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13 Kundenbewertungen

Eine dramatische Familiengeschichte, die zugleich die Geschichte eines Firmenimperiums und eines Landes, die brutale, letztlich scheiternde Machtübergabe von den Alten zu den Jungen darstellt, von den Männern zu den Frauen - das erzählt Preti Taneja in ihrem preisgekrönten, spannenden und gewaltigen Debütroman. Der alte Devraj, ehemaliger Maharadscha und Chef eines mächtigen indischen Mischkonzerns, der nur ehrfürchtig "The Company" genannt wird, ist alt geworden und will sein Erbe verteilen. Er hat drei Töchter, Ranjit Singh, sein Berater, Teilhaber und Wegbegleiter, hat zwei Söhne, die…mehr

Produktbeschreibung
Eine dramatische Familiengeschichte, die zugleich die Geschichte eines Firmenimperiums und eines Landes, die brutale, letztlich scheiternde Machtübergabe von den Alten zu den Jungen darstellt, von den Männern zu den Frauen - das erzählt Preti Taneja in ihrem preisgekrönten, spannenden und gewaltigen Debütroman.
Der alte Devraj, ehemaliger Maharadscha und Chef eines mächtigen indischen Mischkonzerns, der nur ehrfürchtig "The Company" genannt wird, ist alt geworden und will sein Erbe verteilen. Er hat drei Töchter, Ranjit Singh, sein Berater, Teilhaber und Wegbegleiter, hat zwei Söhne, die ebenfalls mit bedacht werden sollen.Wer wird sich durchsetzen in diesem umfassenden Machtkampf, der auch ein Geschlechterkampf ist?
Mit hoher Präzision und Intensität, nah an den Figuren entlang, erzählt Preti Taneja in diesem unerschrockenen, ergreifenden, aber auch sarkastischen Familienepos, dicht angelehnt an Shakespeares "King Lear", eine brisante und düstere, universelle Geschichte von Macht, Verrat, Untergang und Überleben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2019

