Nichts ist, wie es scheint. – Dieser Satz steht auf der Rückseite des Buches, als Kommentar eines Regisseurs. Tatsächlich war das genau der Gedanke, der mir beim Lesen immer wieder in den Sinn kam.
Zunächst scheint alles recht klar zu sein. Ein Gründungsmitglied einer Anti-Rassismus-Bewegung wird
Opfer eines grausamen Tötungsversuchs. Mitten in Potsdam hat ihm jemand so oft ins Gesicht…mehrNichts ist, wie es scheint. – Dieser Satz steht auf der Rückseite des Buches, als Kommentar eines Regisseurs. Tatsächlich war das genau der Gedanke, der mir beim Lesen immer wieder in den Sinn kam.
Zunächst scheint alles recht klar zu sein. Ein Gründungsmitglied einer Anti-Rassismus-Bewegung wird Opfer eines grausamen Tötungsversuchs. Mitten in Potsdam hat ihm jemand so oft ins Gesicht getreten, dass er mit schwersten Hirnverletzungen im Koma liegt. Dieser Jemand wird von einem Zeugen, der mutig einschritt und dabei selbst verletzt wurde, als klassischer Typ „Neonazi“ beschrieben. Und der Junge war nicht nur ein mutiger Vorkämpfer seiner Bewegung, sondern zusätzlich auch noch Türke. Alles passt hervorragend zusammen.
Der ermittelnde Hauptkommissar Sigi Kamm, bekannt für seine nicht immer juristisch ganz einwandfreie Ermittlung, wird aufgrund der prekären Lage (rassistisch motivierter Mordanschlag) gezwungen, mit der Psychologin Alicia Behrens zusammenzuarbeiten. Sie soll den Vater des Opfers und den geschockten Zeugen nebst Familie betreuen. Und diesen zur Aussage bewegen, denn plötzlich ist er genau dazu nicht mehr bereit…
Bei diesem Buch wäre es tödlich, zu viel zu verraten. Denn es passiert unglaublich viel und immer wieder gibt es neue Entwicklungen. Ich habe manches Mal kopfschüttelnd dagesessen und hab gedacht: „Das kann doch jetzt nicht wahr sein!“ Spannend war es auf jeden Fall, das steht mal fest.
Zwischendurch kamen mir immer mal wieder Zweifel ob es gut ist, mit einem so brenzligen Thema so zu jonglieren. Ich bin mir da auch nach wie vor unsicher. Auf jeden Fall sollte man das Buch sorgfältig lesen und sich Zeit zum Nachdenken nehmen.
Ein zweiter Knackpunkt war für mich persönlich die Psychologin. Psychologen sind auch Menschen, keine Frage. Aber diese schleppte selber ein unbewältigtes Kindheitstrauma mit sich rum, das in der Sektenmitgliedschaft ihrer Eltern begründet war. Den Andeutungen nach würde ich sagen, dass es Zeugen Jehovas gewesen sein müssen. Es gab noch diverse Anspielungen, die mit dem Tod der Mutter zu tun hatten, in den sie irgendwie verstrickt ist und einem scheinbar inhaftierten Vater. Ich schätze – da dies der erste Fall für Kamm und Behrens war – dass in den kommenden Bänden daran noch weiter gearbeitet wird. Ich hoffe vor allen Dingen, dass sie sich selber mal in eine gute Therapie begibt, denn ihr ständiges „sie parkte die eigenen Gefühle in der Warteschleife in ihrem Hinterkopf“ ging mir nach einer Weile doch ziemlich auf die Nerven. Zudem störte mich ihre Art, selbst aus der brenzligsten Situation noch ein Rollenspiel zu machen. Ich hatte das Gefühl, dass diese Frau nicht in der Lage ist, ein einziges normales Gespräch zu führen. Und sie schien auch keine anderen Bedürfnisse zu haben, als immerfort an ihre Therapien zu denken. Für mich war sie ein Musterbeispiel für Verdrängungsverhalten. Vermutlich sollte das auch so rüberkommen, damit in den Folgebänden an ihren Problemen gearbeitet werden kann. Ich hoffe nur, dass dies zügig erledigt wird!
Der Kommissar war mir hingegen sympathisch und die Handlung – wie gesagt – sehr spannend, überraschend und anspruchsvoll. Ich werde dem nächsten Fall der beiden auf jeden Fall eine Chance geben (und hoffe auf eine baldige, erfolgreiche Therapie der Therapeutin).