»Ein ebenso wichtiges wie wuchtiges Buch über den Naziterror nach der Wende.« Dmitrij Kapitelman
Die Wende hat die Welt des zehnjährigen Ich-Erzählers aus ihren Angeln gehoben, alles was war - die gute Stellung des Vaters, die abgesteckte Wahrheit der Mutter - zählt nicht mehr. Jetzt gibt es zwei verfeindete Seiten im Land, und wer lange Haare hat, lernt am besten früh, wie man Nazis verkloppt. Aber ganz so einfach ist es gar nicht, sich klar für eine Seite zu entscheiden, wenn man sich nirgends sicher fühlt - und sich dann auch noch verliebt.
In seinem literarischen Debüt erzählt Daniel Schulz vom Aufwachsen im Vakuum der Nachwendezeit, in dem Rassismus und Gewalt ihren Nährboden fanden und findet dabei geradezu zärtliche Worte für all das Schreckliche.
Die Wende hat die Welt des zehnjährigen Ich-Erzählers aus ihren Angeln gehoben, alles was war - die gute Stellung des Vaters, die abgesteckte Wahrheit der Mutter - zählt nicht mehr. Jetzt gibt es zwei verfeindete Seiten im Land, und wer lange Haare hat, lernt am besten früh, wie man Nazis verkloppt. Aber ganz so einfach ist es gar nicht, sich klar für eine Seite zu entscheiden, wenn man sich nirgends sicher fühlt - und sich dann auch noch verliebt.
In seinem literarischen Debüt erzählt Daniel Schulz vom Aufwachsen im Vakuum der Nachwendezeit, in dem Rassismus und Gewalt ihren Nährboden fanden und findet dabei geradezu zärtliche Worte für all das Schreckliche.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Cornelius Pollmer kann noch immer nicht genug kriegen von Coming-of-Age-Geschichten aus dem wilden Osten. Jedenfalls, wenn sie so gut sind wie der Roman von Daniel Schulz. Schulz erzählt laut Pollmer atmosphärisch genau, aber doch aus sicherer Entfernung von Gewalterfahrungen, Rassismus und nach Pisse stinkenden Bushäuschen. Etwas anstrengend findet der Rezensent allerdings die Bilder, die aus Schulzens an sich "kargem" Sprachstil rausragen wie Fremdkörper. Den Protagonisten im Buch vermag der Autor jedoch in all seiner jugendlichen Orientierungslosigkeit und Unsicherheit überzeugend zu zeichnen, findet Pollmer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.02.2022Jahre der Sprachlosigkeit
Daniel Schulz und Hendrik Bolz haben Bücher über ihre Jugend im Osten geschrieben. Braucht es solche Zeugnisse noch? Unbedingt
Wir sind hier zwar nicht im Deutsch-Abitur, aber kann ja trotzdem nicht schaden, sich lieber langsam vorzutasten in der Betrachtung dieser beiden Bücher. Es liegen vor für eine kleine Komparatistik: „Wir waren wie Brüder“ von Daniel Schulz, 1979 geboren, in Brandenburg aufgewachsen, heute Journalist bei der taz. Und „Nullerjahre“ von Hendrik Bolz, 1988 geboren, in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen, heute Rapper (siehe Interview).
Beide Autoren sind männlich, beide kommen aus dem provinziellen Osten, beide schreiben auch darüber, welche Erfahrungen sie und ihr Umfeld mit Gewalt und Drogen gemacht haben. Andererseits sind die Autoren aber fast zehn Jahre auseinander. Wie zeigt sich das alles in ihren Büchern, in Gemeinsamkeiten und Unterschieden? Im Buch von Schulz läuft noch „Miami Vice“, in dem von Bolz dann „CSI:Miami“. Schulz verweist auf den Hungerstreik der Kalikumpel in Bischofferode (1993), Bolz geht auf Schröder und die Hartz-Gesetze ein. Bei Schulz wird in die Runde gefragt, „hat einer von euch ein Handy?“. Bei Bolz schreibt der Erzähler viele SMS und nicht mal mehr solche, in denen wegen hoher Netzgebühren mit „4u“ oder „gn8“ Platz geschunden werden müsste.
Soweit zum Spielerischen der kontemporären Details. Mulmig wird einem ja erst bei den Gemeinsamkeiten, vor allem dann natürlich, wenn man selbst eine Jugend in Ostdeutschland irgendwie über die Bühne des Lebens gebracht hat. Eine Jugend mit stumpfem Vandalismus, stumpfen rassistischen Witzen, auch mit stumpfen Erwachsenen, die wie unterlassene Hilfeleistungen auf zwei Beinen selbst dann am Rand stehen bleiben, wenn sich vor ihren Augen die Jugend des Landes gegenseitig die Köpfe spaltet. Bei Schulz riecht das neue Bushäuschen bald nach Pisse, Bolz notiert eine ganze Seite lang, wie Jugendliche „so konsequent wie unbeholfen“ jeden fertiggestellten Fußball- oder Spielplatz sofort beschmieren, zerdonnern, abfackeln – denn: „Hier sollte es nichts Schönes geben.“ Bei Schulz: rassistischer Schulklohumor. Bei Bolz: rassistische Türkensprüche. Bei beiden: Judenwitze. Bei Schulz: Eltern, die noch ganz normal einfach gar nichts mitkriegen. Bei Bolz: Eltern, die teils mit Höchstgeschwindigkeit nach unten rauschen, und die beklaut werden zum Beispiel von ihren Kindern, die ja nicht zufällig in derselben Richtung unterwegs sind.
