Das kleine Ferkel und der kleine Igel hatten immer geglaubt, es könnte ihnen gar nicht besser gehen. Doch dann klebt jemand über Nacht ein Plakat an ihr Häuschen, auf dem geschrieben steht: "Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!" Also machen sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen.Wo bitte geht s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel klärt Kinder auf humorvolle Weise über die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam auf. Die Frage, ob einem religionsfreien Kind "etwas fehlt", wird dabei aus der Perspektive des weltlichen Humanismus beantwortet: "Und die Moral von der Geschicht: Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht.!"Eine FAQ-Seite hat der Autor unter http://www.schmidt-salomon.de/ferkelfaq.htm zusammengestellt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2008Erst Sündenabschaffung, dann Paradieseswonnen
Vom ungläubigen Ferkel: Ein atheistisches Kinderbuch verunglimpft drei Weltreligionen
Soll dieses Kinderbuch als jugendgefährdend indiziert werden? Das Bundesfamilienministerium hat gegen die illustrierte Schrift "Wo bitte gehts zu Gott? fragte das kleine Ferkel. Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen" (Autor: Michael Schmidt-Salomon, Illustrator: Helge Nyncke) diesen Schritt beantragt. Die Verhandlung wird im März stattfinden. Aber eine öffentliche Diskussion ist schon jetzt entbrannt. Sie zeigt einen merkwürdigen Verlauf und ist deshalb ein besserer Gegenstand der Analyse als das Buch selbst, dem man mit einer Debatte zu viel Ehre antäte.
Das Ministerium glaubt, das Buch gebe die drei monotheistischen Religionen der Lächerlichkeit preis, vor allem aber werde das Judentum "als besonders angsteinflößend und grausam dargestellt". Der Eindruck entstehe, "dass die jüdische Glaubensgemeinschaft andere Religionsgemeinschaften vernichten will". Dass das Buch hauptsächlich das Judentum treffen wolle, ist ein Irrtum des Ministeriums, aber ein für Deutschland charakteristischer. Er kann nur deshalb aufkommen, weil sich die Gesellschaft mit den lüstern aufgeputzten Mönchen und Nonnen, die bei jedem Christopher Street Day für kreischendes Amüsement sorgen, längst abgefunden hat. Und auch deshalb wohl hat das Ministerium die judenfeindliche Tendenz herausgestellt, weil im Falle selbst von krass herabwürdigenden Mohammed-Karikaturen die öffentliche Meinung Europas sich auf "Toleranz" geeinigt hat. So bleibt für einen Indizierungsantrag kaum eine andere Begründung als die erwähnte.
Tatsächlich aber stehen der halbverrückte Rabbi, der feiste Pfaffe und der fanatische Imam, dargestellt im Kreise des nahöstlichen muslimischen Mobs, denen das Ferkel und sein Freund Igel der Reihe nach begegnen, einander in nichts nach. Alle vertreten die gleiche Idee, die eines grausam strafenden Gottes. Der Rabbi ergeht sich in seiner sadistischen Ausmalung der Sintflut, der Bischof feiert in ebenso blutrünstigem Geist den Kreuzestod Christi. Und der Mufti will sie noch übertrumpfen, wenn er verkündet: "Unsere Hölle ist heißer." Nein, dieses Buch ist nicht spezifisch oder ausschließlich antisemitisch - es ist: niedrig. Man muss Stephan Kramer, dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, danken, dass er hier die Dinge zurechtgerückt und in ein rechtes Verhältnis gesetzt hat.
Das Ferkel-Buch ist ja, wenn man einmal von seiner verletzenden Tendenz absieht, vor allem eines: banal. Banal nämlich wie alle Religionskritik, die dann doch nur darauf hinausläuft, Licht, Luft und Sonne in aller Gemütsruhe zu genießen. Nicht zu vergessen die Satellitenschüssel, die auf dem Dach des idyllischen, weltabgeschiedenen Häuschens von Ferkel und Igel plaziert ist. Und nicht zu vergessen die Schlussseite mit den fröhlichen, geradezu paradiesischen Nackten - nur die drei geistlichen Männer verdecken voll Scham ihr Geschlecht.
