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"Zieht los und verliebt euch", sagte Mr Hart, "das wird eurem Verständnis von Literatur gut tun." Derart ins harte Leben gestoßen, setzen Casey und Stew den Rat ihres Englischlehrers prompt in die Tat um. Aber wie verliebt man sich eigentlich fachgerecht? Der erste Schritt scheint noch das Einfachste: Casey begegnet ihrem Traummann auf einer Party, Stew stolpert auf der Straße über seine Märchenprinzessin. Doch beide müssen nach einiger Zeit feststellen, dass ihr Gegenüber gar nicht der Vorstellung entspricht, in die sie sich verliebt haben. Was bleibt, sind zwei vorübergehend gebrochene…mehr

Produktbeschreibung
"Zieht los und verliebt euch", sagte Mr Hart, "das wird eurem Verständnis von Literatur gut tun." Derart ins harte Leben gestoßen, setzen Casey und Stew den Rat ihres Englischlehrers prompt in die Tat um. Aber wie verliebt man sich eigentlich fachgerecht? Der erste Schritt scheint noch das Einfachste: Casey begegnet ihrem Traummann auf einer Party, Stew stolpert auf der Straße über seine Märchenprinzessin. Doch beide müssen nach einiger Zeit feststellen, dass ihr Gegenüber gar nicht der Vorstellung entspricht, in die sie sich verliebt haben. Was bleibt, sind zwei vorübergehend gebrochene Herzen - aber auch die Erkenntnis, dass noch andere Fische im Teich schwimmen ...
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2001

Tatort: Sommernachtstraum
Andrew Matthews Magie der Liebeskatastrophen
Klar, Casey und Dean, Stew und Lucy sind nicht Hermia und Lysander, Helena und Demetrius. Der Englischlehrer Mr. Hertz ist zweifellos kein launischer Spieler Puck, sondern ein rettender Engel im Hintergrund. Und was Casey und Stew, die beiden Hauptleidtragenden in Andrew Matthews Liebesgeschichte Winternachtstraum erfahren müssen, hätte ihnen auch die vorsorgliche Lektüre des Sommernachtstraums nicht erspart.
Tatort: kein Zauberwald, sondern eine englische Hafenstadt, die schon bessere Tage gesehen hat. Casey ist 15 Jahre, geht in die Zehnte. Stewart ist 17 Jahre, geht in die Zwölfte. Beide kennen sich nicht. Ihre Geschichten lässt der Autor sie selbst erzählen , abwechselnd, Kapitel für Kapitel, wobei die beiden sich oft an den selben Orten aufhalten. Casey verknallt sich Hals über Kopf in einen 19-jährigen Traumboy, der sich als sexbesessener Knilch entlarvt. Und Stew fühlt sich als wenig standhafter Zinnsoldat, der beim Anblick der bildhübschen Ballerina Lucy aus der Zehnten dahinschmilzt und das obligate Liebesgedicht schon nach „Du bist” , abbricht. Ein Winternachtstraum in drei Akten, 20 Szenen, einem Prolog, einem Epilog. Die Helden werden sich am Ende, wie’s der Meister will – oder war’s doch Mr. Puck? – begegnen.
Ist das ein weiteres Tröpfchen im Meer von flugs dahingeschriebenen Lust-Spielen, mit einer Prise Tragik und, selbstredend, einem Happy–End? Am Anfang scheint es so, wenn die flotten Sprüche der pubertierenden Liebenswerten munter auf der Seite hüpfen: „Stehst du auf Männer oder auf Fleisch, Hel?”. „Gibt es da einen Unterschied?” Von Szene zu Szene allerdings erhärtet sich der Verdacht, dass Andrew Matthews mit dieser Komödie der Irrungen ein Kabinettstückchen in die Welt der jungen Liebenden gesetzt hat. Amüsant, ironisch und weise. Selbst jene, die von den Nachwachsenden bereits als in Liebesdingen abgeflachte Wesen eingestuft werden, müssen unweigerlich schmunzeln.
Die Sprache der Handelnden passt in die Welt. Die Ausdrucksskala reicht, je nach Charakter und Gemütszustand, von grob vulgär über zartbitter bis zur romantischen Poesie. Die Dialoge, die Matthews seinen Leidenden auf den Leib schreibt, sind keineswegs von schlechten Kindern. Wenn sie manchmal allzu sprühend den Mündern entweichen, dann hängt das vor allem an der temporeichen Dramaturgie, die keine Langatmigkeit aufkommen lassen will.
Trotzdem zeichnet der Autor dabei im Hintergrund ein klares – wenn auch nicht übermäßig differenziertes – soziales Milieu, in dem trostlose Hafenszenen genauso ihren Platz finden, wie eine brüchige, scheinbar heile Familienwelt. Ein Stoff aus dem täglichen Liebesleben der Nachwachsenden also, mit einer für das Genre erstaunlich hohen Halbwertzeit. Obwohl das Buch bereits 1977 in England erschien, strahlt die Geschichte so viel zeitlosen Charme aus, dass man sie ebenso im Jahr 2005 ansiedeln könnte – vielleicht auch dank der lebensnahen, sehr spritzigen Übersetzung von Ilse Rothfuß. Nur Lehrer Hertz – die rettende Hand – scheint inzwischen das Exemplar einer aussterbenden Spezies, genauso wie einstmals Lehrer John Keating im Club der toten Dichter. Aber das kann täuschen. Schließlich ist Strippenzieher Puck auch schon 400 Jahre alt und munter wie eh und je. (ab 14 Jahre) SIGGI SEUSS
ANDREW MATTHEWS: Winternachtstraum. Aus dem Englischen von Ilse Rothfuß. Beltz&Gelberg (Gulliver Taschenbuch) 2000. 176Seiten, 14,80 Mark.
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