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19 Kundenbewertungen

Romeo und Julia heute: Von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser
Die Tel Aviverin Liat lernt in New York den Maler Chilmi kennen, der aus Ramallah stammt. Die beiden verlieben sich, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat: Wenn die Zeit in New York vorbei ist, wird auch die Beziehung, die eigentlich nicht sein darf, zu Ende gehen. Doch Liat und Chilmi haben die Rechnung ohne ihre Gefühle gemacht ...
»Die israelische Schriftstellerin Dorit Rabinyan hat uns einen politischen Liebesroman beschert, der aufwühlt.« Cosmopolitan

Produktbeschreibung
Romeo und Julia heute: Von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser

Die Tel Aviverin Liat lernt in New York den Maler Chilmi kennen, der aus Ramallah stammt. Die beiden verlieben sich, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat: Wenn die Zeit in New York vorbei ist, wird auch die Beziehung, die eigentlich nicht sein darf, zu Ende gehen. Doch Liat und Chilmi haben die Rechnung ohne ihre Gefühle gemacht ...

»Die israelische Schriftstellerin Dorit Rabinyan hat uns einen politischen Liebesroman beschert, der aufwühlt.« Cosmopolitan

Autorenporträt
Dorit Rabinyan wurde als Tochter einer iranisch-jüdischen Familie in Israel geboren. Ihre beiden Romane 'Unsere Hochzeiten' und 'Die Mandelbaumgasse' waren Bestseller und wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Dieser dritte Roman wurde ebenfalls in Israel ein Bestseller und erscheint in zahlreichen Ländern. Er wurde mit dem wichtigen Bernstein-Preis ausgezeichnet. Helene Seidler ist Deutsche und Israelin. Sie lebt in Jerusalem und übersetzt seit zwanzig Jahren hebräische Literatur ins Deutsche.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Eine der ersten Geschichten, die Liat Chilmi erzählt, ist, wie sie und andere Mädchen früher mit geöffneter Sicherheitsnadel in der Faust zur Schule gerannt sind - als Waffe zum Schutz gegen Araber. Chilmi lacht. Sie, Studentin, hütet die Wohnung eines befreundeten Paares, er ist Maler. Sie begegnen einander an einem Tag, an dem alles schiefgeht, haben wundervollen Sex, verlieben sich. Zu Hause wären sie sich nie begegnet. Liat ist Jüdin, Chilmi ist Palästinenser. Obwohl sie in ihren Küchendebatten vergeblich versuchen, den Nahostkonflikt zu lösen, entdecken sie im eisigen New Yorker Winter, dass sie beide "Fremde im Exil" sind, wie die Tiere im Zoo in der Bronx. Gleichzeitig weiß Liat, dass diese Liebe ein Verfallsdatum hat. Eine Beziehung mit einem Araber kann sie Eltern und Freunden nicht zumuten. Oder doch? Rabinyan erzählt über fast neun Stunden eine Geschichte, die wenig verloren hätte, hätte man ihr vier gegeben. Leidenschaftlich, wortreich, teils arg poetisch. Luise Helm gibt den Worten mit ihrer hellen, melodischen, starken Stimme, die in Sex- und Streitszenen so anmutig umschlägt, Substanz. Sie macht Liat lebendiger, als der Text es könnte, und lässt den Hörer so manche Länge vergessen.

© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dorit Rabinyans dritter Roman "Wir sehen uns am Meer", der die Liebesgeschichte zwischen der Israelin Chilmi und dem Palästinenser Liat erzählt, hat in Israel für einen Skandal gesorgt, informiert Rezensent Peter Münch, der sich mit der Autorin zum Gespräch getroffen hat. Das Verbot des Buches, das laut israelischer Regierung die "getrennten Identitäten von Juden und Nicht-Juden" gefährde, hat sicher zum großen Erfolg des Romans, der bereits in 18 Sprachen übersetzt wurde, beigetragen, fährt der Kritiker fort. Wie Rabinyan ihre beiden Protagonisten vor dem Hintergrund des 11. Septembers in New York zueinander finden lässt, über politische Konflikte und die Ein- oder Zwei-Staaten-Lösung streiten lässt und als "temporäres Abenteuer" zweier Liebender schildert, die an der politischen Realität scheitern, scheint dem Rezensenten gefallen zu haben. Leider hält sich Münch mit einem eigenen Urteil bedeckt, beruft sich lieber auf die Aussagen der Autorin über ihren Roman.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2016

