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Produktdetails
  • Verlag: Beck Juristischer Verlag
  • Seitenzahl: 829
  • Erscheinungstermin: Dezember 2007
  • Deutsch
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 1225g
  • ISBN-13: 9783406566875
  • ISBN-10: 3406566871
  • Artikelnr.: 22923665
Autorenporträt
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser ist Lehrstuhlinhaber für Rechnungswesen und Prüfung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Darüber hinaus ist er Mitglied des Vorstandes der Schmalenbach-Gesellschaft - Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. und Verfasser zahlreicher Schriften zur Bilanzierung, Prüfung und Unternehmensbewertung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2008

Einmal die Welt anhalten
Wirtschaftsprüfer ziehen Bilanz und geben Ausblick

In der Öffentlichkeit sind die Namen verblasst: Balsam, Metallgesellschaft, Enron, Flowtex, Comroad, Worldcom, Parmalat. Um die Jahrtausendwende standen sie für Unternehmen, die in Bilanzskandale verwickelt oder in existenzgefährdende Schieflagen geraten waren. Wirtschaftsprüfer zucken heute noch bei Nennung dieser Namen zusammen. Wurden doch immer wieder auch die Wirtschaftsprüfer nach ihrer Mitschuld an den Skandalen gefragt. Wenn auch noch immer viele Prüfer - und Autoren dieses Buches - der Ansicht sind, dass der Ärger über sie allein auf einer falschen Vorstellung von ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit beruhe, so haben die Skandale doch auch fruchtbar gewirkt.

Prüfer, die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie KPMG, PwC oder Ernst & Young zumal und allen voran das IDW Institut der Wirtschaftsprüfer in Düsseldorf, haben erkannt, dass man seine Arbeit offensiv vertreten und erklären muss. Die Öffentlichkeitsarbeit der Branche ist in den vergangenen Jahren sehr viel besser geworden. Auch das Buch mit seinen durchaus berufskritischen Beiträgen ist ein Beispiel dafür. Nicht jedem Prüfer wird Rudolf Niehus' Eintreten für einen regelmäßigen externen Prüferwechsel gefallen.

Der Prüfung des Jahresabschlusses wird zudem wieder die Aufmerksamkeit zuteil, die ihr angesichts der Bedeutung für das zu prüfende Unternehmen, für die Finanzmärkte und für die breite Öffentlichkeit zukommt. Die Zeiten, in denen eine Prüfung nur als Einstiegsleistung für eine einträglichere Beratungsdienstleistung diente, sollten wieder vorbei sein. Die neuen internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS machen die Prüfung eines Abschlusses komplizierter, aber auch noch bedeutsamer für seine Beurteilung durch Außenstehende. Drittens hat der Gesetzgeber durch eine Fülle neuer Regelungen versucht, die Qualität der Jahresabschlüsse und der Prüfungen zu verbessern.

Selbst Experten fällt es schwer, den Überblick zu behalten über so sperrige Gesetzesergüsse wie das Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz (KapAEG), das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (Kon TraG), das Gesetz zur Sicherung der Qualität der Abschlussprüfung (BilReG), das Gesetz zur Kontrolle von Unternehmensabschlüssen (BilKoG), das Gesetz zur Fortentwicklung der Berufsaufsicht über Abschlussprüfer in der Wirtschaftsprüferordnung (APAG) oder das gerade in der Branche heftig diskutierte und erst im Referentenentwurf vorliegende Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) - um nur einige wenige Gesetze der letzten Jahre zu nennen.

Aber nicht nur gesetzliche Vorschriften stellen die Wirtschaftsprüfer vor neue Herausforderungen. Die für alle Unternehmen mit Aktivitäten an den Kapitalmärkten vorgeschriebene internationale Rechnungslegung IFRS (statt des deutschen HGB) und immer neue Tatbestände - vor allem in der Finanzwelt - sorgen für ständigen Anpassungsbedarf des Wirtschaftsprüferwissens an die sich schnell ändernde Praxis. Es war daher ein guter Gedanke, dass sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte zu ihrem hundertsten Geburtstag in Deutschland eine Bestandsaufnahme ihres Berufsstandes geschenkt hat.

Der Dank an die Autoren gehört für jeden Herausgeber zur Pflicht. Aber in diesem Fall ist es eine Tatsachenbeschreibung, wenn Ballwieser und Grewe den 50 Autoren bescheinigen, "eine hohe zusätzliche Mühe auf sich genommen (zu haben), um unser Bestreben, ein Handbuch zu erstellen, das den Wandel der Wirtschaftsprüfung und die damit verbundenen Aspekte im Bereich von rechnungslegenden Unternehmen, Regulierung und Rechtsprechung verdeutlicht, großzügig zu unterstützen". Das Ziel ist erreicht. Wer sich einen Überblick über den aktuellen Stand in der Wirtschaftsprüfung machen will, findet ihn. Das reicht von der historischen Entwicklung über die aktuelle Regulierung, über neue Strategien, die neue Rechnungslegung IFRS und Entwicklungen im Risikomanagement bis zu Steuerfragen oder Problemen der Beratung.

Wie schwer es ist, in einer sich schnell verändernden Welt einmal innezuhalten und allein den Stand einer Berufsgruppe zu bilanzieren, zeigt sich an den Stellen des Buches, die schon heute, wenige Wochen nach Erscheinen, durch die Praxis überholt sind. Dass Risikomanagement bei Banken einen größeren Stellenwert genieße, weil "sich Risiken im Finanzbereich vergleichsweise einfach identifizieren und bewerten lassen", würde Professor Lutz Johanning von der Otto Beisheim School of Management wohl nicht mehr schreiben. Überhaupt sind die Risikomanagementsysteme der Banken in dem Buch zu gut weggekommen. Die Skandale um die außerbilanziellen Zweckgesellschaften (IKB, Sachsen LB) kamen für die Autoren zu spät. Auch die Beurteilung von Private Equity würde heute etwas anders ausfallen als im Buch dargestellt.

So wie die Nachwuchsrekrutierung schwieriger werden dürfte, so muss sich die Prüferbranche der zunehmenden Bedeutung der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen stellen. Während die meisten Vorstände bei der Rechtfertigung des nicht mehr neuen Themas noch immer ins Stottern kommen, gibt Wolfgang Grewe, neben seiner Funktion als Sprecher der deutschen Deloitte-Geschäftsführung als "Executive Sponsor" verantwortlich für die Corporate-Responsibility-Strategie der internationalen Deloitte-Organisation, einen glänzenden Überblick darüber, warum gesellschaftliche Verantwortung für Unternehmen wichtiger wird, welche Begriffe für welche Inhalte stehen und wie man dieser Verantwortung in der täglichen Unternehmenspraxis gerecht wird. Deloitte hat sich und der Branche mit diesem Buch - trotz der Detailkritik - ein schönes und nützliches Geschenk gemacht.

GEORG GIERSBERG

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