Produktdetails
- Verlag: Frederking & Thaler
- ISBN-13: 9783894052454
- ISBN-10: 3894052457
- Artikelnr.: 13551053
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2006Der Wolf hat den Blues
Gary Ferguson gibt in seinem Erlebnisbericht Einblicke in das Leben und Tagewerk eines "Park Rangers" in der Wildnis des Yellowstone-Nationalparks. Einen Sommer lang dokumentiert er tagebuchartig seine freiwilligen und unfreiwilligen Begegnungen mit skurrilen Menschenexemplaren wie Möchtegern-Cowboys und Pferdeflüsterern, Zivilisationsflüchtlingen und skrupellosen Geschäftemachern ebenso wie mit Wölfen, Wapitis und den "großen Braunen", wie er die Grizzlys zärtlich nennt. Nicht ohne Humor und in mitunter an Reinhard Meys "Diplomatenjagd" erinnernden Szenerien schildert er die findigen Geschäftspraktiken der sogenannten Outfitter, der auf Abenteuerurlaub oder organisierte Jagden für Großstädter spezialisierten Reiseveranstalter. So kritisiert er das Auslegen von Salzblöcken, das die Bullen in Schußnähe locken soll. Auch widerspricht der Autor vehement dem öffentlichen Image des Yellowstone als "Disney-World-Park mit thermalen Attraktionen". Das Buch bietet fundierte Einblicke in das subtile, durch menschliche Eingriffe oder Naturkatastrophen bedrohte Ökosystem des Nationalparks, wobei es immer wieder die regenerative Kraft des großen Brandes von 1988 betont. Der allzu chronikartige Stil entfaltet dabei aber zuweilen den Charme eines Waldschadensberichts. Vor allem für das deutsche Lesepublikum bringt das Buch allzu spezifische Insiderinformationen und Details über Rechtsstreitigkeiten und Kompetenzgerangel zwischen Rangern und Outfittern. Begibt sich Ferguson doch einmal auf philosophische Sinnsuche angesichts des Lebens und Sterbens in der Wildnis, so ergeht er sich in spröder, lagerfeuerromantischer Cowboy-Poesie: "Das Geheul der Wölfe hat etwas Trauriges und zugleich Kraftvolles. In ihm spiegelt sich der Blues der ganzen Welt." Seine Stärken entfaltet der Autor in den reinen Naturbeobachtungen und den leisen Zwischentönen, wenn er etwa die Jahreszeitenübergänge oder die Migrationen in der Tier- und Pflanzenwelt präzise einfängt.
sg
"Wo der Adler wohnt. Mein Leben in der Wildnis des Yellowstone National Park" von Gary Ferguson. Frederking & Thaler Verlag, München 2005. 234 Seiten, einige Farbfotos, eine Karte. Gebunden, 11 Euro. ISBN 3-89405-245-7.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gary Ferguson gibt in seinem Erlebnisbericht Einblicke in das Leben und Tagewerk eines "Park Rangers" in der Wildnis des Yellowstone-Nationalparks. Einen Sommer lang dokumentiert er tagebuchartig seine freiwilligen und unfreiwilligen Begegnungen mit skurrilen Menschenexemplaren wie Möchtegern-Cowboys und Pferdeflüsterern, Zivilisationsflüchtlingen und skrupellosen Geschäftemachern ebenso wie mit Wölfen, Wapitis und den "großen Braunen", wie er die Grizzlys zärtlich nennt. Nicht ohne Humor und in mitunter an Reinhard Meys "Diplomatenjagd" erinnernden Szenerien schildert er die findigen Geschäftspraktiken der sogenannten Outfitter, der auf Abenteuerurlaub oder organisierte Jagden für Großstädter spezialisierten Reiseveranstalter. So kritisiert er das Auslegen von Salzblöcken, das die Bullen in Schußnähe locken soll. Auch widerspricht der Autor vehement dem öffentlichen Image des Yellowstone als "Disney-World-Park mit thermalen Attraktionen". Das Buch bietet fundierte Einblicke in das subtile, durch menschliche Eingriffe oder Naturkatastrophen bedrohte Ökosystem des Nationalparks, wobei es immer wieder die regenerative Kraft des großen Brandes von 1988 betont. Der allzu chronikartige Stil entfaltet dabei aber zuweilen den Charme eines Waldschadensberichts. Vor allem für das deutsche Lesepublikum bringt das Buch allzu spezifische Insiderinformationen und Details über Rechtsstreitigkeiten und Kompetenzgerangel zwischen Rangern und Outfittern. Begibt sich Ferguson doch einmal auf philosophische Sinnsuche angesichts des Lebens und Sterbens in der Wildnis, so ergeht er sich in spröder, lagerfeuerromantischer Cowboy-Poesie: "Das Geheul der Wölfe hat etwas Trauriges und zugleich Kraftvolles. In ihm spiegelt sich der Blues der ganzen Welt." Seine Stärken entfaltet der Autor in den reinen Naturbeobachtungen und den leisen Zwischentönen, wenn er etwa die Jahreszeitenübergänge oder die Migrationen in der Tier- und Pflanzenwelt präzise einfängt.
sg
"Wo der Adler wohnt. Mein Leben in der Wildnis des Yellowstone National Park" von Gary Ferguson. Frederking & Thaler Verlag, München 2005. 234 Seiten, einige Farbfotos, eine Karte. Gebunden, 11 Euro. ISBN 3-89405-245-7.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht nur positiv hat der "sg" zeichnende Rezensent dieses Buch aufgenommen, das seinen Informationen zufolge tagebuchartig einen Sommer im Yellowstone-Nationalpark dokumentiert. Zwar fand er die darin enthaltenen Begegnungen mit allerlei "skurrilen Menschenexemplaren" und wilden Tieren immer wieder sehr unterhaltsam und freut sich auch an gelungenen Naturbeobachtungen. Lobend hebt er außerdem die Kritik des Buches an Reise- und Jagdpraktiken von Abenteuerurlaubern hervor. Daneben schätzt der Rezensent auch die "fundierten Einblicke" in das bedrohte Ökosystem des Nationalparks. Insgesamt aber präsentiert das Buch aus seiner Sicht für ein deutsches Publikum viel zu viele Insider-Informationen, ermüdet mitunter durch "allzu chronikartigen Stil" und nervt gelegentlich mit "lagerfeuerromantischer Cowboy-Poesie".
© Perlentaucher Medien GmbH
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