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Benny ist sechzehn. Nach einem Unfall liegt er bewusstlos im Krankenhaus. Um sein Bett versammeln sich Menschen, die sonst nur wenig miteinander zu schaffen haben: Ines und Michael, seine Eltern, wollten sich eigentlich nie mehr begegnen. Else und Ferdinand sind die Großeltern, bei denen Benny schon lange lebt. Sein Freund Willi hat ihn gefunden, nachdem er allein auf die Skihütte gefahren war. Alle stehen sie da mit ihren Erinnerungen und Konflikten, neuer Eifersucht und altem Streit. Und man fragt sich, wer auf Benny wartet, wenn er am Ende wieder erwacht. Bewegend, mit Witz und Ironie…mehr

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Produktbeschreibung
Benny ist sechzehn. Nach einem Unfall liegt er bewusstlos im Krankenhaus. Um sein Bett versammeln sich Menschen, die sonst nur wenig miteinander zu schaffen haben: Ines und Michael, seine Eltern, wollten sich eigentlich nie mehr begegnen. Else und Ferdinand sind die Großeltern, bei denen Benny schon lange lebt. Sein Freund Willi hat ihn gefunden, nachdem er allein auf die Skihütte gefahren war. Alle stehen sie da mit ihren Erinnerungen und Konflikten, neuer Eifersucht und altem Streit. Und man fragt sich, wer auf Benny wartet, wenn er am Ende wieder erwacht. Bewegend, mit Witz und Ironie schreibt Bernd Schroeder über die Menschen, die keiner sich aussucht, die aber für jeden das Leben bestimmen.
Autorenporträt
Bernd Schroeder, geboren 1944 im heute tschechischen Aussig, wuchs im oberbayerischen Fürholzen auf. Er lebt in Berlin. Als Autor und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele erhielt er 1986 den Adolf-Grimme-Preis und 1992 den Deutschen Filmpreis. Zuletzt erschienen bei Hanser: Hau (Roman, 2006), Alte Liebe (Roman, 2009, mit Elke Heidenreich), Auf Amerika (Roman, 2012), Wir sind doch alle da (Roman, 2015) und Warten auf Goebbels (Roman, 2017).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2015

Verfall einer Familie
In achtzig Kurzkapiteln um die Mäuse-Welt: Bernd Schroeder zählt die Häupter seiner Lieben und Bösen

Alle sind da, wenigstens am Anfang, als der Schock noch frisch ist. Die ganze Familie Maus und große Teile der Seidel-Sippe versammeln sich am Bett des sechzehnjährigen Benny, der nach einem mysteriösen Unfall im Koma liegt: Eltern und Großeltern, Onkel, Tanten und Cousins, die türkische Freundin Ayshe und selbst Frau Körner von nebenan, deren Enkel auch auf der Intensivstation liegt. Aber je länger das Koma dauert, desto öfter ist Benny allein: der unbewegte Beweger, der zum Katalysator für Beziehungskrisen und Familienkonflikte und immer neue Auf- und Ausbrüche wird.

Michael etwa, Bennys Vater, war schon immer ein Versager, ein Möchtegern-Playboy, der die Apanage aus dem väterlichen Gas- und Installationsbetrieb mit Sportwagen und Partygirls durchbrachte; beim Versuch, das Schwarzgeld vom Schweizer Konto heimzuholen, überfährt er nachts an der grünen Grenze einen Menschen und landet im Gefängnis. Ines hat den Hallodri damals nur geheiratet, weil sie schon mit Benny schwanger war. Jetzt will sie endlich mit Rüdiger, dem jungen Lehrer, noch einmal neu anfangen; aber der ist noch mit Dagmar verheiratet. Michaels Bruder Andreas war Papas Liebling, ein tüchtiger Geschäftsmann und langweiliger Spießer; jetzt will er endlich aus dem Hamsterrad aussteigen und nach Kanada auswandern. Sabine, seine Schwester, zieht es nach Berlin, zu ihrem Freund; aber dann findet die Diplompsychologin heraus, dass Jürgen dort schon eine (eigentlich ganz nette) Frau und sogar Tochter hat. Großvater Maus, vielleicht der Einzige, der sich wirklich um Benny kümmert, muss resigniert erkennen, dass sein Reich und sein Mäuse-Clan unaufhaltsam zerfallen. Selbst Else, seine an den Rollstuhl gefesselte Frau, entzieht sich dem Patriarchen durch die Flucht ins Pflegeheim.

So hat jeder sein Päckchen Schuld und Schicksal und ein gerüttelt Maß an Tragik und Komik zu tragen. Bennys Unglück bringt Menschen zusammen, die sich nichts mehr zu sagen haben, und trennt, was schon lange nicht mehr zusammengehört. Bernd Schroeder erzählt in seinem Roman vom Verfall einer Familie durch Neid, Hass und Missgunst, Eifersucht, Verrat und sogar Erpressung, von rivalisierenden Brüdern, schwarzen Schafen und herrschsüchtigen Alten, die die Welt nicht mehr verstehen - aber nicht im epischen Buddenbrook-Format, sondern in achtzig Short Cuts. Schroeder gibt weder Mann noch Maus verloren und niemand der Lächerlichkeit oder Verachtung preis. Selbst Tyrannen und Taugenichtse zeigen ab und zu gute Seiten, und neben viel Dunkel und Leid gibt es auch immer wieder Licht am Ende des Tunnel: zaghafte Versöhnungen, stille Abbitten, neue Anfänge bis ins hohe Alter.

Schroeder erzählt so angenehm nüchtern und heiter von Komödien und Tragödien in Ehe, Familie und Beruf, dass man auch als Leser gern dableibt; dabei ist die Romanstruktur mit ihren vielen Perspektivwechseln, Textsorten (darunter auch das Medizin-Lehrbuch) und Rückblenden durchaus ehrgeizig. Dennoch, mehr als zwanzig Schicksale mit all ihren Lebenslügen, Sehnsüchten und Hoffnungen sind doch ein bisschen viel Drama für knapp 170 Seiten.

MARTIN HALTER.

Bernd Schroeder: "Wir sind doch alle da". Roman. Carl Hanser Verlag, München 2015. 175 S., geb., 18,90 [Euro].

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"Eine traurige, bewegende Familiengeschichte, die zum Nachdenken anregt und klug hinterfragt, was Beziehungen und Familie heute noch wert sind." Melanie Brandl, Münchner Merkur, 07.08.15

"Schroeder beobachtet lebensnah, präzise und bisweilen böse, zeichnet das Bild eines Clans, der unfähig ist zu begreifen und zu lernen, dem es nicht gelingt, mit dieser neuen außergewöhnlichen Realität umzugehen." Stefanie Grießbach, Ostthüringer Zeitung, 13.06.15

"Schroeder beschreibt die einzelnen Familienmitglieder mit feiner Ironie und sprachlich so lebensnah, dass der Leser meint, die Müller-Meier-Schulzes von nebenan wiederzuerkennen." Ingeborg Salomon, Rhein-Necker-Zeitung, 06.06.15

"Bernd Schroeder wirft einen ebenso bösen wie ironischen Blick auf die Familie, die er als Hort von unerfüllten Sehnsüchten, der Gemeinheiten und Eifersüchteleien entlavt." Main-Post, 30.04.15