Nun gibt es – nach vielen Jahren der Sprachlosigkeit – längst eine ganze Reihe von Büchern, die vom Nachwendeosten erzählen und und von der sich dort vielerorts bis heute verlängernden Gewalt. In interessierten, weil betroffenen Kreisen lässt sich sogar eine gewisse Ermüdung vernehmen, und der Verdacht des Trittbrettfahrertums ist erst mal auszuräumen, wenn jetzt mit den Büchern von Daniel Schulz und Hendrik Bolz weitere Titel auf den Markt kommen. Und doch sind beide ein Gewinn, in sehr unterschiedlicher Weise. Das Buch von Daniel Schulz zu lesen ist zunächst in vermeidbarer Weise anstrengend. Die karge Sprache passt zwar zur anfänglichen Banalität der Handlung in der ihrerseits kargen Landschaft Brandenburgs. Langweilig kann man das trotzdem finden. Noch anstrengender aber sind die vielen sonderbaren Sprachbilder, die der Autor seinen Lesern regelrecht aufzwingt. Von einer Referendarin heißt es, sie habe „schwarze glänzende Haare wie eine Vollmondnacht, .... und eine Haut so weiß wie ein Liter H-Milch.“ Ein unordentlich frisierter Typ sieht angeblich aus, „als hätte sich ein tollwütiges gelbes Eichhörnchen auf seinem Kopf festgebissen“.
Da muss man leider durch. Aber das gelingt irgendwann besser, weil Schulz eine wichtige Entscheidung richtig fällt. Sein Protagonist ist ein schon als Kind nostalgischer Sonderling, der ein bisschen arg nach Christenlehre riecht. Er trägt schwierige Kleidung über einem seinerseits schwierigen Körperbau, der seinem Inhaber den Spitznamen „Entenarsch“ einbringt. Der Held ist schwach und immer mal wieder orientierungslos, er ist unsicher und zornig und er ist schamerfüllt nicht nur, aber eben besonders im Umgang mit der von ihm begehrten Mariam. Kurzum: Er ist all das, was die allermeisten heranwachsenden Jungs nun mal sind.
Schulz erzählt von diesem Protagonisten aufrichtig und offen. Als Leser ist man dabei, als es das erste Mal ordentlich auf die Mappe gibt, aber man ist auch dabei, als – endlich! – der erste umständliche Kuss mit Mariam fällt. In diesem Kuss zeigt sich nicht zuletzt die Kraft des Gewöhnlichen, die im ungewöhnlichen Umfeld des Erzählers etwas Rettendes hat. Einige von dessen Freunden mögen wegrutschen nach rechts außen. Dass aber der innere Kompass des Erzählers funktionstüchtig sein und ihm schon noch einen ordentlichen Routenvorschlag unterbreiten würde, daran besteht nie Zweifel. „Roman“ steht auf dem Schutzumschlag des Memoirs von Schulz, auf dem von Bolz findet sich dieses Wort nicht. Ob das einer anschlussfähigen Logik folgt, darüber ließe sich streiten. Denn im Vergleich ist die Autofiktion von Bolz mindestens genauso ein „Roman“ wie die von Schulz.
Bei Schulz bleibt fast alle Zeit zäh. Bei Hendrik Bolz nimmt man von der ersten Zeile an Platz auf der Rückbank in einem Fluchtwagen Richtung Vergangenheit. Es geht, wie gesagt, auch bei Bolz um Drogen, Gewalt, um Eltern, die ihren Kindern keine Orientierung geben können, weil sie selbst schon nicht wissen, wo es langgeht. Nur ist der Beat dieses Buches ein anderer, und er ist in dieser ständigen Beschleunigung, dieser ahnungslosen Eile eine kleine Sensation. Dieser Text ist bis in die letzten Silben genau gesetzt, er hat einen sehr eigenen Rhythmus und einen präzisen Punch über die volle Distanz von mehr als 300 Seiten. Formal: so und so gut lange nicht gelesen.