Der Autor ist ein rühriger Mann. Er ist Sprecher der "Giordano Bruno Stiftung", die hierzulande das Programm des neuen internationalen Atheismus vertritt, dem sie den wohlklingenderen Namen "evolutionärer Humanismus" verliehen hat. Der Tom Cruise dieser Sekte ist der bedeutende Hirnforscher Wolf Singer - leider.
LORENZ JÄGER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom ungläubigen Ferkel: Ein atheistisches Kinderbuch verunglimpft drei Weltreligionen
Soll dieses Kinderbuch als jugendgefährdend indiziert werden? Das Bundesfamilienministerium hat gegen die illustrierte Schrift "Wo bitte gehts zu Gott? fragte das kleine Ferkel. Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen" (Autor: Michael Schmidt-Salomon, Illustrator: Helge Nyncke) diesen Schritt beantragt. Die Verhandlung wird im März stattfinden. Aber eine öffentliche Diskussion ist schon jetzt entbrannt. Sie zeigt einen merkwürdigen Verlauf und ist deshalb ein besserer Gegenstand der Analyse als das Buch selbst, dem man mit einer Debatte zu viel Ehre antäte.
Das Ministerium glaubt, das Buch gebe die drei monotheistischen Religionen der Lächerlichkeit preis, vor allem aber werde das Judentum "als besonders angsteinflößend und grausam dargestellt". Der Eindruck entstehe, "dass die jüdische Glaubensgemeinschaft andere Religionsgemeinschaften vernichten will". Dass das Buch hauptsächlich das Judentum treffen wolle, ist ein Irrtum des Ministeriums, aber ein für Deutschland charakteristischer. Er kann nur deshalb aufkommen, weil sich die Gesellschaft mit den lüstern aufgeputzten Mönchen und Nonnen, die bei jedem Christopher Street Day für kreischendes Amüsement sorgen, längst abgefunden hat. Und auch deshalb wohl hat das Ministerium die judenfeindliche Tendenz herausgestellt, weil im Falle selbst von krass herabwürdigenden Mohammed-Karikaturen die öffentliche Meinung Europas sich auf "Toleranz" geeinigt hat. So bleibt für einen Indizierungsantrag kaum eine andere Begründung als die erwähnte.
Tatsächlich aber stehen der halbverrückte Rabbi, der feiste Pfaffe und der fanatische Imam, dargestellt im Kreise des nahöstlichen muslimischen Mobs, denen das Ferkel und sein Freund Igel der Reihe nach begegnen, einander in nichts nach. Alle vertreten die gleiche Idee, die eines grausam strafenden Gottes. Der Rabbi ergeht sich in seiner sadistischen Ausmalung der Sintflut, der Bischof feiert in ebenso blutrünstigem Geist den Kreuzestod Christi. Und der Mufti will sie noch übertrumpfen, wenn er verkündet: "Unsere Hölle ist heißer." Nein, dieses Buch ist nicht spezifisch oder ausschließlich antisemitisch - es ist: niedrig. Man muss Stephan Kramer, dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, danken, dass er hier die Dinge zurechtgerückt und in ein rechtes Verhältnis gesetzt hat.
Das Ferkel-Buch ist ja, wenn man einmal von seiner verletzenden Tendenz absieht, vor allem eines: banal. Banal nämlich wie alle Religionskritik, die dann doch nur darauf hinausläuft, Licht, Luft und Sonne in aller Gemütsruhe zu genießen. Nicht zu vergessen die Satellitenschüssel, die auf dem Dach des idyllischen, weltabgeschiedenen Häuschens von Ferkel und Igel plaziert ist. Und nicht zu vergessen die Schlussseite mit den fröhlichen, geradezu paradiesischen Nackten - nur die drei geistlichen Männer verdecken voll Scham ihr Geschlecht.
Der Autor ist ein rühriger Mann. Er ist Sprecher der "Giordano Bruno Stiftung", die hierzulande das Programm des neuen internationalen Atheismus vertritt, dem sie den wohlklingenderen Namen "evolutionärer Humanismus" verliehen hat. Der Tom Cruise dieser Sekte ist der bedeutende Hirnforscher Wolf Singer - leider.
LORENZ JÄGER
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