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Manifest für mehr Freiheits- und Gleichheitsrechte
In den globalen Datengesellschaften zählen Informationen über Handeln, Denken und Fühlen der Menschen. Individualität wird massenhaft und systematisch ausgebeutet, wir werden zur Ressource einer digitalen Effizienzrevolution. Das ist gut fürs Geschäft der Datenkraken, die immer mächtiger werden. Und es nutzt Staaten, die Daten zur sozialen Steuerung und Kontrolle, bis hin zur Unterdrückung einsetzen.
Johannes Caspar zeigt, dass Demokratie, Freiheit und Solidarität auf der Kippe stehen. Doch wir können etwas dagegen tun. Es gilt,
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Produktbeschreibung
Manifest für mehr Freiheits- und Gleichheitsrechte

In den globalen Datengesellschaften zählen Informationen über Handeln, Denken und Fühlen der Menschen. Individualität wird massenhaft und systematisch ausgebeutet, wir werden zur Ressource einer digitalen Effizienzrevolution. Das ist gut fürs Geschäft der Datenkraken, die immer mächtiger werden. Und es nutzt Staaten, die Daten zur sozialen Steuerung und Kontrolle, bis hin zur Unterdrückung einsetzen.

Johannes Caspar zeigt, dass Demokratie, Freiheit und Solidarität auf der Kippe stehen. Doch wir können etwas dagegen tun. Es gilt, Künstliche Intelligenz menschengerecht einzusetzen sowie soziale Plattformen und Dienste grundlegend zu demokratisieren. Informationelle Integrität für die Menschen und digitale Souveränität für demokratische Staaten müssen zentrale Werte werden. Der Autor diskutiert aktuelle EU-Regulierungsansätze zur Digitalisierung. Darüber hinaus entwirft er Wege, wie wir die Datenherrschaft künftig abstreifen können.
Autorenporträt
Prof. Dr. Johannes Caspar, geboren 1962, hat Jura studiert, zu Jean Jacques Rousseau promoviert und sich für die Fächer Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Rechtsphilosophie habilitiert. 2009 bis 2021 war er Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit. Von 2015 bis 2021 hat er die unabhängigen deutschen Datenschutzbehörden der Länder im Europäischen Datenausschuss in Brüssel vertreten. Mit seiner Arbeit hat er für den Datenschutz europa- und weltweit Standards gesetzt. So ist er gerichtlich und außergerichtlich gegen Datenschutzverstöße etwa von Google Street View, Facebook, WhatsApp und H&M vorgegangen und hat den Datenschutz bei Spracherkennungsprogrammen verbessert. Laut der englischsprachigen Wochenzeitung Politicogehörte Johannes Caspar 2020 zu den 28 einflussreichsten Persönlichkeiten in Europa. Aktuell lehrt und forscht der Jurist an der Universität Hamburg und arbeitet als freier Autor.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur 9punkt-Rezension

Im Interview mit der FR warnt der Rechtsphilosoph und Internetexperte Johannes Caspar vor den Gefahren der Digitalisierung, die er insbesondere in der schleichenden Entmündigung der Bürger sieht, wie er auch in seinem Buch "Wir Datensklaven" darlegt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2023

Zwischen Dystopie und Utopie

Wer vor der stets schneller werdenden Digitalisierung die Augen verschließt, hält sie keineswegs auf, sondern vertut lediglich die Chance, diese Entwicklung mitzugestalten.

Es ist eine Reise durch die Welt der Daten, auf die Johannes Caspar seine Leserinnen und Leser in "Wir Datensklaven" mitnimmt. Eine Reise, die Licht ins dunkle "Backoffice" der großen Datenkonzerne wirft und skizziert, wie eine demokratische, digitale Zukunft aussehen könnte.

Die Reise beginnt in einem Supermarkt, in dem Kaufentscheidungen vorbestimmt scheinen. Für die wenigsten dürfte es ein unbekanntes Phänomen sein: personalisierte Werbung, scheinbar maßgeschneiderte Anzeigen, die überall im Internet auftauchen - meistens sind sie störend, selten hilfreich. Manchmal ereilt einen gar dieses mulmige Gefühl, man werde ausgespäht. Hat man sich beispielsweise vor zehn Minuten zum ersten Mal in seinem Leben über, sagen wir, Alphörner unterhalten, verfolgen einen nun Anzeigen für die ungewöhnlichen Blasinstrumente.

Mithilfe lebensnaher Anekdoten versucht Caspar abstrakte Konzepte wie Real-Time-Bidding, Profilbildung und Mikrotargeting greifbar zu machen. Nicht unbeabsichtigt, so scheint es, führt der Autor den Leserinnen und Lesern immer wieder mit schockierender Deutlichkeit vor Augen, was mit unseren Daten passiert und wie wenig Kontrolle wir darüber haben. Der Anspruch des Buches ist also nichts weniger, als die zentralen Fragen unserer digitalen Zeit zu stellen, diese in einen größeren Kontext einzubinden und Wege aus "den neuen Gefängnissen" aufzuzeigen, "in die wir uns sehenden Auges begeben".

Nun könnte man argumentieren, dass niemand gezwungen werde, seine Daten im Internet preiszugeben. Doch Caspar macht immer wieder deutlich: Es gibt keinen Weg zurück. Wer vor der stets schneller werdenden Digitalisierung die Augen verschließt, hält sie keineswegs auf, sondern vertut lediglich die Chance, diese Entwicklung mitzugestalten. Es geht also nicht mehr um die Frage, ob wir eine datengetriebene Zukunft wollen, sondern darum, herauszufinden, wie diese Zukunft aussehen soll.