Auch hier genügt die Form dem Inhalt, dieser Inhalt aber entwickelt eine noch einmal größere Wucht durch seine schiere Gegenwart. Das Buch von Daniel Schulz lässt sich aus scheinbar sicherer Entfernung lesen und als Geschichtsschreibung. Das ist zwar trügerisch, aber nimmt einem wenigstens nicht den Atem. Über das Buch von Bolz hingegen sagt der 32-jährige Musiker Felix Kummer aus Chemnitz im Begleittext: „Zum ersten Mal lese ich ein Buch über ein Früher, das auch mein Früher war. Bisschen traurig und schön, und gruselig auch.“ Vieles von dem Gruseligen, das im Osten war, ist noch immer – das ist der eigentliche Kinnhaken von Hendrik Bolz’ „Nullerjahre“. Anders als das Buch von Schulz ist jenes von Bolz in sehr expliziter Weise schonungslos und wie bereinigt von falschen Hoffnungen. Davon so deutlich zu lesen hat etwas Befreiendes, auch wenn das paradox klingen mag. Wie der Autor selbst haben viele in Gesamtdeutschland vermeintlich längst assimilierte junge Ostdeutsche in den Jahren von 2015 an gemerkt, dass es in Wahrheit noch ganz viel zu bearbeiten gilt. In der wenigstens medial kollektiven Schmähung des Ostens in dieser Zeit im Großkontext Pegida et al. fühlte Bolz/der Erzähler sich „plötzlich mitgemeint, „gekränkt und gleichzeitig beschämt“. So schildert es Bolz in einem ungebändigten Schwall gleich zu Beginn, man merkt: Es muss alles erst mal raus, bevor es der Reihe nach dann von vorne losgehen kann. Und als es losgeht, läuft also in dreifacher Geschwindigkeit ein Heimvideo der Jugend mit gelegentlichen Gegenschnitten des realpolitischen Schubskreises, in dem sich der Osten bald wiederfand: Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Hartz IV, brain drain, und so immer weiter.
Der Held von Hendrik Bolz ist kaputter, aber auch cooler und smarter als der von Schulz. Bei ihm ist alles noch ein bisschen heftiger, ein bisschen geiler, ein bisschen endgültiger. Es geht dabei längst nicht mehr ums Schocken, nur noch und immer neu ums Begreifen, Bewältigen, schließlich darum, mal eine Art Waffenruhe mit der eigenen Biografie zu verhandeln – und sie dann, wenn die Kraft mal wieder reicht, erneut aufzukündigen. So wird es weitergehen. Irgendwo da draußen ist bereits ein nächster Hendrik oder gerne auch eine Henrike herangewachsen, mit dessen oder deren gleichsam erschütterndem Debüt in etwa zehn Jahren zu rechnen sein wird.
CORNELIUS POLLMER
Daniel Schulz:
Wir waren wie Brüder. Roman. Hanser Berlin, Berlin 2022. 288
Seiten, 23 Euro.
Hendrik Bolz:
Nullerjahre. Jugend in blühenden Landschaften. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022.
336 Seiten, 20 Euro.
Kleiner T-Shirt-Gruß an die Böhsen Onkelz – die Band ist in beiden Büchern oft zu hören.
Foto: imago images/IPON
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Daniel Schulz und Hendrik Bolz haben Bücher über ihre Jugend im Osten geschrieben. Braucht es solche Zeugnisse noch? Unbedingt
Wir sind hier zwar nicht im Deutsch-Abitur, aber kann ja trotzdem nicht schaden, sich lieber langsam vorzutasten in der Betrachtung dieser beiden Bücher. Es liegen vor für eine kleine Komparatistik: „Wir waren wie Brüder“ von Daniel Schulz, 1979 geboren, in Brandenburg aufgewachsen, heute Journalist bei der taz. Und „Nullerjahre“ von Hendrik Bolz, 1988 geboren, in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen, heute Rapper (siehe Interview).
Beide Autoren sind männlich, beide kommen aus dem provinziellen Osten, beide schreiben auch darüber, welche Erfahrungen sie und ihr Umfeld mit Gewalt und Drogen gemacht haben. Andererseits sind die Autoren aber fast zehn Jahre auseinander. Wie zeigt sich das alles in ihren Büchern, in Gemeinsamkeiten und Unterschieden? Im Buch von Schulz läuft noch „Miami Vice“, in dem von Bolz dann „CSI:Miami“. Schulz verweist auf den Hungerstreik der Kalikumpel in Bischofferode (1993), Bolz geht auf Schröder und die Hartz-Gesetze ein. Bei Schulz wird in die Runde gefragt, „hat einer von euch ein Handy?“. Bei Bolz schreibt der Erzähler viele SMS und nicht mal mehr solche, in denen wegen hoher Netzgebühren mit „4u“ oder „gn8“ Platz geschunden werden müsste.
