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Innerhalb von drei Jahren gelang Putin, dem relativ unbekannten Juristen und KGB-Mann, der Sprung vom stellvertretenden Bürgermeister von St.Petersburg an die Spitze des größten Landes der Erde. Einer der besten Kenner der sowjetischen und russischen Verhältnisse hat dem neuen Präsidenten nachgespürt, der als Angehöriger des sowjetischen Geheimdienstes 15 Jahre in Deutschland verbrachte. Welche Politik ist von ihm zu erwarten - für Russland und auch für den Westen? 'Es geht darum, dem Zerfall Russlands ein Ende zu setzen', sagt Putin, 'der Eiserne'.'Ein kluger, begabter Mann'Michail Gorbatschow…mehr

Produktbeschreibung
Innerhalb von drei Jahren gelang Putin, dem relativ unbekannten Juristen und KGB-Mann, der Sprung vom stellvertretenden Bürgermeister von St.Petersburg an die Spitze des größten Landes der Erde. Einer der besten Kenner der sowjetischen und russischen Verhältnisse hat dem neuen Präsidenten nachgespürt, der als Angehöriger des sowjetischen Geheimdienstes 15 Jahre in Deutschland verbrachte. Welche Politik ist von ihm zu erwarten - für Russland und auch für den Westen? 'Es geht darum, dem Zerfall Russlands ein Ende zu setzen', sagt Putin, 'der Eiserne'.'Ein kluger, begabter Mann'Michail Gorbatschow
Autorenporträt
Wolfgang Seiffert, Jahrgang 1926, war bis 1978 Professor für Internationales Wirtschaftsrecht und Völkerrecht in Ost-Berlin und Berater von Honecker. Dann siedelte er in die Bundesrepublik über und arbeitete bis 1994 am Institut für Osteuropäisches Recht der Universität Kiel. Seit seiner Emeritierung lehrt er in Moskau Russisches und Europäisches Recht.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit einer kurzen Einführung über die Hoffnungen, die an Wladimir Putins Amtsübernahme geknüpft waren, beginnt Werner Adam eine Besprechung von zwei deutschen Putin-Biographien.
1) Wolfgang Seiffert: "Wladimir W. Putin"
Wolfgang Seifferts Buch kommt in Adams Beurteilung schlecht weg. Es lobe Putin in einer Weise in den Himmel, "die an Personenkult sowjetischen Angedenkens" erinnere. Bei seiner Putin-Lobpreisung würde Seiffert durch keinerlei Tatsachen aus dem Konzept gebracht, von denen Adam dann natürlich ein paar Kostproben zu bieten hat. Außerdem verharmlose Seiffert die Rolle des KGB, Putins früherem Arbeitgeber. Deswegen ist der Rezensent schon ziemlich früh gedrängt, das Buch veärgert aus der Hand zu legen. Aber daran scheint dann doch noch die ein oder andere Putin-kritische Bemerkung Seifferts gehindert zu haben.
2) Alexander Rahr: "Wladimir Putin. Der Deutsche im Kreml"
Bei der Lektüre von Rahrs Buch hat Konrad Adam dann aufgeatmet und stößt sich auch nicht daran, "dass dieser Autor beim Leser ein gehöriges Maß an Detailkenntnis" voraussetzt. Putins Werdegang findet er in diesem Buch "mit all seinen teils einleuchtenden, teils widersprüchlichen Begleiterscheinungen" kenntniss- und erlebnissreich nachgezeichnet. Aber weil auch Rahr nicht umhin kann, gelegentlich Löbliches an Putin hervorzuheben, muss unser Rezensent gleich Einspruch erheben. "Aufgesetzt" findet er die Feststellung, dass an Putin schon in den frühen 90er Jahren "exzellente Managerarbeit" aufgefallen sei. Auch Rahrs Einschätzung, Boris Jelzin sei in den letzten Jahren seines Amtes nicht mehr ganz zurechnungsfähig gewesen, teilt Adam nicht. Auf Unverständnis des Rezensenten stößt schließlich "die wenig verständliche Schreibweise mancher russischer Namen": Elzin statt Jelzin, Ewtuschenkow statt Jewtuschekow usw.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2000

Put heißt der Weg, Putin der Kremlherr
Biographisches: Lobpreisungen von Wolfgang Seiffert und Detailkenntnisse von Alexander Rahr

Wolfgang Seiffert: Wladimir W. Putin. Wiedergeburt einer Weltmacht? Langen Müller Verlag, München 2000. 190 Seiten, 39,90 Mark.

