Seit geraumer Zeit versteht die Wissenschaftssoziologie die Erzeugung und Verbreitung von Wissen als ein Kontinuum, an dem Experten und Laien gleichermaßen teilhaben, wobei sich die Erforschung dieses Kontinuums vorrangig auf die Wissenschaftspopularisierung des 19. und 20. Jhs. konzentriert.
Indem der Sammelband die Popularisierung auch des nicht-naturwissenschaftlichen Wissens thematisiert, treten Phänomene in den Blick, die mehr sind als eine bloße Vorgeschichte moderner Wissenschaftspopularisierung. Die Beiträge, die unterschiedlichen Disziplinen wie der Geschichtswissenschaft, der Ethnologie oder der Soziologie entstammen, knüpfen an die Popularisierungsforschung der letzten Jahre an, gehen aber substantiell über sie hinaus: Sie fragen nach Strukturen, Motiven und Bedingungen von Popularisierungsprozessen in spezifischen historischen Konstellationen - von der Antike bis zur Gegenwart, wobei erstmals konsequent die Vormoderne berücksichtigt und bewußt die Popularisierung kulturgeschichtlichen, religiösen und identitätsstiftenden Wissens einbezogen werden.
Die besondere Aufmerksamkeit aller Beiträge gilt dabei immer wieder dem grundlegenden Zusammenhang von gesellschaftlichen Krisen und der Nachfrage nach popularisiertem Wissen. Weil sich die Wissenspartizipation gerade in Momenten beschleunigten sozialen Wandels als besonders dringlich erweist, trifft sie wichtige Aussagen über das allgemeinere Verhältnis von Wissenskultur und gesellschaftlichem Wandel.
Mit Beiträgen von Andreas Franzmann, Florentine Fritzen, Nicole-Karen Hansel, Thomas Kailer, Carsten Kretschmann, Henning Pahl, Marcus Pyka, Oliver Ramonat, Michael Schlottner, Peter Scholz, Johanna Schrön, Angela Schwarz, Dagmar Stegmüller, Peter Tauber, Sven Tode und Barbara Wolbring.
Indem der Sammelband die Popularisierung auch des nicht-naturwissenschaftlichen Wissens thematisiert, treten Phänomene in den Blick, die mehr sind als eine bloße Vorgeschichte moderner Wissenschaftspopularisierung. Die Beiträge, die unterschiedlichen Disziplinen wie der Geschichtswissenschaft, der Ethnologie oder der Soziologie entstammen, knüpfen an die Popularisierungsforschung der letzten Jahre an, gehen aber substantiell über sie hinaus: Sie fragen nach Strukturen, Motiven und Bedingungen von Popularisierungsprozessen in spezifischen historischen Konstellationen - von der Antike bis zur Gegenwart, wobei erstmals konsequent die Vormoderne berücksichtigt und bewußt die Popularisierung kulturgeschichtlichen, religiösen und identitätsstiftenden Wissens einbezogen werden.
Die besondere Aufmerksamkeit aller Beiträge gilt dabei immer wieder dem grundlegenden Zusammenhang von gesellschaftlichen Krisen und der Nachfrage nach popularisiertem Wissen. Weil sich die Wissenspartizipation gerade in Momenten beschleunigten sozialen Wandels als besonders dringlich erweist, trifft sie wichtige Aussagen über das allgemeinere Verhältnis von Wissenskultur und gesellschaftlichem Wandel.
Mit Beiträgen von Andreas Franzmann, Florentine Fritzen, Nicole-Karen Hansel, Thomas Kailer, Carsten Kretschmann, Henning Pahl, Marcus Pyka, Oliver Ramonat, Michael Schlottner, Peter Scholz, Johanna Schrön, Angela Schwarz, Dagmar Stegmüller, Peter Tauber, Sven Tode und Barbara Wolbring.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2003Aber bitte ohne Intelligenzrabatt
Eine Bilanz: Popularisierungen in den Geisteswissenschaften
Einer Gesellschaft, die sich selbst, mitunter zu vollmundig, als Wissensgesellschaft begreift, steht der Blick in die Geschichte nicht schlecht an: Wissensgesellschaften gab es zu allen Zeiten. Die ihnen jeweils eigenen Prozesse der Wissensverbreitung und -verbreiterung sind untereinander durchaus vergleichbar, mit dem unschätzbaren, alle Euphorie, aber auch Hysterie relativierenden Gewinn historischen Forschens: der Einsicht, daß die Gegenwart das Rad nicht zum ersten Mal erfindet beziehungsweise erfinden muß.