Soweit zum Spielerischen der kontemporären Details. Mulmig wird einem ja erst bei den Gemeinsamkeiten, vor allem dann natürlich, wenn man selbst eine Jugend in Ostdeutschland irgendwie über die Bühne des Lebens gebracht hat. Eine Jugend mit stumpfem Vandalismus, stumpfen rassistischen Witzen, auch mit stumpfen Erwachsenen, die wie unterlassene Hilfeleistungen auf zwei Beinen selbst dann am Rand stehen bleiben, wenn sich vor ihren Augen die Jugend des Landes gegenseitig die Köpfe spaltet. Bei Schulz riecht das neue Bushäuschen bald nach Pisse, Bolz notiert eine ganze Seite lang, wie Jugendliche „so konsequent wie unbeholfen“ jeden fertiggestellten Fußball- oder Spielplatz sofort beschmieren, zerdonnern, abfackeln – denn: „Hier sollte es nichts Schönes geben.“ Bei Schulz: rassistischer Schulklohumor. Bei Bolz: rassistische Türkensprüche. Bei beiden: Judenwitze. Bei Schulz: Eltern, die noch ganz normal einfach gar nichts mitkriegen. Bei Bolz: Eltern, die teils mit Höchstgeschwindigkeit nach unten rauschen, und die beklaut werden zum Beispiel von ihren Kindern, die ja nicht zufällig in derselben Richtung unterwegs sind.
Nun gibt es – nach vielen Jahren der Sprachlosigkeit – längst eine ganze Reihe von Büchern, die vom Nachwendeosten erzählen und und von der sich dort vielerorts bis heute verlängernden Gewalt. In interessierten, weil betroffenen Kreisen lässt sich sogar eine gewisse Ermüdung vernehmen, und der Verdacht des Trittbrettfahrertums ist erst mal auszuräumen, wenn jetzt mit den Büchern von Daniel Schulz und Hendrik Bolz weitere Titel auf den Markt kommen. Und doch sind beide ein Gewinn, in sehr unterschiedlicher Weise. Das Buch von Daniel Schulz zu lesen ist zunächst in vermeidbarer Weise anstrengend. Die karge Sprache passt zwar zur anfänglichen Banalität der Handlung in der ihrerseits kargen Landschaft Brandenburgs. Langweilig kann man das trotzdem finden. Noch anstrengender aber sind die vielen sonderbaren Sprachbilder, die der Autor seinen Lesern regelrecht aufzwingt. Von einer Referendarin heißt es, sie habe „schwarze glänzende Haare wie eine Vollmondnacht, .... und eine Haut so weiß wie ein Liter H-Milch.“ Ein unordentlich frisierter Typ sieht angeblich aus, „als hätte sich ein tollwütiges gelbes Eichhörnchen auf seinem Kopf festgebissen“.
Da muss man leider durch. Aber das gelingt irgendwann besser, weil Schulz eine wichtige Entscheidung richtig fällt. Sein Protagonist ist ein schon als Kind nostalgischer Sonderling, der ein bisschen arg nach Christenlehre riecht. Er trägt schwierige Kleidung über einem seinerseits schwierigen Körperbau, der seinem Inhaber den Spitznamen „Entenarsch“ einbringt. Der Held ist schwach und immer mal wieder orientierungslos, er ist unsicher und zornig und er ist schamerfüllt nicht nur, aber eben besonders im Umgang mit der von ihm begehrten Mariam. Kurzum: Er ist all das, was die allermeisten heranwachsenden Jungs nun mal sind.
Schulz erzählt von diesem Protagonisten aufrichtig und offen. Als Leser ist man dabei, als es das erste Mal ordentlich auf die Mappe gibt, aber man ist auch dabei, als – endlich! – der erste umständliche Kuss mit Mariam fällt. In diesem Kuss zeigt sich nicht zuletzt die Kraft des Gewöhnlichen, die im ungewöhnlichen Umfeld des Erzählers etwas Rettendes hat. Einige von dessen Freunden mögen wegrutschen nach rechts außen. Dass aber der innere Kompass des Erzählers funktionstüchtig sein und ihm schon noch einen ordentlichen Routenvorschlag unterbreiten würde, daran besteht nie Zweifel. „Roman“ steht auf dem Schutzumschlag des Memoirs von Schulz, auf dem von Bolz findet sich dieses Wort nicht. Ob das einer anschlussfähigen Logik folgt, darüber ließe sich streiten. Denn im Vergleich ist die Autofiktion von Bolz mindestens genauso ein „Roman“ wie die von Schulz.
Bei Schulz bleibt fast alle Zeit zäh. Bei Hendrik Bolz nimmt man von der ersten Zeile an Platz auf der Rückbank in einem Fluchtwagen Richtung Vergangenheit. Es geht, wie gesagt, auch bei Bolz um Drogen, Gewalt, um Eltern, die ihren Kindern keine Orientierung geben können, weil sie selbst schon nicht wissen, wo es langgeht. Nur ist der Beat dieses Buches ein anderer, und er ist in dieser ständigen Beschleunigung, dieser ahnungslosen Eile eine kleine Sensation. Dieser Text ist bis in die letzten Silben genau gesetzt, er hat einen sehr eigenen Rhythmus und einen präzisen Punch über die volle Distanz von mehr als 300 Seiten. Formal: so und so gut lange nicht gelesen.
