„Wir sind nicht wir“, das Debüt des amerikanischen Autors Matthew Thomas, kommt im Gewand eines klassischen Familienromans daher, in dessen Zentrum anfangs das Leben einer irischen Einwandererfamilie in einem Armenviertel in den fünfziger Jahren in New York steht. Das Geld ist immer knapp, und da
ihre Mutter hochgradig alkoholabhängig ist, muss Eileen bereits in jungen Jahren Verantwortung…mehr„Wir sind nicht wir“, das Debüt des amerikanischen Autors Matthew Thomas, kommt im Gewand eines klassischen Familienromans daher, in dessen Zentrum anfangs das Leben einer irischen Einwandererfamilie in einem Armenviertel in den fünfziger Jahren in New York steht. Das Geld ist immer knapp, und da ihre Mutter hochgradig alkoholabhängig ist, muss Eileen bereits in jungen Jahren Verantwortung übernehmen und den Alltag der Familie bewältigen. Wer will es dem Mädchen verdenken, dass sie diesen Verhältnissen um jeden Preis entkommen möchte?
Sie träumt von einem Leben in gesicherten Verhältnissen, einem Mann, der ihr den gesellschaftlichen Aufstieg ermöglicht, einem schönen Haus und einem Kind. In Edmund Leary, einem junger Neurowissenschaftler, scheint sie den geeigneten Kandidaten gefunden zu haben. Sie heiraten, und als ihr Sohn Connell geboren wird, ist das Glück der kleinen Familie komplett. Aber der Wunsch nach Höherem beherrscht Eileen weiterhin.
Die Jahre gehen dahin, alles scheint seinen „normalen“ Gang zu gehen. Und doch stellt sich im Lauf der Zeit heraus, wie fragil persönliches Glück ist. Wünsche erfüllen sich nicht immer, denn manchmal ist es das Leben, das dem Leben dazwischen kommt. Zuerst sind es nur Kleinigkeiten in Eds Verhalten, die seltsam sind und Frau und Sohn auffallen, aber sie mehren sich. Bis dann ein Mediziner die Diagnose stellt, die alles verändert…
Matthew Thomas erzählt eine Geschichte, die den Leser im Innersten berührt. Er schreibt nüchtern und klar, vermeidet große Emotionen, die sich aber gerade deshalb im Verlauf des Romans Bahn brechen. Thomas kennt die Situation, in der sich seine Protagonisten befinden aus eigenem Erleben, da sein Vater, wie Ed in „Wir sind nicht wir“, in der Mitte seines Lebens an dem gleichen Leiden erkrankt ist, das alles für alle verändert.
Stellenweise scheint es, als ob der Autor sein eigenes Verhalten, das der Familie sowie des Freundeskreises während dieser schwierigen Jahre in seinem Erstling reflektiert. Aber er wertet nicht, sondern überlässt die Entscheidung darüber dem Leser.
Unsentimental und entwaffnend ehrlich– ein großartiger, beeindruckender Roman!