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Der Klassiker der (anti-)utopischen Literatur Jewgeni Samjatins Roman zeichnet die düstere Zukunftsvision einer kollektivistischen, mechanischen Zivilisation, welche die Menschen um des "Glücks" willen ihrer individuellen Freiheit beraubt. Das allgemeine Glück soll durch maximale Gleichschaltung der Menschen erreicht werden, da völlige Gleichheit den Neid als Quelle des Unglücks abschaffe; ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum "hundertprozentigen Glück" ist die irrationale Fantasie der Menschen - erst ihre Beseitigung werde die Individuen endgültig in restlos glückliche "menschenähnliche…mehr

Produktbeschreibung
Der Klassiker der (anti-)utopischen Literatur
Jewgeni Samjatins Roman zeichnet die düstere Zukunftsvision einer kollektivistischen, mechanischen Zivilisation, welche die Menschen um des "Glücks" willen ihrer individuellen Freiheit beraubt.
Das allgemeine Glück soll durch maximale Gleichschaltung der Menschen erreicht werden, da völlige Gleichheit den Neid als Quelle des Unglücks abschaffe; ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum "hundertprozentigen Glück" ist die irrationale Fantasie der Menschen - erst ihre Beseitigung werde die Individuen endgültig in restlos glückliche "menschenähnliche Traktoren" verwandeln. Zuweilen als Pamphlet gegen die sozialistische Gesellschaft gedeutet, zielt der Roman wesentlich tiefer - es geht um die Gefahr, die von jedem totalitären System ausgeht. Samjatin hat mit diesem Klassiker die Anti-Utopie als literarisches Genre neu begründet und die Werke u. a. von Aldous R Huxley, George R Orwell und Ray R Bradbury vorweggenommen und beeinflusst.
Autorenporträt
Jewgenij Samjatin (1884-1937) schloss sich während seines Studiums als Schiffbauingenieur in Sankt Petersburg den Bolschewiki an. Er organisierte den Aufstand auf dem Panzerkreuzer Potemkin mit und beteiligte sich nach der Februarrevolution 1917 aktiv an der Oktoberrevolution. Mit "Wir" zog er sich den Unmut der Parteiführung zu und erhielt Schreibverbot. Der Roman sollte trotzdem seine Leser finden. George Orwell bezeichnete ihn 1946 als eine "Rarität in diesem Zeitalter der brennenden Bücher". Heute gilt der Roman als Vorläufer von Aldous Huxleys "Schöne neue Welt". Der Roman wurde 1924/25 in verschiedenen Sprachen im Ausland veröffentlicht, doch erst 1988 erschien das Werk in der Sowjetunion in vollständiger russischer Fassung. 1929, nach schlimmster Hetze gegen ihn, verließ Samjatin, der zu Beginn der 20er-Jahre eine Ausreisemöglichkeit abgelehnt hatte, den sowjetischen Schriftstellerverband. 1931 erhielt er über Maxim Gorki die Erlaubnis Stalins, nach Frankreich auszureisen.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Wahrlich keine leichte Kost, sondern eine bitterböse, bestürzend bewegende Beschreibung einer seelenlosen Gesellschaft im mathematischen Zeitalter. Heute würde man wohl von "der digitalisierten Welt" sprechen. Diese Parallele macht den Roman so zeitlos. Samjatin war glühender russischer Revolutionär und später großer Verächter Stalins. Schon früh sah er, dass die bolschewistische Revolution scheitern würde. "Wir" schildert die Essenz seiner Kritik an der neuen, sowjetischen Gesellschaft, in der jegliche Individualität unterdrückt wird. Aus Individuen werden Nummern, aus Menschen Zahlen. D-503 oder I-330 heißen die Hauptfiguren dieser Zukunftsvision, die Orwells "1984" und Huxleys "Schöne, neue Welt" stark beeinflusste. Die Hörspielfassung ist sensationell: Packend inszeniert von Christoph Kalkowski, bearbeitet von Ben Neumann und musikalisch exzellent begleitet vom Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Dirigent Jonathan Stockhammer. Vor allem aber mit großartigen Sprechern wie Andreas Pietschmann, Jana Schulz und Hanns Zischler. Sie alle machen "Wir" zu einem akustischen Gesamtkunstwerk.

© BÜCHERmagazin, Michael Knoll (kn)

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für den Rezensenten Alexander Cammann ist "Wir" ein dystopischer Klassiker, zugleich aber zu wenig bekannt. Der russische Autor und Essayist Jewgenij Samjatin war 1920 der Erste, der einen totalitären Überwachungsstaat entworfen hat, so Cammann, in dem die Menschen statt Namen Nummern tragen. Diese finstere Vision einer technisch kontrollierten Zukunftswelt ohne persönliche Freiheiten erwecke nun das Hörspiel unter der Regie von Christoph Kalkowski zu neuem Leben. Der Kritiker hebt dabei besonders die Leistung Hanns Zischlers hervor, der den herrschenden "Wohltäter" in "kühler Macht" verkörpere.

© Perlentaucher Medien GmbH
'Ein Buch, das man beachten sollte.' George Orwell