Auch hier genügt die Form dem Inhalt, dieser Inhalt aber entwickelt eine noch einmal größere Wucht durch seine schiere Gegenwart. Das Buch von Daniel Schulz lässt sich aus scheinbar sicherer Entfernung lesen und als Geschichtsschreibung. Das ist zwar trügerisch, aber nimmt einem wenigstens nicht den Atem. Über das Buch von Bolz hingegen sagt der 32-jährige Musiker Felix Kummer aus Chemnitz im Begleittext: „Zum ersten Mal lese ich ein Buch über ein Früher, das auch mein Früher war. Bisschen traurig und schön, und gruselig auch.“ Vieles von dem Gruseligen, das im Osten war, ist noch immer – das ist der eigentliche Kinnhaken von Hendrik Bolz’ „Nullerjahre“. Anders als das Buch von Schulz ist jenes von Bolz in sehr expliziter Weise schonungslos und wie bereinigt von falschen Hoffnungen. Davon so deutlich zu lesen hat etwas Befreiendes, auch wenn das paradox klingen mag. Wie der Autor selbst haben viele in Gesamtdeutschland vermeintlich längst assimilierte junge Ostdeutsche in den Jahren von 2015 an gemerkt, dass es in Wahrheit noch ganz viel zu bearbeiten gilt. In der wenigstens medial kollektiven Schmähung des Ostens in dieser Zeit im Großkontext Pegida et al. fühlte Bolz/der Erzähler sich „plötzlich mitgemeint, „gekränkt und gleichzeitig beschämt“. So schildert es Bolz in einem ungebändigten Schwall gleich zu Beginn, man merkt: Es muss alles erst mal raus, bevor es der Reihe nach dann von vorne losgehen kann. Und als es losgeht, läuft also in dreifacher Geschwindigkeit ein Heimvideo der Jugend mit gelegentlichen Gegenschnitten des realpolitischen Schubskreises, in dem sich der Osten bald wiederfand: Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Hartz IV, brain drain, und so immer weiter.
Der Held von Hendrik Bolz ist kaputter, aber auch cooler und smarter als der von Schulz. Bei ihm ist alles noch ein bisschen heftiger, ein bisschen geiler, ein bisschen endgültiger. Es geht dabei längst nicht mehr ums Schocken, nur noch und immer neu ums Begreifen, Bewältigen, schließlich darum, mal eine Art Waffenruhe mit der eigenen Biografie zu verhandeln – und sie dann, wenn die Kraft mal wieder reicht, erneut aufzukündigen. So wird es weitergehen. Irgendwo da draußen ist bereits ein nächster Hendrik oder gerne auch eine Henrike herangewachsen, mit dessen oder deren gleichsam erschütterndem Debüt in etwa zehn Jahren zu rechnen sein wird.
CORNELIUS POLLMER
Daniel Schulz:
Wir waren wie Brüder. Roman. Hanser Berlin, Berlin 2022. 288
Seiten, 23 Euro.
Hendrik Bolz:
Nullerjahre. Jugend in blühenden Landschaften. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022.
336 Seiten, 20 Euro.
Kleiner T-Shirt-Gruß an die Böhsen Onkelz – die Band ist in beiden Büchern oft zu hören.
