Die Autorin unternimmt den Versuch die Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins begrifflich zu fassen und diese in der Erzählung Franz Kafkas "Beim Bau der chinesischen Mauer" analysierend und interpretierend darzustellen. Das Merkmal der Sprache, das nach Wittgenstein in der Identität von Bedeutungen besteht, welche auf die intersubjektive Geltung von Regeln zurückzuführen sind, lässt sich in dieser Arbeit für eine Analyse der sozialen Verhältnisse der chinesischen Welt und zwar nach dem logischen Atomismus der Abbildtheorie sowie nach der pragmatischen Sprachspieltheorie des Philosophen als geeignet bezeichnen. Ferner wird diskutiert, inwiefern der von Wittgenstein wiederholt hervorgehobene Zusammenhang von Sprache und Lebensform sowohl auf subjektiver als auch auf sozialer Ebene zu der Wahrheit und zu der Erkenntnis führen kann. In der von Kafka erzählten Gesellschaftsform erweist sich die Macht der Sprache - in der Form des kaiserlichen Befehls und der mythenhaften Legende - als eine unüberwindliche und unabänderliche Dynamik.