Falsche, halbwahre oder zweckpessimistische Aussagen über die Wirtschaft werden nicht dadurch wahrer, dass man sie ständig wiederholt. Klug und verständlich räumt dieses Buch mit den populärsten Wirtschaftsirrtümern auf und entlarvt falsche Statements und Zusammenhänge.
Schluss mit den Lügen und Killerphrasen über die Wirtschaft! Falsche Aussagen über die Wirtschaft werden nicht dadurch wahrer, dass man sie ständig wiederholt. Dieses Buch bringt Klarheit. Steigende Löhne schaden der Wirtschaft! Arbeitszeitverkürzung schafft Arbeitsplätze! Eine starke Währung schwächt die Wirtschaft! Je niedriger die Zinsen, desto besser! Ein großer Staatssektor behindert die Wirtschaft! Stimmt alles nicht, sagt der promovierte Volkswirt und Wirtschaftsjournalist Henrik Müller.
Anhand der größten undverbreitetsten Irrtümer über die Wirtschaft klärt er auf über die tatsächlichen Zusammenhänge. Zum Beispiel steigende Löhne: Nur wer belohnt wird, ist bereit, mehr und effektiver zu arbeiten und trägt damit zur Steigerungder Produktivität bei, die einer von vier Faktoren für Wirtschaftswachstum ist. Und Arbeitszeitverkürzung führt nicht zu neuen Arbeitsplätzen, denn nur eine Gesellschaft, die viel arbeitet, kauft viele Dienstleistungen ein und schafft dadurch Arbeitsplätze.
Schluss mit den Lügen und Killerphrasen über die Wirtschaft! Falsche Aussagen über die Wirtschaft werden nicht dadurch wahrer, dass man sie ständig wiederholt. Dieses Buch bringt Klarheit. Steigende Löhne schaden der Wirtschaft! Arbeitszeitverkürzung schafft Arbeitsplätze! Eine starke Währung schwächt die Wirtschaft! Je niedriger die Zinsen, desto besser! Ein großer Staatssektor behindert die Wirtschaft! Stimmt alles nicht, sagt der promovierte Volkswirt und Wirtschaftsjournalist Henrik Müller.
Anhand der größten undverbreitetsten Irrtümer über die Wirtschaft klärt er auf über die tatsächlichen Zusammenhänge. Zum Beispiel steigende Löhne: Nur wer belohnt wird, ist bereit, mehr und effektiver zu arbeiten und trägt damit zur Steigerungder Produktivität bei, die einer von vier Faktoren für Wirtschaftswachstum ist. Und Arbeitszeitverkürzung führt nicht zu neuen Arbeitsplätzen, denn nur eine Gesellschaft, die viel arbeitet, kauft viele Dienstleistungen ein und schafft dadurch Arbeitsplätze.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2004Die Lieblingslektüre der Ökonomen
Fraktale Mathematik, ehrgeizige Rettungsversuche, häufige Wirtschaftsirrtümer, ökonomisches Rüstzeug, praxisorientierte Geldpolitik und schneller Strukturwandel
Der Büchermarkt wird jedes Jahr mit wissenschaftlicher Literatur überschwemmt. Hier den Überblick zu bewahren, fällt schwer. Namhafte Ökonomen verraten in einer Umfrage dieser Zeitung, welches Werk sie zum Nachlesen empfehlen. (clb.)
Jean-Claude TRICHET ist Präsident der Europäischen Zentralbank.
Benoit Mandelbrot, Richard Hudson: The (Mis)Behavior of Markets: A Fractal View of Risk, Ruin, and Reward. Basic Books, New York 2004, 328 Seiten, 24,90 Euro.
