'Wer wünscht sich nicht, seinen Lebensabend im wunderschönen Südfrankreich zu verbringen? Die hoch betagte Mme Rousse und ihre Nachbarinnen haben sich diesen Traum erfüllt. Rüstig, munter und schwerhörig sitzen sie gemeinsam vor dem Fernseher. Sie kommentieren, was kommentiert werden muss die Eskapaden des liebestollen Präsidenten, die rosa gefärbten Haare von Mme Rouby und die Chinesen, die auf die Tibeter eindreschen. Plötzlich taucht in den Nachrichten eine wirklich beunruhigende Meldung auf, die das eigene sonnige Leben für immer verändern wird. Ein komischer, anrührender und vor allem weiser Roman über das Leben jenseits von Gut und Böse.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2011Ganz schön öde, Alter!
Vor einiger Zeit erreichte uns aus Frankreich die Nachricht, dass es in keiner westlichen Industrienation so viele Menschen gebe, die einhundert Jahre oder noch älter werden. Sogleich rätselte man, woran es denn liegen könnte. Die Spekulationen reichten vom Segen des allabendlichen Gläschens Rotwein bis zu den Vorzügen körperlicher Ertüchtigung. Wie gerufen schien da der Roman der Autorin Pascale Gautier zu kommen, der sich eben jenen, im französischen "Les vieilles" genannten Alten widmet. Schauplatz der Erzählung ist das Dorf Sonnenloch, ein Refugium für die Pensionäre der Nation, die ein ganzes Leben lang geschuftet haben, um ihre Rente dort zu verpulvern, wo an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr die Sonne scheint. Das Problem ist, dass sich an diesem Ort bald mehr Alte tummeln, als ihm guttut: Die tägliche Prozession von Tauben und Lahmen, Verwirrten und Einsamen deprimiert selbst diejenigen, die ihr angehören. Allerdings ist auch der Leser schnell gelangweilt. Denn Gautier weiß mit ihren Figuren nichts anzufangen, als sie beim Flanieren auf der Dorfstraße zu zeigen oder beim Frisör. Selbst eine kosmische Bedrohung (Meteor!) kann gegen den allgemeinen Ennui nichts ausrichten. So lassen sich die Geheimnisse des Altwerdens nicht enthüllen. (Pascale Gautier: "Wo die alten Damen wohnen". Roman. Aus dem Französischen von Claudia und Nadine Steinitz. Ullstein Buchverlage Berlin 2011. 223 S., brosch., 18,- [Euro].) lbo.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vor einiger Zeit erreichte uns aus Frankreich die Nachricht, dass es in keiner westlichen Industrienation so viele Menschen gebe, die einhundert Jahre oder noch älter werden. Sogleich rätselte man, woran es denn liegen könnte. Die Spekulationen reichten vom Segen des allabendlichen Gläschens Rotwein bis zu den Vorzügen körperlicher Ertüchtigung. Wie gerufen schien da der Roman der Autorin Pascale Gautier zu kommen, der sich eben jenen, im französischen "Les vieilles" genannten Alten widmet. Schauplatz der Erzählung ist das Dorf Sonnenloch, ein Refugium für die Pensionäre der Nation, die ein ganzes Leben lang geschuftet haben, um ihre Rente dort zu verpulvern, wo an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr die Sonne scheint. Das Problem ist, dass sich an diesem Ort bald mehr Alte tummeln, als ihm guttut: Die tägliche Prozession von Tauben und Lahmen, Verwirrten und Einsamen deprimiert selbst diejenigen, die ihr angehören. Allerdings ist auch der Leser schnell gelangweilt. Denn Gautier weiß mit ihren Figuren nichts anzufangen, als sie beim Flanieren auf der Dorfstraße zu zeigen oder beim Frisör. Selbst eine kosmische Bedrohung (Meteor!) kann gegen den allgemeinen Ennui nichts ausrichten. So lassen sich die Geheimnisse des Altwerdens nicht enthüllen. (Pascale Gautier: "Wo die alten Damen wohnen". Roman. Aus dem Französischen von Claudia und Nadine Steinitz. Ullstein Buchverlage Berlin 2011. 223 S., brosch., 18,- [Euro].) lbo.
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