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Das Leben ist hip, tragisch und ohne Fußball und Freunde sinnlos WM-Finale 1998. Frankreich - Brasilien. Fiebrige Stimmung vor der Glotze zwischen Churchill, Juval, Amichai und Ofir. Die vier sind um die dreißig, Freunde seit Jugendtagen, sie gucken zusammen Fußball, quatschen, kiffen, sind füreinander da. Da verfällt einer auf eine kuriose Idee - drei Lebenswünsche auf einen Zettel zu schreiben, die Zettel zu verstecken und erst beim nächsten Finale die Wünsche preiszugeben ... Wird das Glück auf ihrer Seite sein?
Vier Jahre später ist nichts, wie es war. Die Stimmung im Land ist explosiv,
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Produktbeschreibung
Das Leben ist hip, tragisch und ohne Fußball und Freunde sinnlos
WM-Finale 1998. Frankreich - Brasilien. Fiebrige Stimmung vor der Glotze zwischen Churchill, Juval, Amichai und Ofir. Die vier sind um die dreißig, Freunde seit Jugendtagen, sie gucken zusammen Fußball, quatschen, kiffen, sind füreinander da. Da verfällt einer auf eine kuriose Idee - drei Lebenswünsche auf einen Zettel zu schreiben, die Zettel zu verstecken und erst beim nächsten Finale die Wünsche preiszugeben ... Wird das Glück auf ihrer Seite sein?

Vier Jahre später ist nichts, wie es war. Die Stimmung im Land ist explosiv, die Wünsche sind verweht, das Leben schmeckt anders. Eshkol Nevos neuer Roman über die Lust am Jungsein, die Innigkeit echter Freundschaft, weiß um die Zerbrechlichkeit des Lebens und ist doch voller Hoffnung und Wärme.
Autorenporträt
Eshkol Nevo , geboren 1971 in Jerusalem, gehört heute zu den wichtigsten Schriftstellern seines Landes. Sein erster Roman 'Vier Häuser und eine Sehnsucht' stand 2005 auf der Shortlist des bedeutendsten Literaturpreises in Israel, dem Sapir Preis, 2008 wurde er in Frankreich mit dem Raymond Wallier Preis des Salon du Livre ausgezeichnet, 2009 war er auf der Longlist des Independent Prize. 'Wir haben noch das ganze Leben', sein zweiter Roman (Golden Book Prize, Israel 2007, Adei Wizo Preis, Italien 2011), war nicht nur in Israel, sondern auch in Deutschland ein Bestseller. Sein jüngster Roman 'Neuland' verkaufte sich in Israel über 130.000 Mal und gewann 2012 als "Book of the Year" den Steimatzky Preis.

Eshkol Nevo lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Ra'anana / Israel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2010

Eine Befreundung mit der Vergänglichkeit

Wie steht ein junger Israeli seinen Mann? Mit Hilfe seiner Freunde. Eshkol Nevo ist ein dichtes Erzählwerk über eine Generation in Zeiten des Krieges gelungen.

Am Ende dieses Romans über vier Freunde in Israel gibt Juval, der Chronist, dem Dozenten seines Schreibkurses das fertige Romanmanuskript zu lesen. Der Dozent ist schlau. Er merkt sofort, dass Juvals harmoniesüchtiger Erzähler viele "blinde Flecken" hat. Er blende die dramatischen Veränderungen aus, die Israel zu jener Zeit bewegten. "Es kann nicht sein, dass nichts von alledem in die Welt der Freunde einsickert!" Aber Freunde, kontert Juval, selbst einer der vier Freunde, über die er hier schreibt - Freunde seien doch eine "Oase, die es möglich macht, die Wüste zu vergessen".