Hohe Wellen
Dorit Rabinyans Roman „Wir sehen uns am Meer“ über die Liebe
zwischen einer Israelin und einem Palästinenser ist in Israel ein Skandalerfolg.
Nun erscheint das Buch auf Deutsch. Eine Begegnung mit der Autorin
VON PETER MÜNCH
Ich bin eine Patriotin“, sagt Dorit Rabinyan, und sie sagt es sehr entschieden. Als Patriotin hat sie einen Liebesroman geschrieben, doch weil es nicht so einfach ist mit der Liebe und dem Patriotismus in Israel, spielt der Roman im fernen New York. Dort treffen und verlieben sich die Protagonisten Liat und Chilmi, dort verleben sie gemeinsam einen sehr kalten und natürlich heißblütigen Winter. Mehr als zwei braucht es eigentlich nicht für die Liebe. Diese beiden allerdings sind nie allein. Denn Liat, die Übersetzerin, stammt aus Israel und Chilmi, der Maler, ist Palästinenser. Es ist also eine Liebe in den Zeiten des Nahost-Konflikts, Liat und Chilmi stehen stets auch für ihre beiden Völker – und dass dies nicht nur im Roman, sondern auch im wirklichen Leben sehr kompliziert werden kann, hat Dorit Rabinyan schnell erfahren.
  Denn sie hat in Israel einen veritablen Skandal ausgelöst mit ihrem Buch, und dieser Skandal begleitet den Roman bis hin zur deutschen Ausgabe, die gerade unter dem Titel „Wir sehen uns am Meer“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 384 Seiten, 19,99 Euro) erschienen ist. Auf dem Buchrücken wird neben einem hymnischen Lob von Amos Oz für diesen „präzisen und eleganten Liebesroman“ auch damit geworben, dass das Werk „in Israel von der Lektüreliste der Schulen gestrichen“ wurde. Warum das tatsächlich eine Empfehlung sein kann, erschließt sich nur im Kontext der aktuellen israelischen Politik. Aus dem Erziehungsministerium nämlich hieß es zur Begründung, dass die Jugendlichen vor der „Gefahr der Assimilierung geschützt“ werden müssten. „Intime Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden bedrohen die getrennten Identitäten.“
  Noch heute, ein halbes Jahr später, ist Dorit Rabinyan fassungslos ob dieses Diktums. Sie kommt gerade von der Pilates-Stunde, doch mit der inneren Ausgeglichenheit ist es schnell dahin, wenn sie von der rechten Regierung redet: vom Erziehungsminister Naftali Bennett, diesem „Großsprecher“, von Premier Benjamin Netanjahu, „dem Tyrannen, der sich als Demokrat verkleidet“. Dabei könnte sie den beiden sogar dankbar sein, denn am Ende haben sie sich verdient gemacht um dieses Buch: 25 000 Exemplare waren in den ersten 18 Monaten nach Erscheinen verkauft worden, noch einmal 25 000 in nur drei Monaten nach dem Skandal. Die Regierung hat das zudem preisgekrönte Werk zum Bestseller gemacht im kleinen Israel, und dieser Ruhm eilt ihm voraus bei der Übersetzung in nunmehr 18 Sprachen.
  Es ist Rabinyans dritter Roman, und auch die anderen beiden – „Die Mandelbaumgasse“ (1998) und „Unsere Hochzeiten“ (2000) – waren Erfolge. Doch bei diesem Buch hängt über dem Erfolg stets der Schatten des Skandals. Der Schock über den Angriff von rechts sitzt tief bei Dorit Rabinyan – weil sie Patriotin ist und weil sie Literatin ist. Als Patriotin nimmt sie den Kampf auf, der in Israel auf allen Ebenen tobt zwischen den Rechten und den alten Linken. Sie selbst ordnet sich dem linken „Friedenslager“ zu, schwärmt von dem vor mehr als 20 Jahren ermordeten Premier Jitzchak Rabin. „Ich bin bei Demonstrationen mitgelaufen, seit ich 14 bin“, sagt die 43-Jährige, „immer unter dem Slogan, dass Juden und Araber sich weigern, Feinde zu sein.“ In diesem Geist hat sie auch ihre Romanfiguren angelegt: Die friedensbewegte Liat trifft auf Chilmi, einen durch und durch liebenswürdigen Araber, mit dem sich jeder identifizieren kann. Für die Rechten ist genau das wohl der Gipfel der Provokation.
  Als Literatin aber will sie gar nicht provozieren, sie will beobachten und beschrei-ben, „Fragezeichen setzen statt Ausrufezeichen“. Dorit Rabinyan sieht ihr Buch nicht als politisches Statement. „Das ist eine sehr intime Geschichte, eine Love Story“, sagt sie. „Der ganze Skandal reflektiert mehr die Zeichen der Zeit als meine künstlerische Arbeit.“