Ich habe mit großem Interesse das Buch von Benoit Mandelbrot und Richard Hudson über das Verhalten von Märkten gelesen. Benoit Mandelbrot hat die "fraktale Mathematik" erfunden. Das Buch, das sich an ein breites Publikum wendet, nutzt diese mathematische Methode, um ein tieferes empirisches Verständnis des Marktverhaltens zu gewinnen. Es ist eine anregende Auseinandersetzung mit den Nachteilen, die sich ergeben, wenn man die wirtschaftliche und finanzielle Wirklichkeit zu sehr vereinfacht und wenn man zu sehr auf das "Gaussche Gesetz" vertraut, um Wahrscheinlichkeitsverteilungen angemessen darzustellen. So wird die Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse möglicherweise unterschätzt. Aus Sicht eines Zentralbankers legt das Buch nahe, daß die Philosophie der Krisenprävention weiter verbessert werden kann, um noch effektiver und effizienter zu werden.
Wolfgang WIEGARD ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg und Vorsitzender des Sachverständigenrats.
Hans Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag, München 2003, 499 Seiten, 25 Euro.
Am meisten beeindruckt hat mich: Hans-Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Das Buch ist fetzig geschrieben, äußerst sachkundig, umfassend und aktuell. Nach Lektüre des Buches ist der Leser über alle wirtschaftspolitisch relevanten Themen informiert - die Probleme des Aufbau Ost, die Diskussion "Exportweltmeister versus Basar-Ökonomie", die Effekte einer Arbeitszeitverlängerung und vieles andere mehr. Zusammen mit ergänzender theoretischer Literatur habe ich auf der Grundlage von Sinns Buch ein wirtschaftspolitisches Seminar angeboten, daß auf großes Interesse bei den Studierenden gestoßen ist. Kurz zusammengefaßt: ein Buch, das man gerne selbst geschrieben hätte.
Thomas STRAUBHAAR ist Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs.
Henrik Müller: Wirtschaftsirrtümer - Richtigstellungen von Arbeitszeitverkürzungen bis Zinspolitik. Eichborn-Verlag, Frankfurt 2004, 270 Seiten, 22,90 Euro.
Darf man ein Buch zum interessantesten Wirtschaftsbuch des Jahres machen, wenn es von einem engen Kollegen geschrieben wurde, mit dem man gemeinsam publiziert hat und der über all die vielen Jahre auch zu einem guten Freund geworden ist? Eigentlich nicht. Was aber, wenn das Buch zu Recht seit Monaten auf den Bestsellerlisten steht? Tausende von Käufern können nicht irren, vor allem nicht, weil gerade Henrik Müllers Buch "Wirtschaftsirrtümer - Richtigstellungen von Arbeitszeitverkürzungen bis Zinspolitik" vor populären Fehlurteilen warnt. Beispielsweise davor, daß nur niedrige Zinsen gute Zinsen seien, daß der Staat die Konjunktur ankurbeln könne, indem er mehr ausgibt, oder daß mehr Staat auch mehr Gerechtigkeit bedeute. Insgesamt zwanzig fundamentale Denkfehler werden in dem Buch entlarvt und zurechtgerückt. Besonders positiv ist, daß Henrik Müller nicht nur auf irregeleitete Argumente hinweist, sondern auch klarmacht, wieso viele Entscheidungsträger ein handfestes eigenes Interesse am Weiterbestehen von Wirtschaftsirrtümern haben. Deshalb ist die Aufklärungsarbeit von Müller so besonders wichtig. Um so mehr als er auch immer wieder den Weg zurück zu richtigem Denken und einem ökonomisch höheren Lebensstandard weist.
Michael HÜTHER ist Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft.
Peter Borscheid: Das Tempo-Virus. Eine Kulturgeschichte der Beschleunigung. Campus Verlag, Frankfurt 2004, 409 Seiten, 24,90 Euro.