Soll man in einem Konfliktland wie Israel etwa nicht über Männerfreundschaften schreiben dürfen und was sie zusammenhält? Und sind nicht gerade solche tief empfundenen Bande das Einzige, über das man überhaupt immer wieder schreiben sollte? Eshkol Nevo, 1971 in Jerusalem geboren und aufgewachsen in Israel und in Detroit, gehört neben Autoren wie Assaf Gavron, Ron Leshem oder Zeruya Shalev zu jener Generation jüngerer israelischer Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die längst für Themen- und Ausdrucksvielfalt stehen. Sein erster Roman "Homesick" ("Vier Häuser und eine Sehnsucht", 2007) erzählte vom Zusammenleben unterschiedlichster Menschen auf engstem Raum und ist mittlerweile Schullektüre.

In seinem zweiten Roman fächert Eshkol Nevo nun auf, was mit den großen Wünschen und Leidenschaften über die Jahre passiert, wie sie kleiner werden, verschwinden oder Form annehmen: Juvals Wunsch, einen Roman zu schreiben; Amichais Verlangen nach Frauen; Ofirs Idee von einer eigenen Naturheilpraxis; Churchills Sehnsucht, als Jurist für einen großen Fall verantwortlich zu sein, dessen Entscheidung Folgen für die ganze Gesellschaft hat.

Was sich anfangs wie ein harmloses Spiel unter Jungs ausnimmt - man notiert diese Wünsche während der Fußball-WM 1998 auf Zettel für die Zukunft -, entwickelt sich zu einem gut funktionierenden, gegenseitigen Kontrollsystem. In Krisenphasen erinnern die Freunde einander an die alten Sehnsüchte. Und wenn die äußeren Ereignisse langsam, ganz langsam wie Gift in ihren Alltag kriechen, lassen die regelmäßigen Anrufe trotzdem nicht nach.

Niemand könnte wohl exakt bezeichnen, was diese Freunde verbindet. Ist es die Liebe zur Sprache? Die Begeisterung für Fußball und der große Wunsch, die israelische Mannschaft an der Spitze zu sehen? Fragte man aber einen von diesen vier Freunden nach geltenden Verhaltensregeln, zögerte niemand, sie zu nennen, freilich ohne dass man sich offiziell darüber verständigt hätte: Man lügt einander nicht an; andererseits sagt man auch nicht immer die ganze Wahrheit. Man tuschelt nicht. Resigniert nicht. Zieht sich nicht zurück. Und das sind nur die Grundzüge dieses niemals offen formulierten Kodex.

Eshkol Nevo folgt in energischen Schilderungen und Dialogen diesem "ununterbrochenen Tanz aus Sich-Annähern und -Voneinander-Entfernen", der so prägend ist für komplexe, von Konflikten vertiefte Beziehungen. Auf den ersten Blick ist sein Roman also durchaus und im besten Sinne ein Männerbuch, chronologisch wie dramaturgisch einem geistig-seelischen Muskelspiel gehorchend. Man erzählt sich von Frauen, die man knutscht, bis sie ihr Geheimnis verraten; man liebt und pflegt mit jungenhaftem Charme, aber auf selbstreflexivem Niveau "Bialoge" (Blödeldialoge). Und wenn Churchill Javal dessen Freundin ausspannt, schmerzt die Wunde noch nach Jahren - Mädchen wie sie, schön und klug, sind rar. Jüngere Männer beäugt man während des eigenen Älterwerdens sehr ängstlich; deren Salonparties und Lustbarkeiten sind den intellektuell verschweißten Freunden eher fremd. Ihre größte Angst ist zu sein wie alle. Das Schmähwort hierfür: "Homogenie".

Dass dieser Roman auch und vor allem ein Roman über den Alltag in Israel ist, zeigt sich erst im späteren Verlauf des Textes. Im Kern nämlich verhandelt er die Frage, ob und wie Veränderung möglich ist. Juval etwa interessieren Philosophen, die sich schlagartig wandelten. Selbst würde er am liebsten in einen künstlichen Teich hüpfen wie in Ovids "Metamorphosen", um zu etwas anderem zu werden: "einem Schwan, einer Seerose, einem Menschen mit Berufung". Er beschreibt umso akribischer sein Umfeld, wenn er Zeuge wird, wie sich jemand ändert - etwa Amichais Freundin, die depressive, "elegische Ilana". Seine eigene Roman-Arbeit vergleicht der Ich-Erzähler mit einer Verpuppung. Vor dem unheimlichen Sog des Gleichschritts hat er Angst. Denn "immer ist da etwas, das sich daran gewöhnt".

