Der Aufgabe, die Revolution gegen das Kapital zu einem siegreichen Ende zu führen, hat Lenin sein Leben gewidmet. Dafür hat er Entbehrungen, Verfolgung und Exil auf sich genommen. Dass der erste Anlauf 1905 scheiterte, warf ihn nicht aus der Bahn. Als sich die Massen im Frühjahr 1917 erneut erhoben und den Zaren stürzten, sah er sich endlich am Ziel. Mit einigen Getreuen wählte er den kürzesten Weg zurück. Da dieser durch das Land des Kriegsgegners führte, wurde er des Verrats bezichtigt. In Petrograd eingetroffen, unternahm er selbst- und rücksichtslos alles, um die Revolution voranzubringen. Am Ende sollte sich diese Revolution als eine Revolution gegen »Das Kapital« erweisen. Das von Lenin begründete und von seinen Nachfolgern ausgebaute Regime wurde und wird von Freund und Feind oft mit seinen Absichten identifiziert, während in Wirklichkeit zwischen dem, was er schaffen wollte, und dem, was er tatsächlich schuf, ein unüberbrückbarer Abgrund bestand.Wladislaw Hedeler, geb. 1953, ist Historiker, Übersetzer und Publizist. In der Reihe »Biografische Miniaturen« erschienen von ihm »Josef Stalin oder: Revolution als Verbrechen« (2023) und »Julius Martow oder: Für die Diktatur der Demokratie« (2023).