Essay aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands, Note: 1,7, Universität Leipzig (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Seminar: Das Wissen des Staates , Sprache: Deutsch, Abstract: Liebknecht sah das Wissen als stärkstes politisches Instrument, und das Werkzeug zur Wis-sensvermittlung, die Schule, als "mächtigstes Mittel der Befreiung", aber auch als "mächtigs-tes Mittel der Knechtung - je nach der Natur und dem Zweck des Staats. Im freien Staat ein Mittel der Befreiung, ist die Schule im unfreien Staat ein Mittel der Knechtung. Der moderne Klassenstaat bedingt (...) seinem Wesen nach die Unfreiheit." Er benötigt "gehorsame Unterthanen und Sklavenseelen." Intelligente Sklaven seien hierbei lediglich brauchbarer, "so wird die Schule zur Dressuranstalt statt zur Bildungsanstalt. Statt Menschen zu erziehen, erzieht sie Rekruten, die auf´s Kommando in die Kaserne, diese Menschen-Maschinenfabrik, eilen; Steuerzahler, die sich nicht mucksen, (...) Lohnsklaven des Kapitals (...)" . Der Um-kehrschluss hieraus wäre, dass dies in einer klassenlosen Gesellschaft nicht der Fall wäre. Ist dem wirklich so? Da eine klassenlose Gesellschaft bisher nicht existierte, empfiehlt es sich, als Beobachtungsobjekt einen Staat zu wählen, der zumindest seiner eigenen Auffassung nach auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft die erste Stufe mit "nicht mehr anta-gonistischen, sondern nunmehr verbündeten Klassen und Schichten" erreicht hat und in dem die "Ausbeutung des Menschen durch den Menschen [für immer] beseitigt ist" : die DDR. Dem Zustand des noch nicht erreichten Finalziels Respekt zollend, ließe sich also folgende Fragestellung formulieren: Ist es der DDR als Gesellschaft mit dem Ziel der Klassenlosigkeit gelungen, die Schule als Mittel der Befreiung zu verwirklichen, oder gab es eher verstärkt Tendenzen zur Dressuranstalt, Rekrutenbildung und Erziehung braver Steuerzahler? Dazu soll im Folgenden zunächst ein objektiver Überblick über das DDR-Schulsystem gegeben werden, um anschließend aus der Sicht von Zeitzeugen zu erfragen, wie das System per-sönlich erlebt wurde. So soll versucht werden, die sich zwangsläufig aus Ideologie und Reali-tät ergebende Diskrepanz näher zu beleuchten.
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