Das erste Mal rückt das Land in den Blick, als die Haifa-Freunde einen Ausflug nach Tel Aviv unternehmen, noch vor ihrer Zeit in der Armee. Sie geraten in eine Demonstration - "Schluss mit der Okkupation!" fordern wütende Transparente - und wissen noch nichts mit dieser Revolte anzufangen. Die Gruppe ist an diesem Unabhängigkeitstag einfach auf der Suche nach einer Party, angetrieben durch eine "gewaltige Gier nach Leben".

Das zweite Mal durchstreift Juval als Soldat die besetzten Gebiete. Die Truppe platzt hinein ins Leben einer arabischen Familie, drangsaliert sie. Die Nacht darauf wälzt sich Juval hin und her. Doch er findet keine Position, in der er sein Gewissen zur Ruhe betten könnte. So schreibt er am nächsten Tag seinem Freund: "Ich verstehe nicht, was ich hier tue. Verstehe nicht, wer gegen wen. Verstehe nicht, was noch hinter dem Wort ,ich' steht. Verstehe nicht, welcher Unterschied noch ist zwischen mir und einem Tier." Drei Wochen später trifft die Ablösung ein. Darunter überraschend Amichai, Juvals Freund. "Mit einem Mal, durch Amichais Anwesenheit, fühlte ich mich wieder als Mensch."

Mehr und mehr entblößt Nevo nicht nur die Geschichte dieser Freundschaften und ihrer privaten Schicksalsschläge, sondern auch aktuelle Konflikte. Mit Churchill, der als Herausgeber von Juvals Roman fungiert, hat er überdies eine sanft korrigierende Stimme zwischen Juvals Erinnerungen und die des Freundes geschaltet. Den traurigen Grund dafür erfahren wir erst am Ende: Juval, Opfer des Wutanfalls eines Mannes mit posttraumatischer Belastungsstörung, liegt im Koma. Ein Richter spricht in diesem Zusammenhang von der langsamen und schleichenden Veränderung, von der zunehmenden Entwertung des Mitmenschen im Land. "Wir haben noch das ganze Leben", dieser Gedanke ist also ein Trugbild.

Eshkol Nevos Roman ist zart und frech, eine plastische Chronik über das Phänomen von Lebensfreundschaften. Er fordert auf, solche Beziehungen kontinuierlich, auf täglicher Basis, zu pflegen.

ANJA HIRSCH.

Eshkol Nevo: "Wir haben noch das ganze Leben". Roman.

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2010. 440 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Buch ist mehr als ein Roman über vier Freunde in Israel, Männer-, Lebensfreundschaften, meint Anja Hirsch, die immer wieder auch den konfliktreichen Alltag in Israel thematisiert findet und die Frage, ob und wie Veränderung möglich ist, im eigenen Leben wie im größeren Zusammenhang. Die Ausdrucksvielfalt einer neuen Generation israelischer Autoren, die Hirsch lobt, findet hier also durch die Wünsche und Leidenschaften der Figuren zurück zur israelischen Frage. Dass Eshkol Nevo dabei nicht zimperlich ist in seinen Schilderungen und Dialogen, eher viril, scheint Hirsch nicht weiter zu stören, ein Männerbuch im besten Sinn, findet sie.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eshkol Nevo erzählt so klar und rein von vier Freunden in Israel und den Tücken der Liebe, dass es einem unvorstellbar erscheint, dieses Buch je aus der Hand zu legen." -- Penthouse

"Nevos traurig-komischer Roman erzählt vom Jungsein, von der Zerbrechlichkeit der Träume und davon, dass echte Freundschaft die harte Realität trotzdem überdauern kann." -- Andreas Trojan, Börsenblatt
"Nevos traurig-komischer Roman erzählt vom Jungsein, von der Zerbrechlichkeit der Träume und davon, dass echte Freundschaft die harte Realität trotzdem überdauern kann."
Andreas Trojan, Börsenblatt 04.02.2010