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Wer die aktuellen Entwicklungen in den internationalen Handelsbeziehungen verstehen will, kommt nicht umhin, sich mit dem Thema "Wirtschaftskrieg" auseinanderzusetzen. Ulrich Blum untersucht in diesem Buch das Wesen des Wirtschaftskriegs, das zugehörige Menschen- und Ordnungsbild, die Institutionen, den Erklärungsbeitrag der Staatsphilosophien aus der Sicht der modernen Ökonomik und anderer sozialwissenschaftlicher Theorien sowie der Militärwissenschaften. Sodann analysiert er den Wirtschaftskrieg als Führungsaufgabe in komplexen Märkten, die Bedingungen für Erfolg, sowie die Sicht der…mehr

Produktbeschreibung
Wer die aktuellen Entwicklungen in den internationalen Handelsbeziehungen verstehen will, kommt nicht umhin, sich mit dem Thema "Wirtschaftskrieg" auseinanderzusetzen. Ulrich Blum untersucht in diesem Buch das Wesen des Wirtschaftskriegs, das zugehörige Menschen- und Ordnungsbild, die Institutionen, den Erklärungsbeitrag der Staatsphilosophien aus der Sicht der modernen Ökonomik und anderer sozialwissenschaftlicher Theorien sowie der Militärwissenschaften. Sodann analysiert er den Wirtschaftskrieg als Führungsaufgabe in komplexen Märkten, die Bedingungen für Erfolg, sowie die Sicht der Unternehmen und des Staats, insbesondere im Blick auf den verbundenen Instrumenteneinsatz.
Eine Vielzahl historischer und aktueller Beispiele untermauert die Ausführungen und verweist auf die Dringlichkeit, sich mit der Abgrenzung zwischen Wettbewerb und Wirtschaftskrieg, beides Teile der Rivalität, zu befassen: Lässt sich intensiver Wettbewerb durch kluge Regelsetzung nachhaltig aufrechterhalten oder tendiert er regelmäßig zur Radikalisierung, wie gerade das letzte Jahrzehnt zeigt? Für den militärischen Konflikt ist seit Clausewitz bekannt, dass bewaffnete Auseinandersetzungen grundsätzlich zur Eskalation neigen - nur die Politik als letztgültiger Zweck kann sie einhegen. Der ökonomische Wettbewerb bedarf ganz analog eines klaren ordnungsökonomischen und politischen Rahmens, um nicht zum Wirtschaftskrieg zu eskalieren, was vor allem angesichts der aktuell beobachtbaren Hybridisierung von Konflikten zunehmend schwerfällt.

Autorenporträt
Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Blum ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Inhaber des Alexander-von-Humboldt-Lehrstuhls an der University of International Business and Economics (UIBE) in Peking, Gründungsdirektor des Centers for Economics of Materials - einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Universität Halle und dem Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMWS) der Fraunhofer-Gesellschaft -, Oberstleutnant der Reserve und stellvertretender Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V. in Bonn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2021

Die Rivalität im Welthandel
Blums "Wirtschaftskrieg" ist ein großer Wurf

Außenhandel als Folge internationaler Arbeitsteilung ist die Quelle des Wohlstands der Nationen. So sehen es Ökonomen. Der Volkswirt Ulrich Blum legt in seinem Buch "Wirtschaftskrieg" den Schwerpunkt auf Wettbewerb und Rivalität. Joseph Schumpeter ist für ihn die Leitfigur: Die von ihm geprägten Begriffe, Innovation und schöpferische Zerstörung, brächten zum Ausdruck, dass Althergebrachtes sich gegen Herausforderer zu wappnen habe. Wenn Staaten ihre bedrohte Industrie zu schützen versuchten, könnte dies die Vorstufe zu einem Wirtschaftskrieg sein.

Der Freihandel, auch wenn er die beste aller Formen des internationalen Wirtschaftsaustausches sei, werde nie in reiner Form existieren. Sogar der Freihändler und Gründer der heutigen Ökonomie, Adam Smith, ist erst einmal Engländer, bevor er Kosmopolit ist. Für ihn ist Landesverteidigung wichtiger als vollkommene Handelsfreiheit. Er hält die britische Navigationsakte, die die überlegene niederländische Handelsflotte diskriminierte, für die vielleicht weiseste Handelsverordnung Englands. Auch John Maynard Keynes, ein überzeugter Anhänger des Freihandels, empfiehlt, wenn es um die Sicherung der nationalen Beschäftigung geht, die Abwertung der nationalen Währung. Natürlich wehren sich die Handelspartner und verstricken sich so in einen Wirtschaftskrieg, in dem sie nur verlieren können; so geschehen nach der Großen Depression des letzten Jahrhunderts. Trotz dieser Erfahrungen ist für Blum ein Währungskrieg eine ganz reale Gefahr.

Der Versuch von Donald Trump, Amerika wieder groß zu machen und die beiden anderen großen Blöcke, China und die EU, in die Schranken zu weisen, hat einen Vorgeschmack geliefert. Trump warf ihnen vor, mit unfairen Praktiken und Wechselkursmanipulationen den Vereinigten Staaten Beschäftigung zu stehlen. Die Drohungen Trumps, ausländische Produkte vom amerikanischen Markt fernzuhalten, haben Brüssel beunruhigt und über Retorsionsmaßnahmen nachdenken lassen. Der sich anbahnende Wirtschaftskrieg ist bisher im Sande verlaufen, weil den Kundigen in Amerika wohl klar war, dass Protektionismus die Konkurrenzfähigkeit der eigenen Wirtschaft schwächen würde.

