Der Identitätsbegriff erfährt heute in verschiedenen Disziplinen eine kritische Bearbeitung. Seine Unschärfe und die problematische Tendenz durch eine definierte Vorstellung von Identität zu essentialisieren, führen einerseits dazu, dass die Verwendung des Begriffs bewusst vermieden wird. Andererseits bildet der Rückgriff auf Konzepte von Identität und Identitätsbildung insbesondere für marginalisierte Communities einen wichtigen Bezugsrahmen, um für das Recht auf eigene Geschichts-, Erinnerungs- und Erbedefinitionen einzustehen. Der sechste Band der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs "Identität und Erbe" versteht den Identitätsbegriff daher als Projektionsfläche, mit deren Hilfe sich Gruppen und Communities konstituieren und in Bezugnahme auf räumliches wie materielles Kulturerbe Gemeinsamkeiten imaginieren. Für die Frage, wie Identität in sozialen, politischen und damit auch in physischen Räumen angeeignet, ausgehandelt oder behauptet wird, ist die Konstruktion und Definition von Kulturerbe von entscheidender Bedeutung. Die Beiträge des Bandes setzen sich kritisch mit Identitätskonstruktionen auseinander und greifen aktuelle und gesellschaftspolitische Aushandlungsdiskurse um Erbe und Raum aus Sicht verschiedener Disziplinen auf.Mit Beiträgen von Kirsten Angermann, Franka Fetzer, Ulrike Kuch, Jae-Young E. Lee, Ana Maria Rodriguez Bisbicus, Solmaz Yadollahi, Gilad Baram, Bnaya Halperin-Kaddari, Galit Noga-Banai, Leon Biela, Gabriela Iracema Randig, Nushin Atmaca, Susanne Boersma, Erica de Abreu Malchow, Dhara Patel, Nina Gribling, Silke Langenberg, Adrian Daub, Philipp Krüpe und Halil Emre Ucar.