Für Studenten ist der Einstieg in die Wirtschaftswissenschaften oft schwierig, weil auf den ersten Blick kein eindeutiger Untersuchungsgegenstand und keine allgemein akzeptierte Struktur erkennbar ist, anhand derer sich ein Fach wie Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre im Sinne einer Lehre der Ökonomie erschließen lassen könnte. Dieses Buch erhellt den Hintergrund: es beschreibt das System der Wirtschaftswissenschaften - das tatsächlich keine in sich geschlossene Theorie darstellt - als ein Konglomerat verschiedener Ansätze, Theorien und Anschauungen. Die wichtigsten von ihnen werden je einzeln näher erläutert und in ihren jeweiligen Entstehungskontext gestellt. Bewusst hebt sich diese Darstellung von einer chronologischen bzw. rein historischen Rekonstruktion ab. Vielmehr erhält der Leser ein Paradigmen-Schema an die Hand, das ihm hilft, sich im Gestrüpp widersprüchlicher Terminologien und Lehrmeinungen zurecht zu finden, die Grenzen ökonomischer Theorien zu erkennen und kritisch zu beurteilen und zu verstehen, weshalb ökonomische Aussagen manchmal schwer zu deuten sind.
Kurz: Ein Buch, das jeder Erstsemesterstudent der Wirtschaftswissenschaften zum Studieneinstieg lesen sollte.
Der Inhalt
Wirtschaft, Gerechtigkeit und Ethik - Wirtschaft und Religion - Wirtschaften als "richtiges" Handeln: Management - Wirtschaftliche Techniken - Wirtschaft und Staat - Ökonomische Klassik, Neoklassik und Makroökonomie - Die historischen Schulen und die Neue Institutionenökonomie - Wirtschaftswissenschaften und Nachbardisziplinen
Der Autor
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Christian Thielscher, Diplom-Volkswirt, Diplom-Kaufmann und praktischer Arzt, lehrt Allgemeine BWL und Medizinökonomie an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management.
Kurz: Ein Buch, das jeder Erstsemesterstudent der Wirtschaftswissenschaften zum Studieneinstieg lesen sollte.
Der Inhalt
Wirtschaft, Gerechtigkeit und Ethik - Wirtschaft und Religion - Wirtschaften als "richtiges" Handeln: Management - Wirtschaftliche Techniken - Wirtschaft und Staat - Ökonomische Klassik, Neoklassik und Makroökonomie - Die historischen Schulen und die Neue Institutionenökonomie - Wirtschaftswissenschaften und Nachbardisziplinen
Der Autor
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Christian Thielscher, Diplom-Volkswirt, Diplom-Kaufmann und praktischer Arzt, lehrt Allgemeine BWL und Medizinökonomie an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2021BWL, bis der Arzt kommt
Eine Kritik der Wirtschaftswissenschaften
Das Buch ist bisher wenig beachtet worden. Dazu hat beigetragen, dass es einen strengeren Redigator verdient gehabt hätte. Dass der Verlag das Buch dann auch noch als Lehrbuch vor allem für Erstsemester andient, kann nur daran liegen, dass es auch im Verlag kaum gelesen wurde. Darauf weisen auch einige Tippfehler ("Kapitel" statt "Kapital") hin. Dennoch muss man Autor und Verlag danken, dass sie dem Titel nach einigen Jahren noch einmal eine zweite Chance geben. Das Buch ist nämlich sehr originell, was vor allem der Vita des Autors geschuldet ist.
Christian Thielscher (Jahrgang 1964) ist praktischer Arzt, Diplom-Kaufmann und Diplom-Volkswirt. Er arbeitete als Assistenz- und später als Stabsarzt, studierte parallel dazu BWL und VWL und verdiente danach als Unternehmensberater sein Geld, unter anderem für McKinsey. Thielscher leitet heute das Kompetenzcentrum für Medizinoekonomie an der privaten FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Dieser Werdegang sorgt dafür, dass hier jemand von außen auf die Wirtschaftswissenschaften guckt. Thielscher erfindet kein neues System der BWL, aber er stellt unbequeme Fragen an das Fach. Er habe in den Wirtschaftswissenschaften kein geschlossenes Theoriegebäude vorgefunden, nur ein Konglomerat sich häufig sogar widersprechender Ansätze. Er beklagt die "Geschichtsvergessenheit" der BWL und ihre alleinige Ausrichtung an dem klassischen Marktmodell, in dem es weder Macht noch Ungerechtigkeit gibt.