Herbst des Patriarchen
King Lear in Indien: In ihrem Breitwand-Roman „Wir, die wir jung sind“ macht
Preti Taneja dem Bollywood-Kino mit den Mitteln der Literatur Konkurrenz
VON CHRISTOPH BARTMANN
We that are young, shall never see so much, nor live so long”, so lauten die letzten Verse in Shakespeares Tragödie „King Lear”, gesprochen je nach Fassung vom Duke of Albany oder von Edgar, dem legitimen Sohn des Grafen von Gloucester. „We that are young” oder „Wir, die wir jung sind” heißt auch Preti Tanejas fulminanter Debütroman, der Shakespeares Stoff ins Indien des 21. Jahrhunderts überführt. Nicht nur der originale Lear hat Eingang gefunden in ihren Roman, sondern auch manche Bearbeitung, die Shakespeares düsteres Drama seitdem erfahren hat.
So ist bei Taneja etwa auch Edward Bonds „Lear“ aus dem Jahr 1971 gegenwärtig, mit seiner exzessiven Gewalt und seinem Akzent auf Fragen von autoritärer Herrschaft, Sozialismus und Klassenkampf. Man kann Tanejas Roman aber auch ohne ständigen Bezug auf Shakespeare lesen, ja ihn vielleicht auch nur als ein besonders lebenspralles Stück aus „Bollywood“ genießen, wozu die Autorin selbst rät. Neben Shakespeare und Bond haben auch Bret Easton Ellis, Martin Amis, Virginia Woolf und andere ihre Spuren hinterlassen. Nicht alle Referenzen sind gleich auffällig, der eher getreue als freie Bezug zu „King Lear“ jedoch strukturiert den Roman in jedem Moment.
„Shame and Scandal in the Family“ also, und dies, wie bei Lear, als Haus-, Hof- und Staatsaktion. König Lear ist hier der greise Geschäftsmann Devraj Baguji, Gründer und Chef der „India Company“, eines die Nation umspannenden Mischkonzerns, einer Art Indien AG, ein Mann von adliger Abstammung und autokratischen Allüren. Wie König Lear über eine Hundertschaft von saufenden und hurenden Rittern gebietet der alte Maharadscha über eine entsprechende Zahl ebenso rüpelhafter Business-Talente, die ihm willenlos zu Diensten sind. Lears Töchter Goneril, Regan und Cordelia heißen hier Garga, Radha und Sita. Die zwei Älteren, Garga, die kühle Unternehmerin, und Radha, die dem süßen Leben verfallen ist, werden, unterstützt von ihren intrigant-opportunistischen Ehegatten, das Erbe Devrajs unter sich aufteilen, während die Lieblingstochter Sita einstweilen leer ausgeht. Mit ihrem öko-feministischen Aktivismus und ihrer Unlust zu heiraten fügt sie sich nicht ins väterliche Rollenbild.
Aber dann ist da auch noch der langjährige Geschäftskumpan des Vaters, Ranjit Uncle, wie ihn Devrajs Töchter nennen, Graf Gloucester bei Skakespeare, selbst Vater zweier Söhne mit Ambitionen, nämlich des legitimen Sohnes Jeet (Edgar) und des „Bastards“ Jivan (Edmund), den wir zu Beginn des Romans im Anflug aus dem amerikanischen Exil erleben. Hat man das Ende des „Lear“ im Kopf, ahnt man, dass die Erbfolge im Hause des alten Magnaten unerfreulich verlaufen wird. Mehr als das, sie steigert sich zu einer kollektiven Raserei, zu einem frenetischen Kampf nahezu aller gegen alle, zu einer superdrastischen Soap-Opera, in der Blut, Schweiß und Whisky in Strömen fließen. Und natürlich geht es nicht ohne die notorische Blendungsszene aus dem „Lear“ ab.
Taneja erzählt nah an ihren Figuren, ja, sie kriecht ihnen regelrecht unter die Poren. Man könnte diesen Zugriff als „immersiv“ oder fast auch schon als (maximal) „invasiv“ beschreiben. Die fiebrige Hektik des Geschehens spiegelt sich in einem mitreißenden, manchmal auch enervierenden Erzählstrom. Wer Hindi kann, ist im Vorteil, denn auch längere Passagen bleiben unübersetzt, was andererseits dem Text eine schöne Widerborstigkeit verleiht: „Sie hatte Radha pagal genannt und gesagt, eher werde Lord Shiva als ungewaschene Gopi verkleidet auftauchen und die Kühe für ihre Morgen-doodh melken, als dass Bapuji seiner mittleren Tochter erlauben könnte, Jivan zu heiraten.“ Nun, zum Glück gibt es ein Glossar: „Pagal“ bedeutet „verrückt, Verrückter“, „doodh“ ist „auf Hindi Milch; Wortspiel mit der umgangssprachlichen amerikanischen Anrede ‚dude‘“ (aber vielleicht gilt das nur hier im Roman?). „Gopi“ muss man woanders nachschlagen, es handelt sich um die mythologischen Kuhhirtinnen des Hinduismus.
Man kann Preti Taneja dankbar sein, dass sie gar nicht erst anfängt, die überwältigenden indischen Realien dem westlichen Leser gefällig darzubieten. Andererseits leistet sie mit ihrem Hang zur blumigen Metapher auf ihre Weise selbst einem gewissen „Orientalismus“ Vorschub. Der Sirup ist neben dem Blut die andere dicke Flüssigkeit, in die dieser Roman getaucht ist. Shakespeare-Paraphrase, Bollywood-Seifenoper, modernistischer Verweise-Parcours – es ist vielleicht etwas zu viel, was sich Taneja hier vorgenommen hat. Gerade in seinen grellen, drastischen Momenten erinnert der Roman ein wenig auch an eine Tortenschlacht. Kein Lebensmittel, das nicht unsachgemäß auf Kleider und Körper verschmiert werden könnte. Taneja verfügt über viele bunte Effekte, ist aber nicht allezeit deren Herrin.
Wie zu erwarten, liefert ein großes indisches Gegenwartsepos wie dieses reichlich Themen und Thesen. Der Kaschmir-Konflikt etwa spielt eine bedeutende Rolle; die „India Company“ steht vor der Eröffnung eines Luxushotels ausgerechnet im von Unruhen erschütterten Srinagar, wo einst die Gattin des Patrons Opfer eines politischen Mordes wurde. Probleme des indischen Kasten- und Klassensystems, von systembedingter Gewalt, Ungleichheit und Willkür treten in den Blick. Betrachtet man Tanejas Roman von der „India Company“, was fast unvermeidlich ist, als satirisch zugespitzte Allegorie der indischen Gesellschaft, fällt ihr Befund verheerend aus.
Die Elite, beispielhaft verkörpert durch Devraj und die Seinen, hat, mit Ausnahme der abtrünnigen Tochter und des kurzfristig zum asketischen Mönch avancierten Jeet, überhaupt noch nicht damit angefangen, ihre Privilegien zu „checken“. So kann es sich der alte Patriarch etwa leisten, aus nichtigem Anlass einen Diener beinahe tot zu prügeln, ohne dass dies die versammelte Gesellschaft irgendwie störte, von polizeilichen Ermittlungen ganz zu schweigen.
Derselbe Patriarch verwandelt sich, kaum dass ihn seine Töchter aus der Firma gedrängt haben, in einen demagogischen Volkstribun, der durch die Slums zieht und seine neuen Anhänger zum Kampf gegen das ihm und ihnen widerfahrende Unrecht aufruft. Es gibt, jedenfalls in diesem Roman, nichts, was man sich als Angehöriger der indischen besseren Gesellschaft nicht leisten könnte. Ein sozialkritisches „J’accuse“ lässt sich Tanejas Buch dennoch kaum abgewinnen. Dafür ist ihr indischer „Lear“ doch zu fantastisch, zu sarkastisch geraten. Wer wolle, sagt die Autorin, könne ihren Roman als ein Stück „Bollywood“ lesen. Ein Musical, wie die meisten Bombay-Filme, ist es nicht geworden, wohl aber ein Breitwand-Melodram, wenn auch eines von der dunklen Art.
Die fiebrige Hektik des
Geschehens spiegelt sich in
einem mitreißenden Erzählstrom
Es gibt in diesem Roman nichts,
was sich jemand aus den besseren
Kreisen nicht leisten könnte
Preti Taneja: Wir, die wir jung sind. Roman. Aus
dem Englischen von Claudia Wenner. Verlag C.H. Beck,
München 2019. 630 Seiten, 26 Euro.
Ausgerechnet im ständig von Unruhen erschütterten Srinagar, der Hauptstadt des autonomen Bundesstaates Kaschmir, will die „India Company“ des Romans ein Luxushotel eröffnen. Dabei gehen dort immer wieder Hotels in Flammen auf, wie hier im August 2003.
Foto: RAFIQ MAQBOOL/AP
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Die britische Autorin Preti Taneja orientiert sich in ihrem Debüt an William Shakespeares "King Lear", erklärt Rezensentin Katharina Granzin - eine gute Vorlage, findet die Rezensentin, aber auch eine alte und hohe Erwartungen weckende Vorlage. Umso beeindruckter ist sie, wie geschickt und schlüssig Taneja ihre moderne Geschichte in die Form des traditionellen Königsdramas einpasst. Der Roman besteht - ganz der Tradition folgend - aus fünf Akten, die aus den fünf Perspektiven der fünf Nachkommen eines indischen Großunternehmers und seines Geschäftspartners erzählt werden. Ob der Kontext - die junge indische Upper-Class - dabei ealistisch ausgestaltet ist, tut nicht wirklich was zur Sache, findet die Kritikerin. Entscheidend ist für sie die Erzählung und die funktioniert laut Granzin zum größten Teil ganz hervorragend, bis Taneja ihr Erzählgebäude am Ende für den Geschmack der Rezensentin etwas zu krachend einstürzend lässt. Etwas weniger dramatisch hätte es Granzin, der Vorlage zum Trotz, besser gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine Mischung aus Sittengemälde, Gesellschaftskritik, Generationenkonflikt, Geschlechterkampf und Thriller."
Heilbronner Stimme, Tanja Ochs

