Für Hannah Arendt gehörte die kommunikative Macht zu den wichtigsten Elementen der Politik. Lange vor dem Internet war sie von der besonderen Bedeutung der Vernetzung für das politische Handeln überzeugt. Doch löst die Digitalisierung ihr demokratisches Versprechen, allen Menschen gleichermaßen Zugang zu Informationen und eine Stimme zu geben, überhaupt ein? Mit Bezug auf die politische Philosophin Arendt diskutieren die Autorinnen und Autoren des Bandes, welche Chancen das für einen raum- und grenzüberschreitenden Diskurs geradezu prädestinierte Internet, lokal wie global, verspricht und welche Herausforderungen sich für politische Akteurinnen und Akteure von der Kommune bis zum Bundestag stellen. In welcher Intensität und Reichweite erzeugt das Netz - nicht zuletzt dank künstlicher Intelligenz - gemeinsame Öffentlichkeiten und Gegenöffentlichkeiten, in denen Individuen als tatsächlich Freie und Gleiche miteinander kommunizieren? Inwiefern unterstützen soziale Medien diese erstrebenswerten Räume der Gleichheit und Freiheit von Personen und in welcher Hinsicht entstehen wiederum auch in ihnen politische Machtasymmetrien und soziale Ausschlüsse? Oder ist die Idee digitaler Teilhabe und Mitbestimmung vor dem Hintergrund der Dominanz von Algorithmen vielmehr ein Trugschluss? Droht angesichts der Undurchsichtigkeit ökonomischer und rechtlicher Machtverhältnisse in der digitalen Sphäre unter den Bedingungen eines sogenannten Plattformkapitalismus nicht eher ein Rückfall in eine neue selbst verschuldete Unmündigkeit (Immanuel Kant)? Der Sammelband widmet sich aus unterschiedlichen Perspektiven der Auseinandersetzung mit neuen Formen politischer Kommunikation und von Gestaltungsspielräumen im digitalen Zeitalter. Technologische und sozialwissenschaftliche sowie politiktheoretische Zugänge reflektieren die Potenziale der Digitalisierung für eine tragfähige Demokratie des world wide web, ebenso wie mögliche demokratiegefährdende Dynamiken.