  Zur Liebe also: Ganz trügerisch leicht er-scheint sie bisweilen zwischen Liat und Chilmi, weil sie sich fern von Zuhause nicht als Gegner fühlen, sondern als Nachbarn. Sie vermissen dieselbe Heimat, die Sonne, die Wärme, das mediterrane Licht. Sie grenzen sich ab in New York gegen all die anderen um sie herum, weil ihre Herkunft sie hier nicht mehr trennt, sondern verbindet. Sie teilen die gleichen Erfahrungen und Sehnsüchte – nur eins ist immer schwierig: das Reden übers Meer. Als Liat zu Anfang von ihrem Lieblingsstrand in Jaffa schwärmt, gesteht Chilmi, dass er nicht schwimmen kann. Wie auch? Denn von Ramallah aus kommt man nicht ans Meer, das verhindert die israelische Besatzung mit ihren Checkpoints und Mauern. Das Meer wird so zum Fixpunkt, an dem die Politik einbricht ins Liebesleben – und zur Chiffre des drohenden Unheils.
  Denn natürlich ist die Politik, ist der Konflikt zwischen Juden und Palästinensern allgegenwärtig. Friedlich neben Chilmi liegend spürt Liat, „dass wir beide auch hier in dieser großen Stadt nicht wirklich allein sind, dass in unserem Bett nicht nur wir liegen, auch wenn wir das gern glauben möchten“. Der Roman spielt in den USA nach den Anschlägen vom 9. September 2001, in Israel tobt die zweite Intifada mit ihren ständigen Selbstmordanschlägen. All das dringt ein ins Leben der Liebenden. Sie streiten über politische Konzepte, die Ein-Staaten- oder die Zwei-StaatenLösung. Sie entfremden sich wie auf Knopfdruck, wenn Probleme auftauchen. Liats Lösung: Sie genießt die Beziehung als temporäres Abenteuer, „mit Verfallsdatum“. Vor Eltern und Freunden verheimlicht oder verleugnet sie Chilmi. Für die Zukunft ist kein Platz. Bei der Rückkehr beider nach Tel Aviv und Ramallah bleiben sie von äußeren und inneren Mauern getrennt.
  „Sehr israelisch“ sei dieses Denken, „sehr jüdisch“, sagt Dorit Rabinyan. „In Ghettomauern zu leben ist Teil unserer mentalen DNA, die Abgrenzung ist ein Konzept fürs Überleben über die Jahrhunderte“. Von den Politikern, die ihr Buch aus Angst vor Assimilierung auf die schwarze Liste setzten, fühlt sie sich also kräftig missverstanden. Einerseits. Denn im Kern gehe es im Roman darum, dass Liats Schutzbedürfnis nach Abgrenzung stärker ist als die Liebe zu Chilmi. Andererseits aber fühlt sie sich durch die politische Hexenjagd auch bestätigt. Denn die immer schon vorhandenen Ängste würden „von der Regierung Netanjahu ins Extreme getrieben, ins Paranoide.“
  So steht der Roman im steten Dialog mit der Realität – und dies nicht nur in der Reaktion, sondern bereits von Anfang an. Denn das Buch beruht auf einer „autobiografischen Szene“, wie Rabinyan sagt. Der Verweis darauf liegt in der Widmung: „Für Hasan Hourani“ steht dort. „Ich habe das Buch für ihn geschrieben, er war meine Inspiration und Adresse“, erklärt sie. Wie Liat und Chilmi waren sich Rabinyan und Hourani Anfang des Jahrtausends in New York begegnet, die junge israelische Schriftstellerin und der palästinensische Maler. Einen Winter verbrachten sie zusammen. Ihr Buch, darauf legt Rabinyan großen Wert, sei trotzdem ein fiktionales Werk, „literarische Alchemie“. Ein Happy End allerdings war weder dort noch im wahren Leben je vorgesehen. Dass Haran Hourani später ertrunken ist, macht aus dem irreführend süßlichen deutschen Titel „Wir sehen uns am Meer“ eine bittere, fast zynische Metapher für eine Liebe, die unter den gegebenen Umständen unmöglich ist. Denn zusammen sein können Chimi und Liat auch im Roman nur, wenn er von jenem Meer verschluckt wird, auf das sie tagtäglich blickt. Das ist die harte, ernüchternde Realität des Nahost-Konflikts. Mit einem heimlichen und illegalen Ausflug an den Sehnsuchtsstrand von Jaffa endet denn auch die Geschichte.
  Immerhin aber hat das Buch in der Realität neben dem politischen Skandal auch noch ein paar andere Wellen geschlagen. Von einem jüdischen Siedler weiß Dorit Rabinyan zu berichten, der ihr nach der Lektüre schrieb, er verstehe jetzt seine palästinensischen Nachbarn viel besser. Andere Israelis schrieben ihr, wie sie am Ende des Buches um Chilmi trauerten. Und dann gibt es noch dieses Foto, das Dorit Rabinyan auf ihrem Handy gespeichert hat. Ein Soldat hat es geschossen in einer Kampfpause im letzten Gaza-Krieg. Zu sehen ist sein Gewehr – und daneben liegt das Buch mit der Liebesgeschichte. „Da kriege ich eine Gänsehaut“, sagt Rabinyan, „für diese Momente lohnt es sich.“
Das Buch wurde von
den Lektürelisten der Schulen
gestrichen – es sei gefährlich
Von den Politikern ihres
Landes fühlt sich die Autorin
gründlich missverstanden
Im Dialog mit der erlebten
Realität stand der Roman bereits
vor seiner Niederschrift
Will als Autorin nicht provozieren, sondern „Fragezeichen setzen“: Dorit Rabinyan.
Foto: imago / Italy Photo Press
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»Ein Lesegenuss« Am Erker 20180620