"Der Anspielungsreichtum dieses Romans ist gigantisch, vergnügt verlinkt er das Gestern mit dem Morgen, die Literatur mit der Wirklichkeit, die Historie mit der Gegenwartspolitik, Shakespeare mit Indien."
Tageszeitung, Shirin Sojitrawalla

"Ein prachtvolles, prallvolles, opulentes, kluges, spannendes und sehr lehrreiches Familienepos."
Bayern 2

"Fulminanter Debütroman (...) Taneja erzählt nah an ihren Figuren, ja, sie kriecht ihnen regelrecht unter die Poren."
Süddeutsche Zeitung, Christoph Bartmann

"Mit der opulenten Ausgestaltung dieser sehr unterschiedlichen Perspektiven entsteht ein kunstvolles Erzählgebäude, fast eine Art Palast von Roman."
Frankfurter Rundschau, Katharina Granzin

"(Preti Taneja) beweist (...) wie universell das Prinzip Generationenrevolte ist, egal ob im England Elisabethanischer Zeit oder im Indien des 21. Jahrhunderts (...) großer Zauber."
SPIEGEL Online, Anne Haeming

"Unwiderstehlich! Einer der besten und originellsten Romane des Jahres."
Sunday Times

"Brillant... kunstvoll konstruiert... Preti Taneja hat uns etwas besonders Seltenes gegeben, einen Pageturner, der zugleich unerschrocken politisch ist."
The Guardian

"Taneja verbindet Zorn mit Poesie... Die Wirkung hat etwas Zwingendes und Erhebendes... Ein denkwürdiges, nationales Epos."
The Times Literary Supplement

"Ein denkwürdiges Bild vom Indien der Gegenwart... Taneja, die sinnlich und anschaulich schreibt, schildert eindrucksvoll das Dilemma der Frauen - eine erschreckende Warnung."
The Irish Times

"Taneja schreibt so vielschichtig, dass sie unsere schlichte Vorstellungskraft, die wir sonst gewöhnt sind, übersteigt... ein glänzendes Werk."
White Review

"Tanejas Prosa ist intensiv, detailliert und fesselnd... Leserinnen und Leser werden ebenso genau spüren, wie sich das Daunenkissen in einem Fünf-Sterne-Hotel anfühlt, wie sie die Kanalisation in den Slums einer Industriestadt riechen können."
The Asian Review of Books

"Preti Taneja muss man im Auge behalten, kein Zweifel!"
Deborah Levy

"Absolut fesselnd, sehr intelligent, sehr bewegend, sehr subtil, wunderbar ambitioniert und höchst originell."
Andrew Motion

"Der beste Roman über Indien seit Vikram Seths 'Eine gute Partie'."
John Mitchinson

"Zeichnet ein unvergessliches Bild des gegenwärtigen Indien."
The Times of India
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