Mit der Verbreiterung, der Popularisierung von Wissen in historischer Perspektive befaßt sich ein aus dem Frankfurter Sonderforschungsbereich "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" hervorgegangenes Gemeinschaftsunternehmen einer jüngsten Generation von Historikern, Religions- und Kunsthistorikern, Soziologen und Ethnologen. Deren Ziel war es vorderhand, den reduzierten Horizont der bisherigen Popularisierungsforschung zu erweitern. Wissenschaft stellt, wie Herausgeber Carsten Kretschmann einleitend zusammenfaßt, innerhalb dieses Konzepts nur eine jener Wissensquellen dar, deren mehr oder minder reicher Segen sich ins "Volk" ergoß; auch Religion, Philosophie, Literatur, bildende Kunst, Musik und Politik müssen als Lieferanten lebensrelevanter Wissensbestände gelten. Konsequenterweise beschränken sich die Themen des Sammelbandes denn auch nicht darauf, die Weitergabe naturwissenschaftlich-technischen Wissens von "oben" nach "unten" seit der technischen Revolution des neunzehnten Jahrhunderts zu untersuchen.
Die Wissenskultur der Moderne insgesamt spielt in dem Band nur eine Rolle unter anderen. Von der Antike (Popularisierung philosophischen Wissens im Hellenismus) bewegen sich die neunzehn Beiträge über Mittelalter und Frühe Neuzeit bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (Wissenspopularisierung in der Reformbewegung der fünfziger Jahre) und in die unmittelbare Gegenwart (Popularisierung indigener Artikulation: Contemporary Native American Music). Entsprechend breit fällt das Spektrum der betrachteten Popularisierungsmedien (neben der Musik besonders das Bild: etwa katechetische Wandmalereien in spätmittelalterlichen Kirchen, Holzschnitte) und -methoden aus (Häresiographien, Bibelkommentare, universalhistorische Kompilationen, Ausstellungen, Museen).
Popularisierung, lautet eines der wichtigen Ergebnisse des Bandes, ist kein einseitig gerichteter Prozeß der Diffusion, in dem wenige "Wissende" viele "Unwissende" belehren. Das Modell wechselseitiger Kommunikation, innerhalb derer sich auch das Objekt der Popularisierung, das Wissen selbst, verändert, scheint den Kern dieses Prozesses besser zu treffen. Freilich kann derartig verbreitertes Wissen auch gefährliches Eigenleben, eigene "Wahrheit" erzeugen - ein Vorgang, den einer der Beiträge anhand der Bedingungen der Wissenspopularisierung in der Berichterstattung über den psychopathischen Mörder Haarmann aufzeigt.
Welche Rolle spielt überhaupt das Kriterium der "Wahrheit" in Popularisierungsvorgängen? Einige Beiträge legen den Schluß nahe, daß Wahrheit, besonders die Wahrheit der Fakten in historischen Wissensbeständen, im Zuge der Verbreiterung nur zu leicht geopfert wird, gerade dort, wo ideologische Ziele oder politische Interessen mit der Popularisierung verbunden sind. Dieser Aspekt hätte, wie auch derjenige der Trivialisierung von Wissen in Popularisierungsprozessen (klar angesprochen in der Studie über die Popularisierung des Bismarckbildes durch Christian Wilhelm Allers), durchaus noch vertieft werden können.
