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Spaziergänge am Meer
Die Meere und ihre Grenzen gehören zu den letzten Räumen, an denen wir unserem Wunsch nach Ruhe, Zurückgezogenheit und Kontemplation in Begegnung mit der Natur nachgehen können. Diese Bilder und Texte erzählen vom Lächeln der Brandung, von Abenden am Meer, der Sehnsucht nach Weite und den Hoffnungen hinter dem Horizont.
Fotos von Mittelmeer und Atlantik, Nord- und Ostseeküsten; aus Dänemark, den Niederlanden, aus Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Deutschland.
Mit einem Vorwort von Matthias Politycki.

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Produktbeschreibung
Spaziergänge am Meer

Die Meere und ihre Grenzen gehören zu den letzten Räumen, an denen wir unserem Wunsch nach Ruhe, Zurückgezogenheit und Kontemplation in Begegnung mit der Natur nachgehen können. Diese Bilder und Texte erzählen vom Lächeln der Brandung, von Abenden am Meer, der Sehnsucht nach Weite und den Hoffnungen hinter dem Horizont.

Fotos von Mittelmeer und Atlantik, Nord- und Ostseeküsten; aus Dänemark, den Niederlanden, aus Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Deutschland.

Mit einem Vorwort von Matthias Politycki.
Autorenporträt
Rainer Groothuis, geboren 1959, Buchgestalter und Spezialist für Kommunikation und Marketing für Verlage, gelernter Buchhändler. Seit 1999 ist er geschäftsführender Gesellschafter von Groothuis, Lohfert, Consorten/ Gesellschaft für Formfindung und Sinneswandel in Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2009

Man soll nichts mehr wollen, nur Meer
Rainer Groothuis steht am Ufer, schaut aufs Wasser und entdeckt da draußen ein paar Antworten auf die ewige Frage, warum das Gewoge der Wellen bloß so eine starke Sehnsucht auslöst
Das Wunder einer jeden Reise ans Meer ist, dass man stundenlang hinausschauen kann, ohne dass es jemals langweilig wird. Woher kommt diese Faszination? Ist es das Gefühl von Freiheit, das einen mit der salzigen Brise anweht? Die Sehnsucht nach Weite, genährt vom Wissen, dass man jetzt nur in der Lage sein müsste, ein Segel zu setzen und den Wind zu beherrschen, und schon wäre jedes beliebige Gestade auf der Welt erreichbar? Oder ziehen dunklere, unbewusste Kräfte den Reisenden immer wieder hin zu dem, was Gottfried Benn „erlösend tiefes Blau” genannt hat? Vielleicht eine im Innersten eingegrabene Information, dass der Mensch in diesem Element entstanden, dann herausgekrochen ist? Oder ist es die jenseits der schönen, wogenden Oberfläche lauernde Gefahr, die den vom Ufer Schauenden fesselt? Letztere beschreibt Matthias Politycki in seiner Einführung zu Rainer Groothuis’ Bildband „Wo das Land zu Ende ist”.
Doch niemand kann die Faszination der Ozeane erschöpfend erklären, auch der wortgewandte Schriftsteller Politycki nicht, der sich dann auch vor allem auf die Schilderung seiner Tauchabenteuer verlegt. So vage bleibt überhaupt der gesamte Bildband, und so konkret erfüllt er dadurch eben gerade seine Aufgabe: ein Sehnsuchtsbuch zu sein, der Prospekt einer Kopfreise, den man an jeder beliebigen Stelle aufschlagen und durchblättern kann und der doch immer die gleiche Lust zum Aufbruch macht.
Das Wesen der Sehnsucht ist schwärmerisch und wider-vernünftig. Das effektive Denken des Alltags braucht der Genießer des Meerblicks nicht. Und mit so einem Rauschen im Gemüt nimmt man am besten auch den Band des Buchgestalters und Chefs der Kommunikationsagentur „Gesellschaft für Formfindung und Sinneswandel” zur Hand.
Wie der Schaum der Gischt sich am sandigen Ufer verläuft, so verwischen die Konturen auf den atmosphärischen, meist auf weichem, grobkörnigen Papier abgezogenen Schwarzweiß-Aufnahmen. Mit ihnen dokumentiert Groothuis die Eindrücke, die er auf Spaziergängen an den Ufern des Mittelmeers und des Atlantiks gesammelt hat, an Nord- und Ostsee, zwischen Dänemark, Spanien, Deutschland und Portugal: steinerne Häuserwürfel auf senkrecht abfallenden Klippen, einsame Strände, an denen seichtes, glitzerndes Wasser leckt, Dünengras, vom Wind zerzaust, Felsen, an denen die Brandung zu weißen Wolken zerstäubt. Aber wo und wann die Aufnahmen entstanden sind, erfährt der Betrachter nicht. Es geht hier nicht um eine räumliche oder zeitliche Verortung, sondern um die Vermessung dessen, was an allen Ufern zu allen Zeiten möglich ist: Ruhe und Kontemplation, Rückzug und Naturerlebnis. Wobei die Natur auf diesen Fotos stets als Projektionsfläche für die Empfindungen des Betrachters, also als romantische Vorlage dient.
Der Kopfreisende ist dabei meist alleine und stets ungestört von dem, was normalerweise sonst noch an Stränden vor sich geht. Bei Groothuis durchkreuzen keine laut rufenden Eisverkäufer die Gedanken, kein überfüllter Parkplatz und kein herumliegender Müll verunzieren den Blick. Selbst andere Menschen kommen, wenn überhaupt, nur in unaufdringlichem Abstand vor, als Schattenschemen, als entferntes Grüppchen Badender oder einmal als Rückenfigur auf einer Mole, hinausschauend in ein einziges Grau, in dem Meer und Horizont zerfließen – diese Anspielung an die Metaphysik des Seelenlandschafts-Malers Caspar David Friedrich hat sich Rainer Groothuis dann doch nicht verkneifen können. Ansonsten sind vom Menschen vor allem karge Hinterlassenschaften zu sehen. An Land gezogene Boote, leere Strandkörbe, verwaiste Promenaden und die Gerippe von Sonnenschirmen symbolisieren die letzten Außenposten einer vom Untergang bedrohten Zivilisation und lassen die Natur nur noch ungestümer wirken. Der Letzte hat die Plastikstühle des Strandcafés zusammengeklappt, die Sintflut kann kommen.
Wo das Land zu Ende ist, hört auch die Macht des Menschen auf. Ihm bleiben dann nur noch die Worte für das Unbeschreibliche. Groothuis hat dazu eine kleine Auswahl von Gedichten und kurzen Texten getroffen, etwa von Herman Melville, Wolf Wondratschek und Bertolt Brecht, die, ähnlich wie die Bilder, aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang genommen sind. So schreibt etwa Erich Fried: „Wenn man den Sand sägen hört / und das Schlurfen der kleinen Steine / in langen Wellen / soll man aufhören zu sollen / und nichts mehr wollen / nur Meer.” Der Rest geht im Rauschen unter.
JOCHEN TEMSCH
Rainer Groothuis
Wo das Land zu Ende ist
Am Meer: Unsere Sehnsucht nach Weite. Edel Verlag, Hamburg 2009, 144 Seiten mit 81 Abbildungen, 34 Euro.
Die Gerippe von Sonnenschirmen wirken wie die letzten Außenposten einer vom Untergang bedrohten Zivilisation. Wo das Land zu Ende ist, hört auch die Macht des Menschen auf. Hier kann er nur noch schauen und schwärmen. Foto: © Rainer Groothuis
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