Foto: imago images/IPON
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Krasses Buch: 'Wir waren wie Brüder' von Daniel Schulz, dem Reportage-Chef bei der ,taz', erzählt brutal ehrlich von einer Jugend in Brandenburg zur Wendezeit. ,Erzählt' ist ein viel zu blasses und harmloses Wort dafür, denn dieser Text besteht aus Beat, Tempo, Kraft, Gewalt. ... [Schulz] lässt seinen Helden selbst sprechen, ohne jede Selbstschonung oder Nostalgie. ... Toll." Alexander Kosenina, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.22
"Wenn ein Roman im Jahr 2022 rückblickend vom Aufwachsen im Brandenburg der Wende- und Nachwendezeit erzählt, wenn er dabei schonungslos sein möchte, brutal ehrlich und ehrlich brutal, dann erscheint jene Triggerwarnung, die Daniel Schulz' 'Wir waren wie Brüder' vorangestellt ist, nahezu zwingend... Dass Daniel Schulz dieses Zitat aus dem Böhse Onkelz Song 'Danke für nichts' einbaut, zeigt, wie sehr sein Roman auch als Spiegel der Gegenwart funktioniert. Das ist die eigentliche Triggerwarnung, die diesem schonungslos offenen Debütroman gerecht wird. 'Wir waren wie Brüder' spricht, während die Wirklichkeit schweigt. Und das ist schlichtweg bemerkenswert." Jan Drees, Deutschlandfunk, 02.02.22
"Schulz erzählt enorm feinfühlig, er weiß, wie Raufasertapete kribbelt, wenn man zu lange mit den Fingern darübergleitet, und er weiß, wie sich Verliebtsein anfühlt, wenn man noch nicht so genau weiß, was das ist ... Solche Details, herrlich klar, liebevoll und unprätentiös aufgeschrieben, machen dieses Buch zu einer Erlebnisreise. ... Schulz gibt seinen Lesern keinen Geschichtsunterricht und kein Soziologieseminar mit an die Hand. Und an keiner Stelle ist das nötig. Das individuelle Erleben entfaltet sich allein durch Sprachmagie zur Erzählung einer Generation, die so unmittelbar nachvollziehbar bleibt, dass es schaurig ist." Konstantin Nowotny, Der Freitag, 10.02.22
"Ein brutales, aber ehrliches Buch [...] Wo kommt sie her, diese Brutalität, dieser Hass, diese Wut? Woher das Weglaufen, Verstecken, Verschleiern? So ein Roman ist wichtig, auch noch Jahrzehnte nach der Wende." Ute Krebs, Freie Presse, 12.03.22
"Es könnten Szenen aus einem Film von Éric Rohmer sein, Hitze, Sonne, ein Badesee in Brandenburg - wären da nicht die Glatzen und die Gewalt. ... Mit solch lakonischem Witz schreibt nur, wer dabei war - und lange selbst nicht wusste, auf welche Seite er sich schlagen soll. Zwar ließ Schulz eigene Recherchen einfließen. Wesentlicher ist, dass er für diese Geschichte eine literarische Stimme fand. Und Bilder, die man nicht so schnell vergisst." Arno Frank, Der Spiegel, 19.02.22
"Darin liegt die Stärke dieses Buchs: dass er allen, die nicht dabei waren - und viele, die heute Politik gegen Rechts machen, waren nicht dabei -, erzählen kann, wie es war. [...] Es zeigt den deutsch-deutschen Transformationsprozess aus Sicht von Jugendlichen [...]. Und es erzählt von Eltern, die entweder depressiv werden oder pragmatisch umschulen. [...] Eines der eindrücklichsten Bücher über die Baseballschlägerjahre" Julian Streich, Missy Magazine, 15.03.22
'Wir waren wie Brüder' ist ein Buch über Opportunismus und mangelnde Alternativen, über den Frust der arbeitslosen Erwachsenen, toxische Männlichkeit, die vermeintlichen Schutz bietet, auch über den Rausch von Gewalt. Sprachlich findet Schulz einen überzeugend atemlosen Sound." Karin Cerny, profil, 10.07.22
"Mit starken Bildern erzählt der Journalist vom Aufwachsen mit rechter Gewalt im politischen Vakuum der Transformationszeit." Deutschlandfunk Kultur, 09.02.22
"Was ich am eindringlichsten fand: dass wir merken, dass die Gewalt nach und nach die Charaktere dieser Figuren formt, nicht nur des Helden, auch die seiner Freunde, und dass die Gewalt die einzige Möglichkeit ist, um überhaupt noch Grenzen zu spüren." Elke Schlinsog, Deutschlandfunk Kultur, 09.03.22
"Was den Roman so stark macht, ist nicht allein der unzensierte Jugendsound aus dem wilden Osten, in dem sich eine bis dahin zwangshomogenisierte Gesellschaft in atemberaubender Geschwindigkeit fragmentiert, in Gewinner und Verlierer, in Opfer und Täter, in Weggezogene und Hiergebliebene. Nein, die besondere Qualität des Textes ist seine brutale Offenheit. Schulz schont keinen, aber er lässt jedem einen Rest Würde." Martin Debes, Thüringer Allgemeine, 22.02.22
