Die österreichische Journalistin Livia Klingl greift in ihrem Buch „Wir können doch nicht alle nehmen!“ ein hochaktuelles Thema auf. Schon der Titel „Europa zwischen ‚Das Boot ist voll‘ und ‚Wir sterben aus‘“ deutet ihre These an – viele Flüchtlinge sehen in Europa bzw. genauer der Europäischen
Union ihr Paradies, aber auch Europa braucht diese Menschen. Denn der Kontinent wird immer älter und…mehrDie österreichische Journalistin Livia Klingl greift in ihrem Buch „Wir können doch nicht alle nehmen!“ ein hochaktuelles Thema auf. Schon der Titel „Europa zwischen ‚Das Boot ist voll‘ und ‚Wir sterben aus‘“ deutet ihre These an – viele Flüchtlinge sehen in Europa bzw. genauer der Europäischen Union ihr Paradies, aber auch Europa braucht diese Menschen. Denn der Kontinent wird immer älter und auch Migranten tragen zu unserer Wirtschaft bei.
Ich hatte vielleicht etwas hohe Erwartungen an das Buch, da ich finde, dass es ein sehr wichtiges und eben auch aktuelles Thema angeht. Leider wurden meine Erwartungen nicht so ganz erfüllt.
Für mich hatte das Buch nicht die Struktur eines Sachbuchs, sondern war eher ein langes Essay. Im ersten Teil geht die Autorin auf die drei Punkte „Warum wir Migration brauchen“, „Was sie auf der Flucht erwartet“ und „Die Asylbürokratie“ ein. Dabei unterscheidet sie aber nicht immer sauber zwischen Gastarbeitern, Arbeitsmigranten und Flüchtlingen und Asylbewerbern. Um den wirtschaftlichen Nutzen von Migration aufzuzeigen greift sie auf Beispiele von türkischen Gastarbeitern und Flüchtlingen des Jugoslawienkrieges zurück – um dann wieder zu den aktuellen Flüchtlingen zu kommen.
Mir haben außerdem saubere Quellenangaben gefehlt. Es wird zwar im Text immer angegeben, wo die jeweilige Information her ist, aber nicht mit einer ausführlichen Quellenangabe. Auch ein Quellenverzeichnis oder weiterführende Literatur am Ende fehlen. Zweimal wird Wikipedia „zitiert“ – auch das, finde ich, geht in einem Sachbuch nicht.
Im zweiten Teil des Buches werden mehrere Migrantenschicksale ausführlich vorgestellt. Das fand ich sehr interessant und aufschlussreich. Aber auch hier überwiegen wieder die Beispiele von Menschen, die bereits seit Jahrzehnten in Österreich leben. Und nicht, wie Titel und Klappentext suggerieren, aktuelle Beispiele. Dieser Teil macht etwa die Hälfte des Buchs aus.
Trotzdem konnte ich auch neue und interessante Informationen aus diesem Buch ziehen und werde es aus diesem Grund auch weitergeben und –empfehlen. Das Thema ist sehr wichtig und das Buch bietet, gerade für jemanden, der sich noch nicht so viel damit beschäftigt hat, einen sehr guten Einstieg. Man darf nur kein Sachbuch erwarten, sondern eben eher ein Essay oder Plädoyer. Deswegen von mir 3 von 5 Sternen.