Der Versuch einer Harmonisierung
Es gehört Mut dazu, als Wissenschaftler das Thema „Naturwissenschaft und Religion“ aufzugreifen. HvD versucht nichts Geringeres, als deren unterschiedliche Deutungen miteinander in Einklang zu bringen. Ist eine Harmonisierung solch konträrer Erklärungsmodelle
möglich?
An der Evolution wird heute nicht mehr ernsthaft gezweifelt. HvD belegt an Hand…mehrDer Versuch einer Harmonisierung
Es gehört Mut dazu, als Wissenschaftler das Thema „Naturwissenschaft und Religion“ aufzugreifen. HvD versucht nichts Geringeres, als deren unterschiedliche Deutungen miteinander in Einklang zu bringen. Ist eine Harmonisierung solch konträrer Erklärungsmodelle möglich?
An der Evolution wird heute nicht mehr ernsthaft gezweifelt. HvD belegt an Hand überzeugender Beispiele, dass es eine biologische Verwandtschaft der Arten gibt. Umstritten sind lediglich die Mechanismen, die für die Evolution verantwortlich sind. HvD beschreibt ein Evolutionskonzept, das die Entwicklung des Kosmos einbezieht.
Die Gegenwart ist nicht das Ende der Entwicklung und der Mensch nicht das Maß aller Dinge. Dem steht der Schöpfungsglaube entgegen, der von einem statischen Weltbild ausgeht. Da religiöse Deutungen die Erkenntnisse der Wissenschaft ignorieren, wenn sie nicht ins Weltbild passen, kommt es zur Spaltung zwischen Wissenschaft und Religion.
Die Naturwissenschaften begründen ein methodisches Vorgehen und kein Weltbild. Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften werden durch den Fortschritt der Wissenschaft nicht ungültig, sondern modifiziert. So ermöglicht die klassische Mechanik auch heute noch genaue Vorhersagen und Beschreibungen der physikalischen Vorgänge, bei denen relativistische und quantenmechanische Effekte vernachlässigt werden können.
HvDs visionärer Schulterschluss mit der Religion führt zur Harmonisierung. Die Evolution sei der Augenblick der Schöpfung. Die Schöpfung sei nicht der Moment, in dem alles Leben begann, sondern Beginn und Entwicklung von Leben. Sie vollziehe sich noch immer. Diese Auffassung steht nicht im Widerspruch zur Wissenschaft.
Gibt es ein Jenseits? Im Kern ist Religion die Überzeugung von der Realität einer jenseitigen Wirklichkeit. Um eine Antwort finden zu können, ist ein umfangreicher Exkurs von den Anfängen des naiven Realismus bis hin zur evolutionären Erkenntnistheorie erforderlich. Wie wirklich ist denn die von uns erlebte Wirklichkeit?
Der naive Realismus wurde bereits von Platon entlarvt. Ausführlich hat sich Kant mit dieser Frage beschäftigt. Raum, Zeit und Kausalität sind angeborene Vorurteile über die Welt. Die Frage, warum die angeborenen Denkstrukturen so gut zur realen Welt passen, konnte Kant nicht beantworten. Die Antwort lieferte Konrad Lorenz. Es handelt sich um Erfahrungen über die Welt, die nicht das Individuum, sondern die Art erworben hat.
HvD glaubt, dass der Geist nicht aus der Materie heraus entstanden ist, sondern schon vorher da gewesen ist (Dualismus). Die Existenz des Bewusstseins deutet seiner Ansicht nach darauf hin, dass der Mensch auf eine höhere Entwicklungsstufe gebracht wird. Wenn die diesseitige Welt und die jenseitige Welt völlig ineinander aufgegangen sein werden, sei das Ende der Evolution erreicht.
HvD betont, dass die Aussagen seines Buches als „spekulative Bilder“ zu verstehen sind, geleitet von dem Gedanken, dass es nur eine Wahrheit geben kann. Glaube ohne Berücksichtigung der Erkenntnisse der Naturwissenschaften ist ein gespaltener Glaube. HvD bietet eine Diskussionsgrundlage an, die zu einer Harmonisierung führen kann, wenn ein deistisches Konzept zugrunde gelegt wird.