Inwieweit der vom Herausgeber und von vielen Beiträgern vertretene Popularisierungsbegriff nicht zu optimistisch ist, bliebe sicherlich zu diskutieren. Zu groß und zu schmerzlich, um solchen Optimismus uneingeschränkt zu rechtfertigen, erscheinen die Verluste unendlich vieler Popularisierungsprozesse, sei es auf naturwissenschaftlichem, religiösem oder historischem Gebiet. Was könnte, um nur ein Beispiel aus jüngster Zeit zu nennen, eine Analyse der massenmedialen "Verbreiterung" des Wissens über das Dritte Reich zu einer systematischen Geschichte der Wissenspopularisierung beitragen? Kennt - im Gegensatz zur gegenläufigen Versicherung des Herausgebers - Popularisierung vielleicht doch Intelligenzrabatt?
Indizien, diese Frage mit dem nötigen Augenmaß zu beantworten, liefert der Komplex "Popularisierung und Krise", dem sich mehrere Beiträge zuwenden. Offenbar sind Popularisierungsprozesse immer auch Folgen politischer und gesellschaftlicher Krisen, in denen besonders ausgeprägte Orientierungsbedürfnisse die vorhandenen Wissensschätze gierig auszubeuten bereit sind oder neue Wissensschätze zu erschließen suchen. Analog wächst mit solchen Bedürfnissen das Angebot gerade an identitätsstiftendem popularisiertem Wissen. Die Beispiele aus der Mainzer Republik von 1792/93 (Georg Forsters Revolutionspropaganda) sowie aus der deutschen und französischen Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts (Louis-Philippes historisches Museum in Versailles, Germanisches Nationalmuseum) geben reichlich Stoff, das Für und Wider von Popularisierungsschüben in Sinnvakuen zu erwägen.
Noch viel bedrückendere Exempel als der Honoratiorenpatriotismus des Nationalmuseums wären denk- und darstellbar gewesen, etwa die rabulistische Instrumentalisierung der deutschen Geschichte gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, um einen vermeintlich identitätsstiftenden deutschen Nationalismus, auch durch Popularisierung, zu begründen. Um schließlich auf die gegenwärtige "Wissensgesellschaft" zurückzukommen, der dieser Sammelband viel zu sagen hat: Ist deren Kehrseite nicht ebenfalls eine Gesellschaft in tiefer Krise, und wäre, im Lichte der Historie, aus der Dichotomie zwischen Popularisierung und Krise nicht die Forderung abzuleiten, mit dem angebotenen popularisierten (Halb)Wissen gehörig skeptisch umzugehen, weil ein im Moment des aktuellen Bedürfnisses schnell erkauftes "Orientierungswissen" nötiger kritischer Prüfung bei kühlem Kopf möglicherweise nicht standhält?
Der Sammelband aus dem Frankfurter Sonderforschungsbereich gibt der Popularisierungsforschung zahlreiche Anstöße; er versucht erfolgreich, bisherige Denkpfade zu verlassen, bevor sie ganz und gar ausgetreten sind. Diese Haltung hinterläßt naturgemäß viele Fragen, die in systematischen und empirischen Untersuchungen - breiteren auch als den im Sammelband vielfach sehr speziellen Themenstellungen - zu untersuchen bleiben. Für beides jedenfalls, für Anstöße wie Fragen, ist den Autorinnen und Autoren zu danken. Schade, daß Herausgeber und Verlag auf den Dienst am Leser verzichteten, die Mitarbeiter mit einigen wenigen biographischen Angaben vorzustellen.
THOMAS BRECHENMACHER
Carsten Kretschmann (Hrsg.): "Wissenspopularisierung". Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Akademie Verlag, Berlin 2003. 410 S., geb., 49,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Bilanz: Popularisierungen in den Geisteswissenschaften
Einer Gesellschaft, die sich selbst, mitunter zu vollmundig, als Wissensgesellschaft begreift, steht der Blick in die Geschichte nicht schlecht an: Wissensgesellschaften gab es zu allen Zeiten. Die ihnen jeweils eigenen Prozesse der Wissensverbreitung und -verbreiterung sind untereinander durchaus vergleichbar, mit dem unschätzbaren, alle Euphorie, aber auch Hysterie relativierenden Gewinn historischen Forschens: der Einsicht, daß die Gegenwart das Rad nicht zum ersten Mal erfindet beziehungsweise erfinden muß.
