„Wir. Hier. Jetzt“ von K. A. Tucker erinnert vom Stil her stark an Colleen Hoover. Beide schreiben sie New Adult Romane, in denen es immer auch um persönliche oder familiäre Probleme und Herausforderungen geht. Dieser Roman handelt von Kacey, die mit ihrer kleinen Schwester Livie nach Miami zieht,
um einen Neustart zu wagen, nachdem bei einem Autounfall ihre Eltern, ihre beste Freundin und ihr…mehr„Wir. Hier. Jetzt“ von K. A. Tucker erinnert vom Stil her stark an Colleen Hoover. Beide schreiben sie New Adult Romane, in denen es immer auch um persönliche oder familiäre Probleme und Herausforderungen geht. Dieser Roman handelt von Kacey, die mit ihrer kleinen Schwester Livie nach Miami zieht, um einen Neustart zu wagen, nachdem bei einem Autounfall ihre Eltern, ihre beste Freundin und ihr Freund starben. Sie muss der Erinnerung entkommen, dafür kämpft sie beim Kickboxen und zu diesem Zweck hat sie auch eine dicke Mauer um sich herum errichtet. Niemand kommt wirklich an sie heran. Bis auf Trent, ihr neuer Nachbar in Miami. Wird Kacey es wagen, sich ihre Gefühle für ihn einzugestehen und sich auf ihn einzulassen? Nun, geübte Leser des Genres New Adult wissen nun sicherlich schon einiges über den Handlungsverlauf. Schafft es der Roman dennoch, mich mit Besonderheiten zu überzeugen?
Im Original heißt Wir. Hier. Jetzt. „Ten Tiny Breaths“, ein Titel, den ich weitaus passender finde, da es einen sehr guten inhaltlichen Bezug gibt. Zehn kleine Atemzüge bilden einen Rahmen um die Handlung, sie fließen durch sie hindurch und sorgen am Ende für einen runden Abschluss. Denn diesen Rat hat Kacey immer von ihrer Mutter erhalten, wenn die Gefühle mit ihr durchgehen wollten. Es ist eine Erinnerung, die sie immer bei sich trägt, die aber niemals zu helfen scheinen. Vor allem nicht, wenn sie Trent gegenüber steht und er ihre Gefühle in Wallung bringt. Ein fürchterlicher Ausdruck, doch er beschreibt ihr erstes Treffen in der Waschküche tatsächlich (leider) recht gut. Da werden die starken Schultern bewundert, der Po, die langen Wimpern, die Augen und die verstrubbelten Haare. Trent ist das wandelnde, männliche New Adult Klischee. In dieser Hinsicht überrascht der Roman von K. A. Tucker also nicht. Auch die unmittelbare Anziehungskraft, obwohl beide sich gerade erst kennenlernen, ist nichts Neues.
Kacey ist da schon ein wenig untypischer. Sie ist knallhart und lässt sich nichts sagen. Statt etwas zu empfinden, spuckt sie ihrem Gegenüber lieber verbal ins Gesicht. Sie steckt voller Wut und wird angetrieben von dem eisernen Willen, dass in Miami alles besser werden wird. Darüber vergisst sie, dass Kontrolle nicht alles ist und dass sie einen wichtigen Teil von sich selbst verleugnet. Das Zusammentreffen mit Trent ist das nicht unbedingt das schlechteste, was ihr passieren konnte.
Allerdings sind mir die Begegnungen von Trent und Kacey vor allem zu Beginn zu einseitig, denn sie denken an nicht viel anderes als an Sex, insbesondere Kacey, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Puh. Ich weiß ja, dass sich dies im Genre als gängiger Standard etabliert hat, aber auch in diesen anderen Romanen hat mich die magnetische Anziehungskraft, die anfangs meist jeglicher kommunikativer Substanz entbehrt, bereits gestört.
Im Verlauf der Geschichte darf natürlich auch das Drama nicht zu kurz kommen. So hat nicht nur Kacey mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, auch Trent scheint einiges zu beschäftigen. Was es damit auf sich hat, erfährt man erst recht spät und natürlich verändert sich in dem Moment der Erkenntnis alles. Teils hat mich diese Entwicklung der Story sehr berührt, allerdings empfand ich die Lösung des Konflikts dann wiederum als etwas halbgar.
Vieles in „Wir. Hier. Jetzt.“ konnte mich also leider nicht überraschen oder störte mich sogar. Es gibt aber dennoch Aspekte, die ich sehr gelungen fand. Da wären zum Beispiel Storm und Mia, Kaceys alleinerziehende Nachbarin und ihre fünfjährige Tochter. Auch der Schreibstil lässt nichts zu wünschen übrig. K. A. Tucker schreibt emotional und sie hat ein Händchen dafür, die Spannung aufrecht zu halten, so dass man das Buch ungern aus der Hand legen möchte.