*MEINE MEINUNG*
Die Idee hatte es mir sofort angetan. Eine Gesellschaft, in der die Bürger mithilfe einer App über Schuld und Unschuld von Angeklagten entscheiden können, hat mich fasziniert, und auch die Umsetzung von Nina Rudt hat mir gut gefallen.
Sie zeichnet hier das Bild einer dystopischen
Gesellschaft; unserer gar nicht so unähnlich; die größten Unterschiede liegen wohl in der…mehr*MEINE MEINUNG*
Die Idee hatte es mir sofort angetan. Eine Gesellschaft, in der die Bürger mithilfe einer App über Schuld und Unschuld von Angeklagten entscheiden können, hat mich fasziniert, und auch die Umsetzung von Nina Rudt hat mir gut gefallen.
Sie zeichnet hier das Bild einer dystopischen Gesellschaft; unserer gar nicht so unähnlich; die größten Unterschiede liegen wohl in der Wiedereinführung der Todesstrafe und in der Existenz der App JUDGE. Wie nah diese Gesellschaft an unserer ist, zeigt sich im Verlauf der Geschichte. Wie schnell sich Menschen aufgrund von Schlagzeilen eine Meinung bilden, sich von Influencern beeinflussen lassen, ohne deren Ansichten zu hinterfragen, und bereit sind, mit dem wütenden und rassistischen Mob gemeinsame Sache zu machen, weil man in dieser Sache eben an das gleiche glaubt, fand ich beklemmend, weil es so realistisch ist.
Wie schnell sich die Situation für Pinar und ihre Familie zuspitzt, ihnen von allen Seiten erst Misstrauen und mit der Zeit immer unverhohlener Hass und Rasissmus entgegen schlagen, fand ich schlimm, eben weil es gut dargestellt wurde. Dabei haben mir Pinar und auch die anderen Charaktere sehr gut gefallen; sie sind authentisch und nahbar. Was sie durchleiden, ihre Emotionen und Reaktionen fand ich lebendig und glaubhaft geschildert, und ich habe mit ihnen gelitten.
Ein wenig frustriert hat mich aber mit der Zeit, dass ich die Geschichte ein bisschen zu schwarz/weiß fand. Die Themen, die die Autorin hier anspricht, und die Message, die sie damit vermitteln möchte, hätten genauso gut funktioniert, wenn die Story nicht auf die absolute Spitze getrieben worden wäre. Wenn mehr Menschen die himmelschreiende Ungerechtigkeit angeprangert und sich auf die Seite von Pinar und Yasin gestellt hätten, und nicht fast die gesamte Gesellschaft grundsätzlich bereit gewesen wäre, einen Minderjährigen auch ohne Indizien zum Tode zu verurteilen. Das war mir insgesamt ein bisschen too much. Schade.
*FAZIT*
Ein toller Jugendroman; ein Buch, das zum Nachdenken anregt und sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen auseinander setzt
- nur leider ein bisschen zu schwarz/weiß.