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Der Begriff des 'wischenden Schreibens' meint die Privilegierung einer 'Geste', die für digitale Anwendungen im Hinblick auf die Nutzung und Bedienung entsprechender Medien-Geräte zentral geworden ist. Eine genuin körperlich ausgeführte Bewegung auf deren Oberfläche - realisiert mit den Fingern der menschlichen Hand - macht eine Handhabbarkeit der ersten sowie aller folgender Generationen von Smartphones und Tablet-Computer überhaupt erst möglich. Diese Entwicklung zeitigt zugleich neue Implikationen für Erscheinungen, die mit Momenten von 'Schrift ', 'Schreiben' und dann auch von…mehr

Produktbeschreibung
Der Begriff des 'wischenden Schreibens' meint die Privilegierung einer 'Geste', die für digitale Anwendungen im Hinblick auf die Nutzung und Bedienung entsprechender Medien-Geräte zentral geworden ist. Eine genuin körperlich ausgeführte Bewegung auf deren Oberfläche - realisiert mit den Fingern der menschlichen Hand - macht eine Handhabbarkeit der ersten sowie aller folgender Generationen von Smartphones und Tablet-Computer überhaupt erst möglich. Diese Entwicklung zeitigt zugleich neue Implikationen für Erscheinungen, die mit Momenten von 'Schrift ', 'Schreiben' und dann auch von 'Hand-Schriften' einhergehen. So schreibt weiterhin die Hand, indem sich die Finger bewegen; sie ahmen traditionelle Schreib-Bewegungen (wie sie etwa bei der Benutzung von Schreibmaschinen üblich sind) nach und doch handelt es sich um einen anderen haptisch-körperlichen Akt des Schreibens. Dieser nimmt bekannte medientheoretische Bestimmungen wörtlich und macht damit mit ihnen ernst. Wie sich eine solche diskursive Ernsthaft igkeit behauptet, verortet erstmalig der vorliegende Band, nicht ohne die konkrete Anwendungspraxis in künstlerischer Gestaltung, Kultur- und Medienpraxis aus den Augen zu verlieren. Dabei geht es sowohl um die Verortung 'bewegten Schreibens' im Kontext einer 'postmodernen Epochenschwelle' (Lyotard) als auch um die Fokussierung der Provokationen des Poststrukturalismus auf zentrale theoretische Fluchtlinien. Mithin gefragt werden soll, was sich am Schreiben und dann auch an der Konstitution von Schrift und Text im Kontext zentraler Kulturtechniken ändert. Durch 'Neue' (digitale) Medien werden hier neue Medien-Nutzungs-'Bewegungen' und auch neue industrielle Medien-Produkte hervorgebracht; sie sind Repräsentationen eines kulturellen Wandels einschließlich desjenigen kultureller Praktiken und Produktionen, kultureller Artikulation und Organisation. Der Anlass des Bandes sind die begrifflichen und angewandten Konsequenzen einer Interpretation solcher Bewegungenund Gesten, so wie sie heute fast überall bei der Nutzung und Benutzung von Medien vorgenommen werden, was in besonderer Weise den Diskurs des Digitalen betrifft, der die Folgen von medialen Entwicklungen mit Diagnosen kultureller Artikulation diskutiert und sich für das Veränderungspotential 'neuer' Technologien interessiert. Schreiben heißt, ein Zeichen (marque) produzieren, das eine Art ihrerseits nun produzierende Maschine konstituiert, die durch mein zukünftiges Verschwinden prinzipiell nicht daran gehindert wird, zu funktionieren und sich lesen und nachschreiben zu lassen. Jacques Derrida
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Autorenporträt
Oliver Ruf ist Professor für Ästhetische Theorie, Medienästhetik und Kulturwissenschaften an der Hochschule Furtwangen. Als Gastdozent unterrichtete er u.a. an der Universität der Künste Berlin, der Zürcher Hochschule der Künste und der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Jüngste Buchveröffentlichungen: 'Zur Ästhetik der Provokation' (2012), 'Schreibleben. Essays' (2012).