Die Deutsche Bibliothek war Produkt des Kalten Krieges, Kulturspeicher mit mühseliger Erfolgsgeschichte und westdeutsches Gedächtnislabor nach dem NS.Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges und mit Blick auf die absehbare deutsche Teilung mit US-amerikanischer Schützenhilfe gegründet, konnte die Deutsche Bibliothek in Frankfurt a. M. kein unpolitischer Ort sein. Schon gar nicht, wenn sie sich auf die Fahnen schrieb, das gesamte Schrifttum in Deutschland zu sammeln. Die Auseinandersetzung mit der Leipziger Bücherei, die den gleichen Anspruch vom Osten her erhob, wurde zur zweiten Frankfurter Natur. Zugleich lernte die Deutsche Bibliothek in den 1950er Jahren, Rhetoriken des Kalten Kriegs einzusetzen, um von Skeptikern und der Bonner Politik anerkannt zu werden. Am ehesten kam sie in den 1960er Jahren mit der Emigrantenbibliothek (heute Exilarchiv) in der westdeutschen Demokratie an. Denn sie beteiligte und diskutierte das lange verdrängte Exil als Teil des zentralen Kulturspeichers. Planungspolitik und Technisierung machten die Bibliothek in den 1970er und 80er Jahren zu einer international wahrgenommenen Kulturinstanz. Die Wiedervereinigung 1990 kam unerwartet und mündete 2006 in der Verschmelzung mit der Deutschen Bücherei in Leipzig. Helke Rausch hat eine längst überfällige politische Zeitgeschichte der Deutschen Bibliothek geschrieben.
»eine ebenso gründliche wie anregende Studie« (Ludger Syre_, Informationsmittel für Bibliotheken/IfB, 2024) »Die Arbeit (...) bereichert (...) das Wissen um die Geschichte der Deutschen Nationalbibliothek und um die Entwicklung von Informationsinfrastrukturen in der Bundesrepublik während der deutschen Teilung erheblich.« (Caroline Jessen, H-Soz-Kult, 22.03.2024) »(Der) Band (enthält) interessante Einblicke vor allem in die Kulturpolitik der Bundesrepublik und lässt hoffen, dass sich die Verbindung von zeit- und bibliotheksgeschichtlicher Forschung auch bei weiteren Themen als fruchtbar erweist.« (Stefan Cramme, Erziehungswissenschaftliche Revue 23, Juli 2024) »ein Werk von reichem Gehalt (...). Der Gewinn des Buches besteht in der Einbettung der Deutschen Bibliothek in die zeithistorischen Zusammenhänge.« (Michael Knoche, Arbitrium 42, 2024) »(Eine) bisweilen aus unkonventionellem Blickwinkel erfrischend geschriebene, (...) gut lesbare und stets fundierte Studie« (Sven Kuttner, Archiv für Sozialgeschichte 65, 2025)