeborenes Kind verliert, löst sich die glückliche Symbiose des Paares auf. Erst Jahre später, nach Toronto zurückgekehrt, findet Jean Trost in der Liebe zu dem Künstler Lucjan, einem Überlebenden des Warschauer Gettos.
Der Gedanke, den Anne Michaels hier illustrieren will, dürfte Leserinnen ihrer "Fluchtstücke" bekannt vorkommen: Erinnern und Vergessen ändern sich nicht in ihrer Struktur. Ob im Warschauer Getto, während der Stauung des St. Lawrence Rivers oder der Flutung Nubiens, die Menschen leiden immer gleich. Und auch Vergessen, Verzeihen, Heilung verlaufen über die Zeiten hinweg nach gleichen Mustern. An sich ist das ein ernstzunehmendes Ergebnis intensiver Beschäftigung mit einschneidenden historischen Ereignissen. Auch der Versuch, diese Erkenntnis in eine sentimentale Romanhandlung zu überführen, ist nicht ehrenrührig. Überdies schlägt sich Michaels Recherche-Leistung in unzähligen Details zu den jeweiligen historischen Begebenheiten nieder.
Umso enttäuschender daher, dass die Autorin nicht zu bemerken scheint, wie sehr ihre Dreiecksgeschichte mit klassisch verteilten Geschlechterrollen unter der ihr aufgebürdeten Beweislast ächzt. Einer Liebesgeschichte ist es nicht zuträglich, wenn sie das Leiden ganzer Generationen oder gleich der gesamten Menschheit schultern soll. Hinzu kommt ein Pathos, das den Ruch esoterisch angehauchter Erbauungsliteratur verströmt: "Leid ist Begehren in seiner reinsten Form. Mit dem ersten Grab - dem ersten Mal, dass ein Name in die Erde gesät wurde - mit der Erfindung der Erinnerung. Kein Wort vergisst diesen Ursprung. Die Zukunft wirft ihren Schatten auf die Vergangenheit." Deutlich wird hier vor allem, wie die Vergangenheit der Autorin einen Schatten auf ihre Sprache wirft. Anne Michaels begann als Lyrikerin. In diesem Roman ist die Neigung zu poetischem Überschwang mit ihr durchgegangen.
SARAH ELSING
Anne Michaels: "Wintergewölbe". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Gerhard Falkner. Berlin Verlag, Berlin 2009. 350 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Claudia Kramatschek bejubelt den zweiten Roman von Anne Michaels, auf den sie zehn Jahre hat warten müssen. Es sind die großen Themen von Erinnern und Vergessen, Leben und Tod und der Lüge, die die Wahrheit erst erträglich macht, die die kanadische Autorin komplex und originell aufgreift erklärt die Rezensentin begeistert. Erzählt wird zunächst vom Architekten Avery, der in Ägypten den Tempel von Abu Simbel wegen des Nasser-Stausees versetzen soll, und von seiner Frau Jean, die zur gleichen Zeit ihr ungeborenes Kind verliert, fasst Kramatschek zusammen. Später, nach Toronto zurückgekehrt, verliebt sie sich in den polnischen Künstler Lucjan, der das Warschauer Ghetto überlebt hat, und es ist der "Trost der Liebe", der diesen beiden Verlorenen das Weiterleben möglich macht, so die Rezensentin ergriffen. Sie preist die poetischen Kraft und die tiefe Weisheit dieses Romans und rühmt Michaels als einzigartige Schöpferin "leuchtender Bilder" von der "dunklen Innenhaut der Welt".
© Perlentaucher Medien GmbH
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