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"Schon immer faszinierten mich die dunklen Schlafzimmer mit den schweren Ehebetten aus Eichenholz, die Wohnstuben, die nie benutzt wurden (höchstens wenn mal auswärtiger Besuch kam), und die Küchen, die immer blitzblank und aufgeräumt sein mussten. Sinnbilder einer deutschen Kindheit. Spiegel der Kriegsgeneration, die es bald nicht mehr geben wird. Mehrere Jahre habe ich über dreißig Witwen besucht und in deren Wohnungen fotografiert. In meiner Geburtsstadt Viernheim in Südhessen, in Berlin, Hamburg, im Ruhrpott und in Norwegen. Ich arbeitete mit einer Mittelformatkamera, eine umständliche…mehr

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Produktbeschreibung
"Schon immer faszinierten mich die dunklen Schlafzimmer mit den schweren Ehebetten aus Eichenholz, die Wohnstuben, die nie benutzt wurden (höchstens wenn mal auswärtiger Besuch kam), und die Küchen, die immer blitzblank und aufgeräumt sein
mussten. Sinnbilder einer deutschen Kindheit. Spiegel der Kriegsgeneration, die es bald nicht mehr geben wird. Mehrere Jahre habe ich über dreißig Witwen besucht und in deren Wohnungen fotografiert. In meiner Geburtsstadt Viernheim in Südhessen, in Berlin, Hamburg, im Ruhrpott und in Norwegen. Ich arbeitete mit einer Mittelformatkamera, eine umständliche Technik, die mir Zeit gewährte und viel Geduld verlangte.
Ich wollte nicht die Gesichter der Frauen ablichten, sondern in ihren Wohnungen, ihre innere Verfasstheit aufspüren. Metaphern finden für ihre Trauer und Melancholie, die Schwermut und Verschlossenheit. Eine schwierige Aufgabe, denn für diese Frauen ist das Zuhause nichts, was man zeigt und ausstellt. Privatheit ist ihnen heilig. Mich hat diese
Hürde gereizt. Genau das ist das Wesentliche in meiner Fotografie. Zugang und Einblicke zu erhalten. Verborgene Geschichten mit Bildern erzählen." (Claudia Reinhardt, April 2020)

Mit einem literarischen Text von Tomas Espedal.
Autorenporträt
Reinhardt, Claudia
Claudia Reinhardt ( 1964 in Viernheim/Südhessen) lebt und arbeitet als Fotografin und Künstlerin in Berlin. Ihre Studium hat sie an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg absolviert. Von 2000-2012 lehrte sie als Professorin im Fachbereich Fotografie an der National Art Academy in Bergen, Norwegen. Bekannt wurde Reinhardt u.a. durch ihr fotografisches Werk Killing Me Softly - Todesarten (2004), einer Serie von Fotografien, die sich mit Künstlerinnen beschäftigt, die sich selbst töteten: Diane Arbus, Ingeborg Bachmann, Karin Boye, Adelheid Duvanel, Clara Immerwahr, Sarah Kane, Pierre Molinier, Sylvia Plath, Anne Sexton und Unica Zürn. Die Suizide werden von Reinhardt mit ihr als Model inszeniert. In ihrem Text-Bild-Buch No Place Like Home (2005) geht es um die eigene Kindheit, um die Bedeutung von Herkunft und sozialer Klasse. Diese Arbeit wurde auch als zwölf minütiges Video umgesetzt. In der Videoarbeit Liebesmüh' (2010) reinszeniert Reinhardt fiktionale, durch männliche Autoren bekannt gewordene Frauenfiguren. Nora von Henrik Ibsen, Nana von Èmile Zola, Effi Briest von Theodore Fontane, Anna Karenina von Leo Tolstoi und Madame Bovary von Gustave Flaubert werden neu interpretiert und in einen zeitgenössischen Kontext versetzt. 2011 folgt die Installation Marion, eine Videoarbeit über Marion Hoffmann, die 35 Jahre als Double von Marilyn Monroe agierte. Die Fotoserie Tomb of Love - Grabkammer der Liebe setzt sich noch einmal mit dem Thema Freitod auseinander und zeigt Paare, die sich gemeinsam töteten. Mehrere, der von Reinhardt in einer Art Reenactment dargestellten Familien, haben sich wegen der Bedrohung durch die Nationalsozialisten das Leben genommen. Die Zerstörung seiner "geistigen Heimat Europa" waren für Stefan Zweig und seine Frau Lotte, Grund ihres gemeinsamen Suizids. Mit Michael und Monika Stahl rückt Reinhardt zwei "Opfer der Hartz-IV-Gesetze" in den Fokus, die sich 2005 das Leben nahmen, weil sie ihren sozialen Abst

ieg nicht ertragen konnten. Reinhardts Arbeiten werden national und international ausgestellt und sind in den Sammlungen F.C. Gundlach, Hamburg und Gabi und Wilhelm Schürmann, Aachen, vertreten.