Fasziniert hat mich das Buch, weil es mutig wagt, entgegen dem Kleinklein unserer theoretischen Debatte in der Ökonomie eine übergreifende These als Verständnismodell für den gesellschaftlich-ökonomischen Strukturwandel zu nutzen. Beschleunigungsmöglichkeiten und Beschleunigungswünsche werden aus historischer Perspektive als Motoren oder als Bremser ökonomischer Entwicklung beschrieben und analysiert. Überzeugend ist das Buch auch wegen seines breiten Ansatzes: es wird in den zentralen Lebensbereichen die Beschleunigung im Konkreten skizziert. Spannend ist schließlich der - durchaus offene, den Leser anregende - Ausblick: Die weitgeführte Beschleunigung des Lebens sucht sich - als Überforderung des Menschen - zunehmend auch Entschleunigung als Kompensation und eröffnet eine Vielzahl an Zeitformen. Eine Demokratisierung der Beschleunigung?! Dies könnte ein Weg sein, nicht nur dem einzelnen das Einrichten in der Beschleunigung zu ermöglichen, sondern auch die Bindungskraft des Gemeinsinns nicht zu gefährden.
Joachim STARBATTY ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen und Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.
Peter Bofinger: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Pearson Studium, München 2003, 482 Seiten, 36,95 Euro.
Der amerikanische Lehrbuchmarkt hat inzwischen auch Deutschland erreicht. Peter Bofinger hat sich stärker von Gregory Mankiws "Principles of Economics" als von Erich Schneiders "Einführung in die Wirtschaftstheorie", einem deutschen Klassiker, inspirieren lassen, durchaus zum Vorteil. Sein Lehrbuch ist nicht bloß bunt, es bietet auch Informationen, die die trockene Lehre anreichern. So klären biographische Skizzen auf, welche deutschen Professoren derzeit an der Frontlinie des wissenschaftlichen Fortschritts arbeiten und welche sich stärker in der Politikberatung engagieren. Auch die dogmen-historische Perspektive blendet Bofinger nicht aus. Er stellt wesentliche Köpfe vor; die Studierenden wissen nun, daß wir die Pigou-Steuer einem Professor aus Cambridge zu verdanken haben. Bei zukünftigen Auflagen könnten vielleicht die Gewichte anders gesetzt werden; von den lebenden Ökonomen scheinen dem Leser einige entbehrlich zu sein, während er beispielsweise Porträts der großen Ökonomen Ricardo, Wicksell, Pareto oder Schumpeter vermißt. Bofinger bemüht sich zudem erfolgreich um anschauliche Didaktik; für den Geschmack manches professoralen Lesers mag er gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen sein. Besonders hilfreich sind die abgesetzten Informationen und Erläuterungen zu aktuellen wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen. Wenn die Studierenden dieses Buch durchgearbeitet haben, sind sie für den ökonomischen Alltag gerüstet, wobei sie das volkswirtschaftliche Terrain auf verschiedenen Wegen erkunden können. Zukünftige Lehrbuchautoren werden an Bofingers Einführung als Orientierungspunkt nicht vorbeisehen können.
Wolfgang FRANZ ist Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und Mitglied im Sachverständigenrat.
Hans Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag, München 2003, 499 Seiten, 25 Euro.
In den vergangenen Monaten sind eine Reihe wirklich sehr guter Analysen zu den Herausforderungen an den Wirtschaftsstandort Deutschland erschienen, aber besonders hat mich das Buch von Hans-Werner Sinn "Ist Deutschland noch zu retten?" beeindruckt. Es besticht erstens durch seine profunde Sachkunde, welche auch Fachkollegen überzeugt. Des weiteren ist es sehr verständlich und anschaulich geschrieben, so daß auch der gebildete Laie die Argumentation ohne weiteres nachvollziehen kann. Schließlich spürt man allenthalben das nahezu leidenschaftliche Engagement des Autors für sein Land und die Menschen einschließlich der künftigen Generationen. Kurzum: Brillant, scharfsinnig und in den meisten Aspekten überzeugend. Was will man mehr?
Otmar ISSING ist Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank.
Martin Wolf: Why Globalisation Works. Yale University Press, New Haven und London 2004, 416 Seiten, 31,44 Euro.
Hans-Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag, München 2003, 499 Seiten, 25 Euro.