"'Wir waren wie Brüder' hatte mich wachliegen lassen, ich wollte weiterlesen und konnte dann vor Beklommenheit nicht einschlafen." Hanna Engelmeier, Merkur, März 22
"Schulz berichtet von der Angst, plötzlich zur Zielscheibe zu werden, von den Strategien der Anpassung, um nicht aufzufallen, dem unterwürfigen Opportunismus, um dazuzugehören und im Fall der Fälle auch von der richtigen Fraktion beschützt zu werden. ... Es ist dieses Klima der Angst, das viele Jahre verdrängt wurde und das eine ganze Generation prägte. Daniel Schulz erzählt uns davon. Aus einer Zeit, in der möglicherweise so manches passierte, was bis heute nachwirkt. Es wird Zeit, sich mit den 90er-Jahren, diesem Jahrzehnt der Hoffnungen und Enttäuschungen, ausführlicher zu beschäftigen." Mathias Richter, Märkische Allgemeine Zeitung, 03.02.22
"Vor drei Jahren hat Daniel Schulz mit einem Essay, der ebenfalls 'Wir waren wie Brüder' hieß und von seiner eigenen Jugend im ländlichen Brandenburg handelte, gleich zwei wichtige Journalistenpreise gewonnen. ... Nun erzählt er die Geschichte noch einmal, länger, literarischer, in seinem ersten Roman. Er hat eine andere Stimme dafür gefunden, jünger und zarter als im Essay, die Stimme eines Heranwachsenden, die sogar noch ein bisschen nach Brandenburg klingt. Man folgt ihr gern durch die Zeit." Wiebke Hollersen, Berliner Zeitung, 21.02.22
"Es ist ein nachdenklich stimmender Roman. Einer, der allen, die nicht dabeigewesen sind, zu erklären vermag, wie in den 1990er-Jahren mancherorts Rechtsextreme zum Mainstream wurden. Schulz erzählt ohne Hass und ohne erhobenen Zeigefinger." Boris Kruse, Märkische Oderzeitung, 22.02.22
"Die Unmittelbarkeit des Erzählens wühlt auf, zumal wenn man aus dem Osten stammt und Kinder hatte." Irmtraud Gutschke, Neues Deutschland, 16.08.22
"Hier berichtet kein wissender Erzähler aus der Distanz. Hier steckt einer mittendrin im Schlamassel. ... Daniel Schulz trifft den frotzelnden, rotzigen Jugendjargon der Neunzigerjahre gut." Karin Grossmann, Sächsische Zeitung, 10.02.22
"Daniel Schulz berichtet von der Angst, plötzlich zur Zielscheibe zu werden, von den Strategien der Anpassung, um nicht aufzufallen, dem unterwürfigen Opportunismus [...]. Er umreißt den geringen Spielraum möglicher Abweichung vom rassistischen Mainstream, der bleibt [...] Es ist dieses Klima der Angst, das viele Jahre verdrängt wurde und das eine ganze Generation prägte. Daniel Schulz erzählt uns davon." Matthias Richter, Dresdner Neueste Nachrichten, 11.02.22
"Wenn ein Roman im Jahr 2022 rückblickend vom Aufwachsen im Brandenburg der Wende- und Nachwendezeit erzählt, wenn er dabei schonungslos sein möchte, brutal ehrlich und ehrlich brutal, dann erscheint jene Triggerwarnung, die Daniel Schulz' 'Wir waren wie Brüder' vorangestellt ist, nahezu zwingend... Dass Daniel Schulz dieses Zitat aus dem Böhse Onkelz Song 'Danke für nichts' einbaut, zeigt, wie sehr sein Roman auch als Spiegel der Gegenwart funktioniert. Das ist die eigentliche Triggerwarnung, die diesem schonungslos offenen Debütroman gerecht wird. 'Wir waren wie Brüder' spricht, während die Wirklichkeit schweigt. Und das ist schlichtweg bemerkenswert." Jan Drees, Deutschlandfunk, 02.02.22
"Schulz erzählt enorm feinfühlig, er weiß, wie Raufasertapete kribbelt, wenn man zu lange mit den Fingern darübergleitet, und er weiß, wie sich Verliebtsein anfühlt, wenn man noch nicht so genau weiß, was das ist ... Solche Details, herrlich klar, liebevoll und unprätentiös aufgeschrieben, machen dieses Buch zu einer Erlebnisreise. ... Schulz gibt seinen Lesern keinen Geschichtsunterricht und kein Soziologieseminar mit an die Hand. Und an keiner Stelle ist das nötig. Das individuelle Erleben entfaltet sich allein durch Sprachmagie zur Erzählung einer Generation, die so unmittelbar nachvollziehbar bleibt, dass es schaurig ist." Konstantin Nowotny, Der Freitag, 10.02.22
"Ein brutales, aber ehrliches Buch [...] Wo kommt sie her, diese Brutalität, dieser Hass, diese Wut? Woher das Weglaufen, Verstecken, Verschleiern? So ein Roman ist wichtig, auch noch Jahrzehnte nach der Wende." Ute Krebs, Freie Presse, 12.03.22
"Es könnten Szenen aus einem Film von Éric Rohmer sein, Hitze, Sonne, ein Badesee in Brandenburg - wären da nicht die Glatzen und die Gewalt. ... Mit solch lakonischem Witz schreibt nur, wer dabei war - und lange selbst nicht wusste, auf welche Seite er sich schlagen soll. Zwar ließ Schulz eigene Recherchen einfließen. Wesentlicher ist, dass er für diese Geschichte eine literarische Stimme fand. Und Bilder, die man nicht so schnell vergisst." Arno Frank, Der Spiegel, 19.02.22
