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Alexander Kissler erkundet die Bedingungen, unter denen Rudolf Borchardt nach Neuschöpfung von Ich und Welt im Schreibakt strebte.Ein Bild gerät ins Wanken: Seit 1994 das Briefwerk zu erscheinen begonnen hat, kann vom bekanntesten Unbekannten der deutschen Literatur nicht mehr in Klischees gesprochen werden. Rudolf Borchardt (1877-1945), den sprachbesessenen Erzähler, Redner, Lyriker, Übersetzer und Dramatiker, konservativ aus Überzeugung, anarchistisch aus Notwendigkeit, gilt es neu zu entdecken. Die »widernatürliche Monstrosität meiner seelischen Existenz« erweist sich nun als Resultat eines…mehr

Produktbeschreibung
Alexander Kissler erkundet die Bedingungen, unter denen Rudolf Borchardt nach Neuschöpfung von Ich und Welt im Schreibakt strebte.Ein Bild gerät ins Wanken: Seit 1994 das Briefwerk zu erscheinen begonnen hat, kann vom bekanntesten Unbekannten der deutschen Literatur nicht mehr in Klischees gesprochen werden. Rudolf Borchardt (1877-1945), den sprachbesessenen Erzähler, Redner, Lyriker, Übersetzer und Dramatiker, konservativ aus Überzeugung, anarchistisch aus Notwendigkeit, gilt es neu zu entdecken. Die »widernatürliche Monstrosität meiner seelischen Existenz« erweist sich nun als Resultat eines lebenslangen und riskanten Selbstversuchs. Borchardt wollte die Welt in Schrift und sich in deren alleinigen Schöpfer verwandeln. Alles Vorgefundene begriff er als Kränkung, es mußte umgeschmolzen, mußte fiktionalisiert werden, damit es seinen Schrecken verlor.Auf Grundlage sämtlicher Schriften und besonders der Briefe spürt diese Monographie den Bedingungen nach, unter denen Borchardt die Neuschöpfung von Ich und Welt im Schreibakt versuchte. Die dramatischen Kollisionen mit der äußeren Wirklichkeit, vor allem auf dem Gebiet der eigenen jüdisch-christlichen Biographie, werden ebenso beleuchtet wie die Selbstoffenbarungen im erzählerischen Werk. Das letztlich unauffindbare Ich bildet das Zentrum einer dichterischen Existenzform, die um ihre Vorläufigkeit weiß: »Ich habe nichts als Rauschen, / Kein Deutliches erwarte dir.« Wer wie Borchardt seinen »Ausdruck bis zur Unkenntlichkeit« beherrscht, der mag sich noch so selbstgewiß zum Nationalpädagogen oder zum Dandy stilisieren, zum Minnesänger oder zum Propheten; stets halten seine Worte Zwiesprache mit dem eigenen, dem fremden Ich: »Du kannst mir glauben«, schreibt er 1910 an den Bruder, »daß ich mir oft wunderlich vorkomme mit meinem Gehaben und Hantieren, das im Grunde auf lauter Fiktionen der prekärsten Art ruht.«
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Autorenporträt
Alexander Kissler, geb. 1969, arbeitet im Feuilleton der »Süddeutschen Zeitung«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Alle möglichen Zuschreibungen kursieren über Rudolf Borchardt, vom "Gralshüter des wahren Wortes", über den "Meister des Kapriziösen" oder den "vorlauten Vorgestrigen" - und alle könne man getrost vergessen, gebietet Rezensent Gregor Eisenhauer möglichen Klischeebildung Einhalt. Denn wie er Alexander Kisslers Buch über Person und Werk Borchardts dankbar entnimmt, war sich der Schriftsteller seiner selbst keineswegs so sicher, wie er andere gern glauben ließ. Eisenhauer entdeckt in Borchardts Borchardts vielmehr einen ziemlichen Spannungsreichtum: etwa einen ungeheuren Hochmut gepaart mit kleinlauter Demut oder die genaue Beobachtungsgabe bei gleichzeitiger Realitätsverkennung. Auch dass Borchardt als deutscher Jude Religion und Nation hinter sich lassen wollen und es doch nicht konnte, scheint ihm ein Beispiel dafür zu sein. Gern ist er also Kisslers Suche nach dem Ich des Autors gefolgt, auch wenn das Buch Eisenhauers Meinung nach etwas darunter leidet, dass sich der Autor zu viel vorgenommen hat.

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