Die öffentliche Diskussion über wirtschaftpolitische Themen zeichnet sich im allgemeinen nicht durch großen Tiefgang aus. Die Ökonomen sind daran nicht ganz unschuldig, tragen sie doch oft nur wenig dazu bei, die Öffentlichkeit in verständlicher Weise aufzuklären. Deshalb möchte ich aus der Flut von Veröffentlichungen zwei Bücher hervorheben, die diese Aufgabe erfüllen: Martin Wolfs "Why Globalisation Works" und "Ist Deutschland noch zu retten?" von Hans-Werner Sinn. Der jeweilige Titel charakterisiert den Inhalt. Beide Bücher sind mit Engagement und dem nüchternen Urteil des Ökonomen geschrieben. Wer zu diesen Themen sachkundige Argumente und ein konsistentes Gesamturteil sucht, wird die Lektüre nicht bereuen.
Rudolf HICKEL lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen und ist Mitbegründer der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik.
Michael Heine/Hansjörg Herr: Die Europäische Zentralbank - Eine kritische Einführung in die Strategie und Politik der EZB. Metropolis-Verlag für Ökonomie, Gesellschaft und Politik, Marburg 2004, 234 Seiten, 19,80 Euro.
Aus der Vielzahl von Fachbüchern im Bereich der Wirtschaftswissenschaft sticht die im April 2004 vorgelegte Publikation von Heine/Herr zur "Europäischen Zentralbank" hervor. Theoretisch fundiert, empirisch ausgerichtet und praxisorientiert werden gut lesbar die Grundlagen, das Konzept sowie die geldpolitischen Instrumente des Notenbankmonopols EZB zugänglich gemacht. Die im Titel betonte "kritische Einführung" zur EZB resultiert aus dem theoretisch überzeugenden Nachweis, daß die Geldnachfrage instabil ist und damit eine mechanistische Steuerung der Geldmenge nicht gelingen kann. Die EZB erhält den Rat, von der Illusion des Monetarismus zur Ultrastabilität moderner Wettbewerbswirtschaften zugunsten einer pragmatischen Geldpolitik abzurücken.
Wernhard MÖSCHEL ist Rechtsprofessor an der Universität Tübingen und Fachmann für das Wettbewerbs- und Europarecht.
Ernst-Joachim Mestmäcker/Heike Schweitzer: Europäisches Wettbewerbsrecht. 2. Auflage, C. H. Beck, München 2004, 98 Euro.
Das Wettbewerbsrecht steht auf der ganzen Welt vor neuen Herausforderungen. Dies hängt einerseits mit der Globalisierung zusammen, andererseits mit dem Vordringen ökonomischer Analysemethoden. Ernst-Joachim Mestmäcker, der Doyen des deutschen Wettbewerbsrechts, zieht in seinem Werk "Europäisches Wettbewerbsrecht", das im C.H. Beck-Verlag erschienen ist, die Summe seiner Erfahrungen.
Peter BOFINGER ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg und Mitglied des Sachverständigenrats.
Albrecht Müller: Die Reformlüge. Droemer, München 2004, 360 Seiten, 19,90 Euro.
Mir hat das Buch von Albrecht Müller, Die Reformlüge, sehr gut gefallen. In sehr sachlicher und systematischer Form werden dort viele der Vorurteile widerlegt, die jeden Sonntag abend im Fernsehen bei Sabine Christiansen die Runde machen. Albrecht Müller ist dabei das Kunststück gelungen, ein ausgeprochen spannendes Buch über grundlegende wirtschaftliche Zahlen und Fakten zu schreiben.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fraktale Mathematik, ehrgeizige Rettungsversuche, häufige Wirtschaftsirrtümer, ökonomisches Rüstzeug, praxisorientierte Geldpolitik und schneller Strukturwandel
Der Büchermarkt wird jedes Jahr mit wissenschaftlicher Literatur überschwemmt. Hier den Überblick zu bewahren, fällt schwer. Namhafte Ökonomen verraten in einer Umfrage dieser Zeitung, welches Werk sie zum Nachlesen empfehlen. (clb.)
Jean-Claude TRICHET ist Präsident der Europäischen Zentralbank.
