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Kraftvoll, schonungslos und mit entwaffnender Selbstironie schildert Graf seine Erlebnisse in den Jahren von 1905 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und der Münchner Räterepublik.

Produktbeschreibung
Kraftvoll, schonungslos und mit entwaffnender Selbstironie schildert Graf seine Erlebnisse in den Jahren von 1905 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und der Münchner Räterepublik.
Autorenporträt
Oskar Maria Graf gehört zu den großen deutschen Volksschriftstellern. 1894 in Berg bei Starnberg geboren ging er 1938 ins Exil nach Amerika, wo er 1967 in New York starb. Grafs Geschichten zeichnen sich vor allem durch wortgewaltige, urwüchsige Komik aus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2008

Polterndes Tempo, grandioser Witz
Oskar Maria Graf: „Wir sind Gefangene”
„Er treibt es unmöglich und erregt Lachen und Kopfschütteln; aber er gewinnt dabei unser Herz . . .”, schrieb Thomas Mann 1927 über Oskar Maria Grafs Bekenntnis „Wir sind Gefangene” begeistert in der Frankfurter Zeitung. Das Buch, das die Irrungen und Wirrungen des Bäckersohnes aus Berg am Starnberger See von 1905 bis 1919 schildert, markierte Grafs schriftstellerischen Durchbruch, läutete jene Phase in seinem Leben ein, die er kurz vor seinem Tod als die „gut versilberten Jahre” („Gelächter von außen”, 1966) bezeichnen wird. Bis die Nationalsozialisten ihn ins Exil zwangen, erst nach Wien, dann nach Brünn, schließlich nach New York. Dass die Nazis zunächst seine Bücher im Mai 1933 nicht verbrannten, veranlasste ihn zu dem berühmten Protest „Verbrennt mich!” in der Wiener Arbeiterzeitung.
Als das aus zwei Teilen bestehende Buch 1927 erscheint, sehen die Zeitgenossen in ihm vor allem ein authentisches Zeugnis der Münchner Revolutionsjahre, der niederkartätschten Räterepublik. Der zweite Teil – ihn hatte Graf für die Veröffentlichung neu geschrieben – ist nämlich ausschließlich den Jahren 1917-1919 gewidmet. Den ersten hatte er schon einmal 1922 unter dem Titel „Frühzeit” publiziert. Von heute aus sollte man ein Fragezeichen hinter „authentisch” setzen, sollte die von Graf wohl kalkulierte Verquickung von Fakt und Fiktion in den Vordergrund rücken. Sie gilt auch für den Selbstfindungsprozess des Ich-Erzählers. Seine stets aufs Neue herrlich überrumpelnde Naivität – etwa wenn er einen Schutzmann nach dem Versammlungsort der Anarchisten fragt – ist literarische Stilisierung.
„Wir sind Gefangene” ist romanhafte Autobiographie, sorgfältigst komponiert. Das zeigt schon die Anfangsszene. Oskar tritt ans Sterbebett des Vaters. Die ganze Familie weint, nur der älteste Bruder Max ist ruhig, fixiert den Elfjährigen. Der Konflikt, den Oskar fortan mit dem dumpfprügelnden Despotenbruder austragen wird, und der ihn schließlich 1911, mit 17 Jahren, ins leuchtende München und in die Arme bohèmehafter Schwärmer, Hungerkünstler und Revoluzzer flüchten lässt, ist hier präludiert. Fortan droht Oskar zwischen seinem Wunsch nach einer unabhängigen Schriftstellerexistenz und der realen wie metaphorischen Gefangenschaft – als Arbeiter, Soldat, Irrer, Schuldner, Schieber, Säufer, Ehemann, Politaktivist – zerrissen zu werden: „Ich wollte mich müde laufen, ich wollte mich ausfrieren, ich wollte – ja, was wollte ich nicht alles!” Grafs irrlichternde „Selberlebensbeschreibung” (Jean Paul) besitzt polterndes Tempo, grandiosen Witz. „Verjüngende Bücher” nannte Thomas Mann seine Graf-Rezension. FLORIAN WELLE
Oskar Maria Graf Foto: dpa
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