Zur Erweiterung der Europäischen Union um zehn Mitgliedsstaaten im Mai 2004 hat Karl-Markus Gauß zehn Reisereportagen verfasst. Der literarische Kartograph des unbekannten Europa ist von Estland bis nach Malta, von Litauen bis nach Slowenien gereist und hat sich seinen eigenen Weg durch diese Länder gesucht, von denen wir eigentlich nur wenig wissen.Mit melancholischem Witz fängt Gauß in zehn Reisebildern aus den zehn Beitrittsländern ein, was Daten und Statistiken nicht vermitteln können: die widesprüchliche Wirklichkeit des neuen, alten Europa.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Vom österreichischen "Standard" beauftragt hat Karl-Markus Gauß im Frühjahr und Herbst 2004 die neuen EU-Mitgliedstaaten bereist und seine dort geführten "Wirtshausgespräche" in zehn Reportagen aufgezeichnet, informiert Ilma Rakusa. Diese liegen jetzt in Buchform vor, auf knapp 90 Seiten, angereichert mit Fotografien und ergänzt um eine CD, über deren Inhalt die Rezensentin uns jedoch leider nicht aufklärt. Gauß' Berichte von der europäischen Peripherie haben sie jedoch schwer begeistert. Auf sachliche, neutrale, vorurteilsfreie und mitunter "lakonische" Weise gebe er seine Eindrücke wieder und porträtiere unterschiedlichste Menschen: ambitionierte slowakische Studenten ("die Zukunft Europas") ebenso wie "ausgemergelte Desperados, heimatlose Melancholiker oder unbeirrte Tito-Anhänger". Ein im Westen eher unbekanntes Terrain finde sich hier in "'Momentaufnahmen'" abgebildet, welche sowohl Aufbruchstimmung als auch "schmerzliche Widersprüche" durchscheinen ließen, in jedem Fall aber die Neugierde der Rezensentin zu wecken vermochten. Hilfreich findet Rakusa schließlich auch die eingestreuten landeskundlichen und regionalhistorischen Exkurse.
© Perlentaucher Medien GmbH
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