Mit der Verbreiterung, der Popularisierung von Wissen in historischer Perspektive befaßt sich ein aus dem Frankfurter Sonderforschungsbereich "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" hervorgegangenes Gemeinschaftsunternehmen einer jüngsten Generation von Historikern, Religions- und Kunsthistorikern, Soziologen und Ethnologen. Deren Ziel war es vorderhand, den reduzierten Horizont der bisherigen Popularisierungsforschung zu erweitern. Wissenschaft stellt, wie Herausgeber Carsten Kretschmann einleitend zusammenfaßt, innerhalb dieses Konzepts nur eine jener Wissensquellen dar, deren mehr oder minder reicher Segen sich ins "Volk" ergoß; auch Religion, Philosophie, Literatur, bildende Kunst, Musik und Politik müssen als Lieferanten lebensrelevanter Wissensbestände gelten. Konsequenterweise beschränken sich die Themen des Sammelbandes denn auch nicht darauf, die Weitergabe naturwissenschaftlich-technischen Wissens von "oben" nach "unten" seit der technischen Revolution des neunzehnten Jahrhunderts zu untersuchen.
Die Wissenskultur der Moderne insgesamt spielt in dem Band nur eine Rolle unter anderen. Von der Antike (Popularisierung philosophischen Wissens im Hellenismus) bewegen sich die neunzehn Beiträge über Mittelalter und Frühe Neuzeit bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (Wissenspopularisierung in der Reformbewegung der fünfziger Jahre) und in die unmittelbare Gegenwart (Popularisierung indigener Artikulation: Contemporary Native American Music). Entsprechend breit fällt das Spektrum der betrachteten Popularisierungsmedien (neben der Musik besonders das Bild: etwa katechetische Wandmalereien in spätmittelalterlichen Kirchen, Holzschnitte) und -methoden aus (Häresiographien, Bibelkommentare, universalhistorische Kompilationen, Ausstellungen, Museen).
Popularisierung, lautet eines der wichtigen Ergebnisse des Bandes, ist kein einseitig gerichteter Prozeß der Diffusion, in dem wenige "Wissende" viele "Unwissende" belehren. Das Modell wechselseitiger Kommunikation, innerhalb derer sich auch das Objekt der Popularisierung, das Wissen selbst, verändert, scheint den Kern dieses Prozesses besser zu treffen. Freilich kann derartig verbreitertes Wissen auch gefährliches Eigenleben, eigene "Wahrheit" erzeugen - ein Vorgang, den einer der Beiträge anhand der Bedingungen der Wissenspopularisierung in der Berichterstattung über den psychopathischen Mörder Haarmann aufzeigt.
Welche Rolle spielt überhaupt das Kriterium der "Wahrheit" in Popularisierungsvorgängen? Einige Beiträge legen den Schluß nahe, daß Wahrheit, besonders die Wahrheit der Fakten in historischen Wissensbeständen, im Zuge der Verbreiterung nur zu leicht geopfert wird, gerade dort, wo ideologische Ziele oder politische Interessen mit der Popularisierung verbunden sind. Dieser Aspekt hätte, wie auch derjenige der Trivialisierung von Wissen in Popularisierungsprozessen (klar angesprochen in der Studie über die Popularisierung des Bismarckbildes durch Christian Wilhelm Allers), durchaus noch vertieft werden können.
Inwieweit der vom Herausgeber und von vielen Beiträgern vertretene Popularisierungsbegriff nicht zu optimistisch ist, bliebe sicherlich zu diskutieren. Zu groß und zu schmerzlich, um solchen Optimismus uneingeschränkt zu rechtfertigen, erscheinen die Verluste unendlich vieler Popularisierungsprozesse, sei es auf naturwissenschaftlichem, religiösem oder historischem Gebiet. Was könnte, um nur ein Beispiel aus jüngster Zeit zu nennen, eine Analyse der massenmedialen "Verbreiterung" des Wissens über das Dritte Reich zu einer systematischen Geschichte der Wissenspopularisierung beitragen? Kennt - im Gegensatz zur gegenläufigen Versicherung des Herausgebers - Popularisierung vielleicht doch Intelligenzrabatt?
