Evgenij Samjatin gilt als der am härtesten mit dem politischen System in seiner Heimat kollidierende Anti-Utopist . Schon die Veröffentlichung einer Kurzfassung der Utopie Wir , die im Jahre 1927 in russischer Sprache in Prag erfolgte, zwang Samjatin zur Flucht nach Paris, wo er 10 Jahre später verstarb. Der Roman Wir wurde 1924 in verschiedenen Sprachen im Ausland veröffentlicht, doch erst im Jahre 1988 erschien das Werk in der Sowjetunion in vollständiger russischer Fassung.
Dieses Werk kann als erste große Anti-Utopie bezeichnet werden, die unter anderem als Vorlage für die Dystopien von George Orwell und Aldous Huxley diente.
Dieses Werk kann als erste große Anti-Utopie bezeichnet werden, die unter anderem als Vorlage für die Dystopien von George Orwell und Aldous Huxley diente.
buecher-magazin.deWahrlich keine leichte Kost, sondern eine bitterböse, bestürzend bewegende Beschreibung einer seelenlosen Gesellschaft im mathematischen Zeitalter. Heute würde man wohl von "der digitalisierten Welt" sprechen. Diese Parallele macht den Roman so zeitlos. Samjatin war glühender russischer Revolutionär und später großer Verächter Stalins. Schon früh sah er, dass die bolschewistische Revolution scheitern würde. "Wir" schildert die Essenz seiner Kritik an der neuen, sowjetischen Gesellschaft, in der jegliche Individualität unterdrückt wird. Aus Individuen werden Nummern, aus Menschen Zahlen. D-503 oder I-330 heißen die Hauptfiguren dieser Zukunftsvision, die Orwells "1984" und Huxleys "Schöne, neue Welt" stark beeinflusste. Die Hörspielfassung ist sensationell: Packend inszeniert von Christoph Kalkowski, bearbeitet von Ben Neumann und musikalisch exzellent begleitet vom Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Dirigent Jonathan Stockhammer. Vor allem aber mit großartigen Sprechern wie Andreas Pietschmann, Jana Schulz und Hanns Zischler. Sie alle machen "Wir" zu einem akustischen Gesamtkunstwerk.
© BÜCHERmagazin, Michael Knoll (kn)
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Für den Rezensenten Alexander Cammann ist "Wir" ein dystopischer Klassiker, zugleich aber zu wenig bekannt. Der russische Autor und Essayist Jewgenij Samjatin war 1920 der Erste, der einen totalitären Überwachungsstaat entworfen hat, so Cammann, in dem die Menschen statt Namen Nummern tragen. Diese finstere Vision einer technisch kontrollierten Zukunftswelt ohne persönliche Freiheiten erwecke nun das Hörspiel unter der Regie von Christoph Kalkowski zu neuem Leben. Der Kritiker hebt dabei besonders die Leistung Hanns Zischlers hervor, der den herrschenden "Wohltäter" in "kühler Macht" verkörpere.
© Perlentaucher Medien GmbH
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'Ein Buch, das man beachten sollte.' George Orwell