Benoit Mandelbrot, Richard Hudson: The (Mis)Behavior of Markets: A Fractal View of Risk, Ruin, and Reward. Basic Books, New York 2004, 328 Seiten, 24,90 Euro.
Ich habe mit großem Interesse das Buch von Benoit Mandelbrot und Richard Hudson über das Verhalten von Märkten gelesen. Benoit Mandelbrot hat die "fraktale Mathematik" erfunden. Das Buch, das sich an ein breites Publikum wendet, nutzt diese mathematische Methode, um ein tieferes empirisches Verständnis des Marktverhaltens zu gewinnen. Es ist eine anregende Auseinandersetzung mit den Nachteilen, die sich ergeben, wenn man die wirtschaftliche und finanzielle Wirklichkeit zu sehr vereinfacht und wenn man zu sehr auf das "Gaussche Gesetz" vertraut, um Wahrscheinlichkeitsverteilungen angemessen darzustellen. So wird die Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse möglicherweise unterschätzt. Aus Sicht eines Zentralbankers legt das Buch nahe, daß die Philosophie der Krisenprävention weiter verbessert werden kann, um noch effektiver und effizienter zu werden.
Wolfgang WIEGARD ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg und Vorsitzender des Sachverständigenrats.
Hans Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag, München 2003, 499 Seiten, 25 Euro.
Am meisten beeindruckt hat mich: Hans-Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Das Buch ist fetzig geschrieben, äußerst sachkundig, umfassend und aktuell. Nach Lektüre des Buches ist der Leser über alle wirtschaftspolitisch relevanten Themen informiert - die Probleme des Aufbau Ost, die Diskussion "Exportweltmeister versus Basar-Ökonomie", die Effekte einer Arbeitszeitverlängerung und vieles andere mehr. Zusammen mit ergänzender theoretischer Literatur habe ich auf der Grundlage von Sinns Buch ein wirtschaftspolitisches Seminar angeboten, daß auf großes Interesse bei den Studierenden gestoßen ist. Kurz zusammengefaßt: ein Buch, das man gerne selbst geschrieben hätte.
Thomas STRAUBHAAR ist Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs.
Henrik Müller: Wirtschaftsirrtümer - Richtigstellungen von Arbeitszeitverkürzungen bis Zinspolitik. Eichborn-Verlag, Frankfurt 2004, 270 Seiten, 22,90 Euro.
Darf man ein Buch zum interessantesten Wirtschaftsbuch des Jahres machen, wenn es von einem engen Kollegen geschrieben wurde, mit dem man gemeinsam publiziert hat und der über all die vielen Jahre auch zu einem guten Freund geworden ist? Eigentlich nicht. Was aber, wenn das Buch zu Recht seit Monaten auf den Bestsellerlisten steht? Tausende von Käufern können nicht irren, vor allem nicht, weil gerade Henrik Müllers Buch "Wirtschaftsirrtümer - Richtigstellungen von Arbeitszeitverkürzungen bis Zinspolitik" vor populären Fehlurteilen warnt. Beispielsweise davor, daß nur niedrige Zinsen gute Zinsen seien, daß der Staat die Konjunktur ankurbeln könne, indem er mehr ausgibt, oder daß mehr Staat auch mehr Gerechtigkeit bedeute. Insgesamt zwanzig fundamentale Denkfehler werden in dem Buch entlarvt und zurechtgerückt. Besonders positiv ist, daß Henrik Müller nicht nur auf irregeleitete Argumente hinweist, sondern auch klarmacht, wieso viele Entscheidungsträger ein handfestes eigenes Interesse am Weiterbestehen von Wirtschaftsirrtümern haben. Deshalb ist die Aufklärungsarbeit von Müller so besonders wichtig. Um so mehr als er auch immer wieder den Weg zurück zu richtigem Denken und einem ökonomisch höheren Lebensstandard weist.
Michael HÜTHER ist Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft.