Alexander Rahr: Wladimir Putin. Der "Deutsche im Kreml". Universitas Verlag, München 2000. 269 Seiten, 39,90 Mark.

Vielen seiner Landsleute gibt der russische Präsident Putin weiterhin Rätsel auf. Sie haben ihn gewählt, weil er vor allem mit seiner Kriegführung gegen das Kaukasusvolk der Tschetschenen den Eindruck zu vermitteln verstand, unter seiner Präsidentschaft werde es Schluß sein mit der vermeintlichen Demütigung einer großen Nation, werde es ein Ende haben mit der Smuta, den Zeiten der Wirren im Kernland der untergegangenen Sowjetunion. Inzwischen fragen sich nicht wenige Russen, was es mit der von Putin gepredigten "Diktatur des Gesetzes" denn nun eigentlich auf sich habe. Können sie auf bessere Lebensverhältnisse und Rechtsstaatlichkeit hoffen, oder haben sie mit einer Art von Pinochet-Regime zu rechnen? Ein solches Regime wird Putin von so manchem seiner Berater und ehemaligen Kollegen aus gemeinsamen KGB-Zeiten nahegelegt: freie wirtschaftliche Entfaltung bei politisch strengem Zentralismus.

Wie es scheint, ist der neue Kremlherr zunächst einmal vornehmlich auf Machtkonzentration zu Lasten der Provinzfürsten und damit zugleich des bisherigen Grundmusters der Rußländischen Föderation bedacht. Putin, der es mehr mit einer "Informationsordnung" als mit der Pressefreiheit hält, ist ferner dabei, außen- und wirtschaftspolitisch den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun: Rußland international wieder die Geltung einer Weltmacht zu verschaffen, ohne daß die ökonomische Basis des Landes einen solchen Anspruch auch nur im entferntesten rechtfertigte. Oder?

Zwei deutsche Autoren, die sich als Biographen an einem Mann versuchen, dem eine angesehene russische Zeitung, als er im August letzten Jahres vom Geheimdienstchef zum Ministerpräsidenten avancierte, die Ausstrahlungskraft eines "getrockneten Haifisches" bescheinigte, sind da etwas anderer Meinung. Wolfgang Seiffert, der bis 1978 als Professor für Internationales Wirtschaftsrecht und Völkerrecht in Ost-Berlin wirkte, anschließend bis 1994 an der Universität Kiel tätig war und seit seiner Emeritierung Russisches und Europäisches Recht in Moskau lehrt, glaubt zu wissen, Putin sei schon als Jurastudent im damaligen Leningrad besonders von der Schlußakte von Helsinki zutiefst beeindruckt gewesen. Daß ihm nach eigenem Bekunden in den siebziger Jahren weitaus mehr an geheimdienstlicher Tätigkeit als an der Verfechtung von Menschenrechten gelegen war, bringt Seiffert in seiner Lobpreisung auf Putin keineswegs aus dem Konzept. Er verharmlost das KGB und vergleicht es allen Ernstes mit dem "strukturellen Aufbau des Jesuitenordens". Überdies habe gerade Putin, als er in Moskau Chef der größten Nachfolgeorganisation des KGB, des Inlandsgeheimdienstes FSB war, "weithin lesbare Schilder anbringen (lassen) mit dem Namen und der Telefonnummer des FBS", auf daß "jedermann sehen sollte, das ist eine Behörde, die jeder Bürger in der Not aufsuchen kann".

