Über längst vergessene, noch gut bekannte Gaststätten, Gesetze und Vorschriften
Ich habe während meiner Ausbildung an der Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe in Schloss Klessheim im alten Grand Café Winkler gearbeitet, als Jugendlicher war ich mehrere Male im Café Centro am
Mississippi-Dampfer und das Bild von der Bar des Hotels Winkler an der Franz-Josef-Straße erinnert mich an meine…mehrÜber längst vergessene, noch gut bekannte Gaststätten, Gesetze und Vorschriften
Ich habe während meiner Ausbildung an der Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe in Schloss Klessheim im alten Grand Café Winkler gearbeitet, als Jugendlicher war ich mehrere Male im Café Centro am Mississippi-Dampfer und das Bild von der Bar des Hotels Winkler an der Franz-Josef-Straße erinnert mich an meine Besuche im Jahr 1981 und 1982 in diesem Hotel, als der österreichische Reiseveranstalter Meridian dort Schulungen für Mitarbeiter der Salzburger Reisebüro veranstaltete. Dies sind nur einige Erinnerungen, die mir beim Blättern und Lesen dieses einzigartigen "Lexikon der Salzburger Gastwirtschaften" gekommen sind.
Freilich kann ich mich nur an die jüngere Vergangenheit vieler Gaststätten erinnern. Umso spannender ist dieses Buch für mich, was die frühere Geschichte anbelangt: wie aus privater oder klösterlicher Gastfreundschaft kommerzielle Herbergen entstanden sind, welche gesetzlichen Bestimmungen Salzburgs Wirte ärgerten, beispielsweise die Gaststättenordnung aus dem Jahr 1595 (56 Wirte wurde durch sie mit 1. Juni 1595 bestätigt) und andere, durchaus spannende Kapitel reihen sich in diesem Buch aneinander. Das herrliche Zunftschild der Brauerei Mödlhamer an der Getreidegasse ziert noch heute ein "M", allerdings das hässliche McDonald's-M. Das Gasthaus zur Goldenen Kugel wurde wiederbelebt - einst befand sich dort eine Brauerei.
"Wirtshausalltag und gastronomische Festkultur" heißt ein Kapitel, das gleich mit dem Beispiel Stieglbräu beginnt. Da wird ein Brandenburgischer Bierbrauersohn, Michael Gapler, erwähnt, der die verwitwete Braumeisterin Maria Risin ehelichte, wie viele "Henner mit Drate Nudeln" bei der Hochzeit des Herrn "Fledwebl Gunth Löm" verzehrt wurden und eine Tanzordnung aus dem Jahr 1794 - viele Geschichten, Dokumente und Bilder beleben dieses wunderbare Buch, das auf über 200 großformatigen Seiten viel lesenswerte Information bietet. Ein eigenes Kapitel widmet sich den Kaffeehäusern in der Stadt Salzburg, ein anderes unter dem Titel "Grill Room, Amis, Café-Espresso" der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Wo das "Est, Est, Est" war, welches das älteste Salzburger China-Restaurant ist, das Zeugnis der Köchin Leopoldine Buchsbaum im Hotel Mirabell, der Mord- und Selbstmordversuch in der Gastwirtschaft des Franziski-Schlössls, vom halben Brathuhn um drei Schilling (Speisekarte des Stieglkellers vom 19. September 1937, vom Café Papageno (heute Zirkelwirt) und und und. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis schließt dieses hervorragend geschriebene und gestaltete Buch ab. Im Bucheinband vorne und hinten gibt es eine alte Stadtkarte der Stadt Salzburg, auf der die Gaststätten aus dem Jahr 1764 eingezeichnet sind: Stockhamerbräu, Freyhammer Brau, Goldenes Einhorn, Täxisches Wirtshaus, Halber Mondschein, Bettelumkehr? Gerhard Ammerer und Harald Waitzbauer klären auf. Dieses Buch gebe ich sicherlich nicht mehr her!