"Darin liegt die Stärke dieses Buchs: dass er allen, die nicht dabei waren - und viele, die heute Politik gegen Rechts machen, waren nicht dabei -, erzählen kann, wie es war. [...] Es zeigt den deutsch-deutschen Transformationsprozess aus Sicht von Jugendlichen [...]. Und es erzählt von Eltern, die entweder depressiv werden oder pragmatisch umschulen. [...] Eines der eindrücklichsten Bücher über die Baseballschlägerjahre" Julian Streich, Missy Magazine, 15.03.22
'Wir waren wie Brüder' ist ein Buch über Opportunismus und mangelnde Alternativen, über den Frust der arbeitslosen Erwachsenen, toxische Männlichkeit, die vermeintlichen Schutz bietet, auch über den Rausch von Gewalt. Sprachlich findet Schulz einen überzeugend atemlosen Sound." Karin Cerny, profil, 10.07.22
"Mit starken Bildern erzählt der Journalist vom Aufwachsen mit rechter Gewalt im politischen Vakuum der Transformationszeit." Deutschlandfunk Kultur, 09.02.22
"Was ich am eindringlichsten fand: dass wir merken, dass die Gewalt nach und nach die Charaktere dieser Figuren formt, nicht nur des Helden, auch die seiner Freunde, und dass die Gewalt die einzige Möglichkeit ist, um überhaupt noch Grenzen zu spüren." Elke Schlinsog, Deutschlandfunk Kultur, 09.03.22
"Was den Roman so stark macht, ist nicht allein der unzensierte Jugendsound aus dem wilden Osten, in dem sich eine bis dahin zwangshomogenisierte Gesellschaft in atemberaubender Geschwindigkeit fragmentiert, in Gewinner und Verlierer, in Opfer und Täter, in Weggezogene und Hiergebliebene. Nein, die besondere Qualität des Textes ist seine brutale Offenheit. Schulz schont keinen, aber er lässt jedem einen Rest Würde." Martin Debes, Thüringer Allgemeine, 22.02.22
"'Wir waren wie Brüder' hatte mich wachliegen lassen, ich wollte weiterlesen und konnte dann vor Beklommenheit nicht einschlafen." Hanna Engelmeier, Merkur, März 22
"Schulz berichtet von der Angst, plötzlich zur Zielscheibe zu werden, von den Strategien der Anpassung, um nicht aufzufallen, dem unterwürfigen Opportunismus, um dazuzugehören und im Fall der Fälle auch von der richtigen Fraktion beschützt zu werden. ... Es ist dieses Klima der Angst, das viele Jahre verdrängt wurde und das eine ganze Generation prägte. Daniel Schulz erzählt uns davon. Aus einer Zeit, in der möglicherweise so manches passierte, was bis heute nachwirkt. Es wird Zeit, sich mit den 90er-Jahren, diesem Jahrzehnt der Hoffnungen und Enttäuschungen, ausführlicher zu beschäftigen." Mathias Richter, Märkische Allgemeine Zeitung, 03.02.22
"Vor drei Jahren hat Daniel Schulz mit einem Essay, der ebenfalls 'Wir waren wie Brüder' hieß und von seiner eigenen Jugend im ländlichen Brandenburg handelte, gleich zwei wichtige Journalistenpreise gewonnen. ... Nun erzählt er die Geschichte noch einmal, länger, literarischer, in seinem ersten Roman. Er hat eine andere Stimme dafür gefunden, jünger und zarter als im Essay, die Stimme eines Heranwachsenden, die sogar noch ein bisschen nach Brandenburg klingt. Man folgt ihr gern durch die Zeit." Wiebke Hollersen, Berliner Zeitung, 21.02.22
"Es ist ein nachdenklich stimmender Roman. Einer, der allen, die nicht dabeigewesen sind, zu erklären vermag, wie in den 1990er-Jahren mancherorts Rechtsextreme zum Mainstream wurden. Schulz erzählt ohne Hass und ohne erhobenen Zeigefinger." Boris Kruse, Märkische Oderzeitung, 22.02.22
"Die Unmittelbarkeit des Erzählens wühlt auf, zumal wenn man aus dem Osten stammt und Kinder hatte." Irmtraud Gutschke, Neues Deutschland, 16.08.22
"Hier berichtet kein wissender Erzähler aus der Distanz. Hier steckt einer mittendrin im Schlamassel. ... Daniel Schulz trifft den frotzelnden, rotzigen Jugendjargon der Neunzigerjahre gut." Karin Grossmann, Sächsische Zeitung, 10.02.22
"Daniel Schulz berichtet von der Angst, plötzlich zur Zielscheibe zu werden, von den Strategien der Anpassung, um nicht aufzufallen, dem unterwürfigen Opportunismus [...]. Er umreißt den geringen Spielraum möglicher Abweichung vom rassistischen Mainstream, der bleibt [...] Es ist dieses Klima der Angst, das viele Jahre verdrängt wurde und das eine ganze Generation prägte. Daniel Schulz erzählt uns davon." Matthias Richter, Dresdner Neueste Nachrichten, 11.02.22