Da kann es kaum wundernehmen, daß der Autor einen Mangel an Rechtssicherheit in Rußland rundweg bestreitet und dem Westen vorwirft, dieser halte das Land nach wie vor für unberechenbar. Ja was denn sonst? möchte man dem Rechtsprofessor entgegenhalten. Doch der fährt fort, Putin in einer Weise in den Himmel zu loben, die an Personenkult sowjetischen Angedenkens gemahnt. Wörtlich: "Außerdem beeindrucken seine Professionalität, sein Sinn für Ordnung und Disziplin und schließlich seine Jugend und Energie. Wie und womit gewann er in so kurzer Zeit das Vertrauen des Volkes? Die Antwort liegt vielleicht darin, daß die genannten Werte auch mit denen des Volkes übereinstimmen. Die innere Haltung Putins drückt sich in konsequent verantwortungsbewußtem, sittlichem Handeln aus. In diesem Zusammenhang mag es von Interesse sein, daß ,Putin' im Russischen von Put, der Weg oder die Bahn, kommt." Spätestens hier drängt es den Leser, das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn der Autor offenbar gerade noch bemerkt, wie sehr er über das Ziel hinausgeschossen ist. Jedenfalls schränkt Seiffert dann ein: "Einen Polizeistaat strebt Putin wohl nicht an, aber etwas mehr als ein Bekenntnis zum Rechtsstaat soll es wohl sein."

Da atmet man bei der Lektüre einer anderen Putin-Biographie geradezu auf und stößt sich nicht daran, daß dieser Autor beim Leser ein gehöriges Maß an Detailkenntnisssen der russischen Entwicklungen und ihrer Akteure in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren voraussetzt. Alexander Rahr, Programmdirektor für Rußland und die sogenannte Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, zeichnet den Werdegang Putins mit all seinen teils einleuchtenden, teils widersprüchlichen Begleiterscheinungen ebenso kenntnis- wie erlebnisreich nach. Daß dabei der Eindruck vermittelt wird, der bis zu seiner Berufung zum Regierungschef vor gerade einmal einem Jahr den meisten Russen ganz und gar unbekannte ehemalige "Meisterspion" in der DDR sei ausländischen Kennern der russischen Szene schon seit den frühen neunziger Jahren durch "exzellente Managerarbeit" aufgefallen, wirkt freilich aufgesetzt. Auch darf man fragen, wieso sich der Autor so sicher sein kann, daß Putin während seiner vorausgegangenen Tätigkeit in den obersten Etagen der Kremlverwaltung keinen Ehrgeiz entwickelt, nicht nach immer neuen Posten gestrebt und sich nicht, "wie andere", bereichert haben soll "an den vor seinen Augen tagtäglich vorbeifließenden Kapitalströmen". Daß die "Familie" des nach einer perfekten Regie vorzeitig abgedankten Präsidenten Jelzin ebendies reichlich getan zu haben scheint, sollte allerdings nicht dazu verleiten, die reformerischen Verdienste dieses Mannes zu ignorieren oder aber ins Lächerliche zu ziehen. Jedenfalls darf bezweifelt werden, daß sich der mit einem Machtinstinkt sondergleichen ausgestattete Jelzin in den letzten Jahren seiner Amtszeit "längst nur noch mit hilflosen Trippelschritten im Kreis (bewegte), derweil um ihn die Läufer, Springer und Türme, vor allem aber (Jelzins Tochter) Tatjana Djatschenko, die starke Dame der Partie, die Entscheidungen fällten".

Dagegen spricht inzwischen vieles für die Annahme des Autors, daß der Nachfolger Jelzins es der russischen Hochfinanz nicht länger erlauben werde, die Sicherheits- und Geheimdienste für den Schutz ihrer Interessen zu instrumentalisieren. Die Eile, in der Putin und seine Blitzkarriere hier porträtiert wurden, ist dem Buch zwar anzumerken, nimmt ihm indes nichts von seinem Informationswert. Was hingegen störend wirkt, ist die gerade bei diesem versierten Autor wenig verständliche Schreibweise so mancher russischer Namen. Warum immer Solschenitsyn und nicht Solschenizyn, wieso Berezowskij und nicht Beresowskij, Zjuganow und nicht Sjuganow? Und wenn es nach gängiger deutscher Lesart nun einmal Jelzin und nicht Elzin heißt, dann ergibt es auch keinen Sinn, anstatt Jegorow Egorow zu schreiben und aus einem Jewtuschenkow einen Ewtuschenkow zu machen.

WERNER ADAM

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