Fotografien von Gruppen waren um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein beliebtes Mittel, sich selbst und seine Lebenswelt festzuhalten. In ihnen äussert sich das ganze Selbstvertrauen des aufsteigenden Bürgertums, das sich bewusst in Szene setzte. Doch trotz der damaligen Popularität von Gruppenfotografien galten sie lange als zu trivial und zu unkünstlerisch, um sich mit ihnen auseinanderzusetzen. In diesem reich bebilderten Buch lassen sich nun bisher meist unveröffentlichte fotografische Schätze aus Privatsammlungen entdecken, und mit ihnen das Flair vergangener Zeiten: wohlerzogene höhere Töchter in weissen Schürzen, stolze Athleten mit ihren Pokalen, Feuerwehrkommandanten, die sich als Retter in der Not verewigt wissen wollen - Familien, Vereine, Schulklassen, Studentenverbindungen, Fabrikbelegschaften, Militärkompanien: Sie alle gehören zu den Charakteren der Gruppenfotografien und überliefern uns damit ein Bild der Schweizer Gesellschaft von 1870 bis 1945 in ihrer ganzen Vielfalt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wohlig wurde es Burkhard Müller beim Blättern durch diesen "schönen Band", in dem Paul Hugger und Richard Wolf diese alten Gruppenfotografien versammeln, die gemeinhin in der großen Kiste auf dem Speicher vermodern. Gesangsvereine, Alpenführer, Käser und Küfer blicken dem Rezensenten hier mit ernsten Augen und gezwirbelten Schnurrbärten entgegen, und Müller lässt sich das gern gefallen. Sorgsam aufbereitet und freundlich kommentiert erinnern ihn diese Fotografien daran, nicht gering zu schätzen, was anderen einst so wichtig war. Schließlich erklärt Müller auch, was diesen Band so "eminent schweizerisch" macht: Nicht nur der Wortschatz (Schmutzlis und Gstältlis kommen vor), sondern auch die prächtige Ausstattung, die auf ein "großzügiges Mäzenaten- und Stiftungswesen" schließen lasse.
© Perlentaucher Medien GmbH
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