Solange es jedoch keine echten Alternativen zu den Monopolstrukturen der Tech-Riesen gibt und die Konzerne mit der Privatsphäre ihrer Nutzer Geld verdienen, ohne diese an den Gewinnen zu beteiligen, handele es sich keinesfalls um eine freiwillige Aufgabe persönlicher Daten. Vielmehr spricht Caspar von einem System der informationellen Ausbeutung, dem man sich nur schwer entziehen könne.

Nicht selten zieht der Autor Parallelen zu großen Denkern und Autoren wie Marx oder Orwell. Im vierten Kapitel beschäftigt sich der gelernte Jurist und ehemalige Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit mit der wirtschaftlichen Komponente der datengetriebenen Moderne. Der Datenkapitalismus löst den Industriekapitalismus ab, so die These. Doch anders als beim Industriekapitalismus, wo Rohstoffe die wichtigste Ressource waren, ist die neue Währung des Datenkapitalismus der Mensch - beziehungsweise dessen persönliche Daten.

Caspar zufolge werde somit das klassische Verständnis von Arbeit ersetzt durch das Muster des Verarbeitetwerdens. Angelehnt an Marx, folgt aus dem Datenkapitalismus eine "Entfremdung des Einzelnen von sich selbst und eine gesellschaftliche Entfremdung der Menschen untereinander".

Diese Entfremdung sei Gift für die gesellschaftliche Solidarität und die demokratischen Strukturen. Die Gefahr für die Demokratie liege vor allem darin, dass es immer schwerer werde, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden. Ein Phänomen, das mit den sozialen Medien begann und durch selbstlernende Systeme wie ChatGPT verstärkt werde. Laut Caspar erweist sich der neueste KI-Hype, ChatGPT, schon jetzt als "intransparentes Datengrab".

Hinzu kommt die Gefahr der Diskriminierung, wie in Kapitel zehn erörtert wird. Wenn die KI Informationen falsch auswertet und immer wieder in sozial ungerechte Kategorien einordnet, werde die Künstliche Intelligenz zur "Diskriminierungsmaschine". Dadurch werden soziale Vorurteile fortgeschrieben, warnt Caspar. "Diese Systeme verstärken die unvollkommenen gesellschaftlichen Strukturen und systematischen Ungerechtigkeiten."

Ein weiteres Problem sei die fehlende Transparenz selbstlernender Systeme. Die Blackbox KI trifft Entscheidungen ohne Begründung und macht jeden Diskurs über das Ergebnis unmöglich. Caspar bezeichnet das als "Rationalitätsabbruch", der die Grundregeln der Demokratie untergräbt. Was es braucht, ist eine Ethik für Künstliche Intelligenz.

So müsse sichergestellt werden, dass KI bei Entscheidungen über Menschen immer nur assistiert. Das letzte Wort solle immer der Mensch haben. "Wesentliche Entscheidungen über Menschen müssen stets von Menschen getroffen werden." Die Gestaltung der digitalen Moderne ist für Caspar nichts weniger als eine der größten Herausforderungen unseres Jahrhunderts, gleichauf mit der Bewältigung der Klimakrise. Und er hat recht, denn das Thema Daten beeinflusst schon jetzt unser aller Alltag, doch mangelt es an handfesten Leitlinien und Regeln.

In seinem Buch versucht der Autor, das große Ganze abzuhandeln und die komplexen Zusammenhänge aufzuzeigen. Das gelingt ihm. Ähnlich komplex scheinen jedoch auch die Forderungen seines Datenmanifests. Johannes Caspar wirft große Begriffe wie Freiheit, digitale Souveränität und Selbstbestimmung in den Raum. Das sind Werte, denen die meisten von uns sicherlich bereitwillig zustimmen können. Doch was genau das in der Praxis bedeutet und wie wir diese Forderungen umsetzen, bleibt abstrakt.

Dennoch verspricht Caspar: Eine digitale Wende ist möglich, wenn wir nur unsere Stimme erheben. Das Buch ist also ein Plädoyer dafür, mutig für eine demokratische und menschengerechte Welt der Daten einzutreten. Nach dem Lesen des Buches kann man sich in Diskussionen über Themen wie Datenherrschaft und Künstliche Intelligenz zweifelsohne behaupten. Gleichzeitig will einen aber dieses erschlagende Gefühl nicht verlassen, dass die digitale Zukunft einer Dystopie gleicht, die nur schwer aufzuhalten ist. CLAUDIA BOTHE

Johannes Caspar: Wir Datensklaven. Wege aus der digitalen Ausbeutung.

Econ Verlag, Berlin 2023. 352 S., 24,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der Autor ist bei seiner Analyse nicht theoretisch und blutleer. Mit plastischen Beispielen, die oft selbst digitalen Insidern nicht geläufig sind, in eingängigen Bildern und mit teilweise verblüffenden historischen Vergleichen und präzisen Quellenangaben illustriert er in einer ansprechenden Sprache den Zustand unserer digitalisierten Gesellschaft. [...] Er liefert mit seinem umfassenden Gesamtblick [...] viele neue Einblicke und Inspirationen." Thilo Weichert Datenschutz Nachrichten 20231002