Blum richtet seinen Blick vor allem auf die Auseinandersetzung zwischen Amerika und China. Die chinesische Führung strebe nach den Demütigungen durch die frühere britische Kolonialmacht, Stichwort "Opiumkrieg", nach Rehabilitation und Expansion. Sie bediene sich dazu jedes Mittels. Die Techniken, um Rivalen zu täuschen und auszubooten, gründen auf den Strategien chinesischer Kriegstheoretiker.

Die Lektüre dieser Passagen ruft auch Erinnerungen an die Praktiken des Merkantilismus wach, der den Außenhandel als einen Kampf um das in der Welt zirkulierende Gold- und Silbergeld sah. Die zufließenden Zahlungsmittel aus Handelsbilanzüberschüssen sollten vor allem Infrastruktur, Kanal- und Wegebau, finanzieren. Ähnliches gilt auch für China. Zunächst kaufte die chinesische Führung mit zufließenden Dollars amerikanische Staatsanleihen. Heute ist sie klüger geworden. Sie kauft überall in der Welt Grund und Boden auf und baut die Infrastruktur - Häfen, Wegenetze, Telekommunikation - in den Ländern aus, die sie zu ihrem Interessengebiet zählt. So öffnet der Kauf des griechischen Hafens Piräus das Tor zum europäischen Binnenmarkt.

Die Wiederbelebung des Seidenstraßenkonzepts löste in der EU wegen des vermuteten chinesischen Dominanzstrebens Argwohn aus. Doch ist die Initiative, neben dem Seeweg einen Landweg zwischen Ost und West zu etablieren, ökonomisch sinnvoll. Wo sich Handelswege kreuzen und Märkte entwickeln, entsteht Wohlstand. Dass China dabei eine lenkende und bestimmende Rolle spielen will, liegt auf der Hand. Doch fällt Blum kein abschließendes Urteil. Er lässt offen, ob China das eigene Kommunikationssystem gegen Einflüsse von außen absperren könne.

Blums Ansatz, Welthandel und Währungsordnungen aus dem Blickwinkel der Rivalität zu analysieren, wirft auch ein neues Licht auf die Geschichte, die Politiker über die Entstehung und Erfolge der Europäischen Währungsunion erzählen. Blums Version könnte den Titel haben: "Die Geburt des Euro aus dem Geiste der Rivalität". Das trifft genau, was Blum über das Schicksal der Deutschen Bundesbank sagt: Es sei der Europäischen Währungsunion gelungen, einen Währungskrieg unter dem Dach einer gemeinsamen Währung, dem Euro, nach innen gerichtet durchzuführen und dabei die Reputation der Zentralbank zu zerstören. Das Durchsetzen der Währungseinheit Europas vermittels der Herrschaft der Europäischen Zentralbank als größten Halters staatlicher und privater Vermögenstitel nennt Blum "Draghiat". Die damit verbundene Geldschwemme lasse die europäische Wirtschaft zu einer Zombie-Gesellschaft mutieren. Dies laufe dem Schumpeter'schen Entwicklungskonzept zuwider und schwäche die europäische Wirtschaft.

Ulrich Blum hat mit seinem Buch "Wirtschaftskrieg" in dreifacher Form ein "Magnum Opus" vorgelegt: Es ist über 1000 Seiten stark, es verdichtet seine über viele Jahre erworbenen Erfahrungen und Erkenntnisse zu einem großen Wurf und ist ein Meilenstein für die Ökonomie. Die Verknüpfung von Wirtschaftsgeschichte und Militaria mit ökonomischer Theorie weist den Ökonomen einen neuen Weg. Blums Werk entspricht einer zentralen Einsicht Joseph Schumpeters: "Die ökonomischen Phänomene irgendeiner Epoche, einschließlich der Gegenwart, kann niemand zu begreifen hoffen, der nicht ausreichend mit den historischen Tatsachen vertraut ist und einen entsprechenden historischen Sinn oder sogenannte geschichtliche Erfahrung besitzt."

JOACHIM STARBATTY

Ulrich Blum: Wirtschaftskrieg - Rivalität ökonomisch zu Ende denken, Springer Gabler, Wiesbaden 2020, 1092 Seiten, 74,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der hier rezensierende Ökonom und frühere AfD-Politiker Joachim Starbatty feiert das Buch des Volkswirts Ulrich Blum als großen Wurf. Nicht nur der schiere Umfang nötigt dem Rezensenten Respekt ab, sonder auch der von Schumpeter ausgehende Ansatz, Wirtschaftsgeschichte als Wettbewerb und Rivalität zu betrachten, scheint Starbatty erkenntnisträchtig. Blums Blick auf einen möglichen Wirtschafts- und Währungskrieg zwischen den USA und China findet er erhellend, zumal der Autor keine finalen Urteile fällt. Der Leser profitiert Starbatty zufolge von Blums jahrelanger Erfahrung auf dem Gebiet der Ökonomie und der Verbindung von Wirtschaftshistorie, - theorie und "Militaria".

© Perlentaucher Medien GmbH
"... Der Band bietet eine intensive Betrachtung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen und beleuchtet u. a. die Rolle von Staat und Unternehmen in diesem "Wirtschaftskrieg" ..." (Controller Magazin, Heft 2, März-April 2022)