Die Teile über Macht und Gerechtigkeit sind denn wohl auch die stärksten des Buches. Hier trifft er ins Mark der Wirtschaftswissenschaft, die in der Tat Machtfaktoren weitgehend ausblendet, wiewohl sie die tägliche Wirtschaftspraxis beherrschen. Aber auch seine Kritik an der Nutzenoptimierung ("Wenn jeder seinen Nutzen optimiert, hat die Gesellschaft noch lange nichts davon") oder am Paretooptimum ("Man kann Menschen auch paretooptimal verhungern lassen") ist bedenkenswert. Ebenso sein Hinweis, dass bis heute niemand weiß, ob produktionsorientierte Führung besser ist als mitarbeiterorientierte oder ob eine erfolgsabhängige Entlohnung des Managements zu besseren Entscheidungen führt. Der Vorwurf, die Literatur zum Management reiche von ernsten wissenschaftlichen Bemühungen über Kochbuchniveau bis hin zu blankem Unsinn, ist wohlfeil und trifft auf die Medizin genauso zu. Trotz erheblicher Schwächen ist das Buch anregend zu lesen und jedermann zu empfehlen, der sich für Wirtschaftswissenschaften interessiert.
GEORG GIERSBERG
Christian Thielscher: Wirtschaftswissenschaften verstehen. Eine Einführung in ökonomisches Denken. Verlag Springer Gabler, 2. Auflage, Wiesbaden 2020, 210 Seiten, 28 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Kritik der Wirtschaftswissenschaften
Das Buch ist bisher wenig beachtet worden. Dazu hat beigetragen, dass es einen strengeren Redigator verdient gehabt hätte. Dass der Verlag das Buch dann auch noch als Lehrbuch vor allem für Erstsemester andient, kann nur daran liegen, dass es auch im Verlag kaum gelesen wurde. Darauf weisen auch einige Tippfehler ("Kapitel" statt "Kapital") hin. Dennoch muss man Autor und Verlag danken, dass sie dem Titel nach einigen Jahren noch einmal eine zweite Chance geben. Das Buch ist nämlich sehr originell, was vor allem der Vita des Autors geschuldet ist.
Christian Thielscher (Jahrgang 1964) ist praktischer Arzt, Diplom-Kaufmann und Diplom-Volkswirt. Er arbeitete als Assistenz- und später als Stabsarzt, studierte parallel dazu BWL und VWL und verdiente danach als Unternehmensberater sein Geld, unter anderem für McKinsey. Thielscher leitet heute das Kompetenzcentrum für Medizinoekonomie an der privaten FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Dieser Werdegang sorgt dafür, dass hier jemand von außen auf die Wirtschaftswissenschaften guckt. Thielscher erfindet kein neues System der BWL, aber er stellt unbequeme Fragen an das Fach. Er habe in den Wirtschaftswissenschaften kein geschlossenes Theoriegebäude vorgefunden, nur ein Konglomerat sich häufig sogar widersprechender Ansätze. Er beklagt die "Geschichtsvergessenheit" der BWL und ihre alleinige Ausrichtung an dem klassischen Marktmodell, in dem es weder Macht noch Ungerechtigkeit gibt.
Die Teile über Macht und Gerechtigkeit sind denn wohl auch die stärksten des Buches. Hier trifft er ins Mark der Wirtschaftswissenschaft, die in der Tat Machtfaktoren weitgehend ausblendet, wiewohl sie die tägliche Wirtschaftspraxis beherrschen. Aber auch seine Kritik an der Nutzenoptimierung ("Wenn jeder seinen Nutzen optimiert, hat die Gesellschaft noch lange nichts davon") oder am Paretooptimum ("Man kann Menschen auch paretooptimal verhungern lassen") ist bedenkenswert. Ebenso sein Hinweis, dass bis heute niemand weiß, ob produktionsorientierte Führung besser ist als mitarbeiterorientierte oder ob eine erfolgsabhängige Entlohnung des Managements zu besseren Entscheidungen führt. Der Vorwurf, die Literatur zum Management reiche von ernsten wissenschaftlichen Bemühungen über Kochbuchniveau bis hin zu blankem Unsinn, ist wohlfeil und trifft auf die Medizin genauso zu. Trotz erheblicher Schwächen ist das Buch anregend zu lesen und jedermann zu empfehlen, der sich für Wirtschaftswissenschaften interessiert.
GEORG GIERSBERG
Christian Thielscher: Wirtschaftswissenschaften verstehen. Eine Einführung in ökonomisches Denken. Verlag Springer Gabler, 2. Auflage, Wiesbaden 2020, 210 Seiten, 28 Euro.
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"... Kompakte und verständliche Einführung ... Pluspunkte des Buches sind die Kompaktheit der Darstellungen, die zahlreichen Themen der WiWi in ihrem Zusammenhang. ... Ein sehr empfehlenswertes Buch für Studienanfänger, an WiWi Interessierte oder für Leser, die ihr WiWi-Wissen reaktivieren möchten! ..." (Sandra Fuchs, in: Psychologie FoxBlog, sanfuchs1979.wordpress.co, 4. Dezember 2016)