Peter Borscheid: Das Tempo-Virus. Eine Kulturgeschichte der Beschleunigung. Campus Verlag, Frankfurt 2004, 409 Seiten, 24,90 Euro.
Fasziniert hat mich das Buch, weil es mutig wagt, entgegen dem Kleinklein unserer theoretischen Debatte in der Ökonomie eine übergreifende These als Verständnismodell für den gesellschaftlich-ökonomischen Strukturwandel zu nutzen. Beschleunigungsmöglichkeiten und Beschleunigungswünsche werden aus historischer Perspektive als Motoren oder als Bremser ökonomischer Entwicklung beschrieben und analysiert. Überzeugend ist das Buch auch wegen seines breiten Ansatzes: es wird in den zentralen Lebensbereichen die Beschleunigung im Konkreten skizziert. Spannend ist schließlich der - durchaus offene, den Leser anregende - Ausblick: Die weitgeführte Beschleunigung des Lebens sucht sich - als Überforderung des Menschen - zunehmend auch Entschleunigung als Kompensation und eröffnet eine Vielzahl an Zeitformen. Eine Demokratisierung der Beschleunigung?! Dies könnte ein Weg sein, nicht nur dem einzelnen das Einrichten in der Beschleunigung zu ermöglichen, sondern auch die Bindungskraft des Gemeinsinns nicht zu gefährden.
Joachim STARBATTY ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen und Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.
Peter Bofinger: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Pearson Studium, München 2003, 482 Seiten, 36,95 Euro.
Der amerikanische Lehrbuchmarkt hat inzwischen auch Deutschland erreicht. Peter Bofinger hat sich stärker von Gregory Mankiws "Principles of Economics" als von Erich Schneiders "Einführung in die Wirtschaftstheorie", einem deutschen Klassiker, inspirieren lassen, durchaus zum Vorteil. Sein Lehrbuch ist nicht bloß bunt, es bietet auch Informationen, die die trockene Lehre anreichern. So klären biographische Skizzen auf, welche deutschen Professoren derzeit an der Frontlinie des wissenschaftlichen Fortschritts arbeiten und welche sich stärker in der Politikberatung engagieren. Auch die dogmen-historische Perspektive blendet Bofinger nicht aus. Er stellt wesentliche Köpfe vor; die Studierenden wissen nun, daß wir die Pigou-Steuer einem Professor aus Cambridge zu verdanken haben. Bei zukünftigen Auflagen könnten vielleicht die Gewichte anders gesetzt werden; von den lebenden Ökonomen scheinen dem Leser einige entbehrlich zu sein, während er beispielsweise Porträts der großen Ökonomen Ricardo, Wicksell, Pareto oder Schumpeter vermißt. Bofinger bemüht sich zudem erfolgreich um anschauliche Didaktik; für den Geschmack manches professoralen Lesers mag er gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen sein. Besonders hilfreich sind die abgesetzten Informationen und Erläuterungen zu aktuellen wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen. Wenn die Studierenden dieses Buch durchgearbeitet haben, sind sie für den ökonomischen Alltag gerüstet, wobei sie das volkswirtschaftliche Terrain auf verschiedenen Wegen erkunden können. Zukünftige Lehrbuchautoren werden an Bofingers Einführung als Orientierungspunkt nicht vorbeisehen können.
Wolfgang FRANZ ist Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und Mitglied im Sachverständigenrat.
Hans Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag, München 2003, 499 Seiten, 25 Euro.
In den vergangenen Monaten sind eine Reihe wirklich sehr guter Analysen zu den Herausforderungen an den Wirtschaftsstandort Deutschland erschienen, aber besonders hat mich das Buch von Hans-Werner Sinn "Ist Deutschland noch zu retten?" beeindruckt. Es besticht erstens durch seine profunde Sachkunde, welche auch Fachkollegen überzeugt. Des weiteren ist es sehr verständlich und anschaulich geschrieben, so daß auch der gebildete Laie die Argumentation ohne weiteres nachvollziehen kann. Schließlich spürt man allenthalben das nahezu leidenschaftliche Engagement des Autors für sein Land und die Menschen einschließlich der künftigen Generationen. Kurzum: Brillant, scharfsinnig und in den meisten Aspekten überzeugend. Was will man mehr?