Indizien, diese Frage mit dem nötigen Augenmaß zu beantworten, liefert der Komplex "Popularisierung und Krise", dem sich mehrere Beiträge zuwenden. Offenbar sind Popularisierungsprozesse immer auch Folgen politischer und gesellschaftlicher Krisen, in denen besonders ausgeprägte Orientierungsbedürfnisse die vorhandenen Wissensschätze gierig auszubeuten bereit sind oder neue Wissensschätze zu erschließen suchen. Analog wächst mit solchen Bedürfnissen das Angebot gerade an identitätsstiftendem popularisiertem Wissen. Die Beispiele aus der Mainzer Republik von 1792/93 (Georg Forsters Revolutionspropaganda) sowie aus der deutschen und französischen Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts (Louis-Philippes historisches Museum in Versailles, Germanisches Nationalmuseum) geben reichlich Stoff, das Für und Wider von Popularisierungsschüben in Sinnvakuen zu erwägen.
Noch viel bedrückendere Exempel als der Honoratiorenpatriotismus des Nationalmuseums wären denk- und darstellbar gewesen, etwa die rabulistische Instrumentalisierung der deutschen Geschichte gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, um einen vermeintlich identitätsstiftenden deutschen Nationalismus, auch durch Popularisierung, zu begründen. Um schließlich auf die gegenwärtige "Wissensgesellschaft" zurückzukommen, der dieser Sammelband viel zu sagen hat: Ist deren Kehrseite nicht ebenfalls eine Gesellschaft in tiefer Krise, und wäre, im Lichte der Historie, aus der Dichotomie zwischen Popularisierung und Krise nicht die Forderung abzuleiten, mit dem angebotenen popularisierten (Halb)Wissen gehörig skeptisch umzugehen, weil ein im Moment des aktuellen Bedürfnisses schnell erkauftes "Orientierungswissen" nötiger kritischer Prüfung bei kühlem Kopf möglicherweise nicht standhält?
Der Sammelband aus dem Frankfurter Sonderforschungsbereich gibt der Popularisierungsforschung zahlreiche Anstöße; er versucht erfolgreich, bisherige Denkpfade zu verlassen, bevor sie ganz und gar ausgetreten sind. Diese Haltung hinterläßt naturgemäß viele Fragen, die in systematischen und empirischen Untersuchungen - breiteren auch als den im Sammelband vielfach sehr speziellen Themenstellungen - zu untersuchen bleiben. Für beides jedenfalls, für Anstöße wie Fragen, ist den Autorinnen und Autoren zu danken. Schade, daß Herausgeber und Verlag auf den Dienst am Leser verzichteten, die Mitarbeiter mit einigen wenigen biographischen Angaben vorzustellen.
THOMAS BRECHENMACHER
Carsten Kretschmann (Hrsg.): "Wissenspopularisierung". Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Akademie Verlag, Berlin 2003. 410 S., geb., 49,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wissensgesellschaften sind keine Erfindung der Neuzeit, betont Thomas Brechenmacher zu Beginn seiner Besprechung des Sammelbandes "Wissenspopularisierung", betreut vom Frankfurter Sonderforschungsbereich "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel". Hier treffen Historiker, Soziologen, Ethnologen, Kunst- und Religionsgeschichtler zusammen, deren Ziel es ist, erläutert Brechenmacher, den verengten Horizont der bisherigen Popularisierungsforschung zu erweitern. Es gehe dabei schon längst nicht mehr um die Weitergabe rein technisch-naturwissenschaftlichen Wissens, sondern auch um die Überlieferung durch Musik, bildende Kunst, Philosophie, Religion etc. Eine der Hauptthesen des Buches laute, fasst der Rezensent zusammen, dass die Wissenspopularisierung kein einseitiger Prozess von oben nach unten, von wenigen an viele ist, sondern ein Modell wechselseitiger Kommunikation beschreibe, innerhalb dessen sich auch das Wissen selbst verändere. Eventuell sei dieser Popularisierungsbegriff zu optimistisch, kritisiert Brechenmacher, zeigt sich aber ansonsten sehr beeindruckt von den Ergebnissen dieses Sammelbandes, der erfolgreich angetreten sei, bisherige Denkpfade zu verlassen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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