Otmar ISSING ist Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank.
Martin Wolf: Why Globalisation Works. Yale University Press, New Haven und London 2004, 416 Seiten, 31,44 Euro.
Hans-Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag, München 2003, 499 Seiten, 25 Euro.
Die öffentliche Diskussion über wirtschaftpolitische Themen zeichnet sich im allgemeinen nicht durch großen Tiefgang aus. Die Ökonomen sind daran nicht ganz unschuldig, tragen sie doch oft nur wenig dazu bei, die Öffentlichkeit in verständlicher Weise aufzuklären. Deshalb möchte ich aus der Flut von Veröffentlichungen zwei Bücher hervorheben, die diese Aufgabe erfüllen: Martin Wolfs "Why Globalisation Works" und "Ist Deutschland noch zu retten?" von Hans-Werner Sinn. Der jeweilige Titel charakterisiert den Inhalt. Beide Bücher sind mit Engagement und dem nüchternen Urteil des Ökonomen geschrieben. Wer zu diesen Themen sachkundige Argumente und ein konsistentes Gesamturteil sucht, wird die Lektüre nicht bereuen.
Rudolf HICKEL lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen und ist Mitbegründer der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik.
Michael Heine/Hansjörg Herr: Die Europäische Zentralbank - Eine kritische Einführung in die Strategie und Politik der EZB. Metropolis-Verlag für Ökonomie, Gesellschaft und Politik, Marburg 2004, 234 Seiten, 19,80 Euro.
Aus der Vielzahl von Fachbüchern im Bereich der Wirtschaftswissenschaft sticht die im April 2004 vorgelegte Publikation von Heine/Herr zur "Europäischen Zentralbank" hervor. Theoretisch fundiert, empirisch ausgerichtet und praxisorientiert werden gut lesbar die Grundlagen, das Konzept sowie die geldpolitischen Instrumente des Notenbankmonopols EZB zugänglich gemacht. Die im Titel betonte "kritische Einführung" zur EZB resultiert aus dem theoretisch überzeugenden Nachweis, daß die Geldnachfrage instabil ist und damit eine mechanistische Steuerung der Geldmenge nicht gelingen kann. Die EZB erhält den Rat, von der Illusion des Monetarismus zur Ultrastabilität moderner Wettbewerbswirtschaften zugunsten einer pragmatischen Geldpolitik abzurücken.
Wernhard MÖSCHEL ist Rechtsprofessor an der Universität Tübingen und Fachmann für das Wettbewerbs- und Europarecht.
Ernst-Joachim Mestmäcker/Heike Schweitzer: Europäisches Wettbewerbsrecht. 2. Auflage, C. H. Beck, München 2004, 98 Euro.
Das Wettbewerbsrecht steht auf der ganzen Welt vor neuen Herausforderungen. Dies hängt einerseits mit der Globalisierung zusammen, andererseits mit dem Vordringen ökonomischer Analysemethoden. Ernst-Joachim Mestmäcker, der Doyen des deutschen Wettbewerbsrechts, zieht in seinem Werk "Europäisches Wettbewerbsrecht", das im C.H. Beck-Verlag erschienen ist, die Summe seiner Erfahrungen.
Peter BOFINGER ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg und Mitglied des Sachverständigenrats.
Albrecht Müller: Die Reformlüge. Droemer, München 2004, 360 Seiten, 19,90 Euro.
Mir hat das Buch von Albrecht Müller, Die Reformlüge, sehr gut gefallen. In sehr sachlicher und systematischer Form werden dort viele der Vorurteile widerlegt, die jeden Sonntag abend im Fernsehen bei Sabine Christiansen die Runde machen. Albrecht Müller ist dabei das Kunststück gelungen, ein ausgeprochen spannendes Buch über grundlegende wirtschaftliche Zahlen und Fakten zu schreiben.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main